Kommentar von der Presseverlautbarung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Torsten Burmester
Frankfurt am Main (weltexpresso) - 2023 wird ein herausforderndes Jahr für den deutschen Sport. Die Pandemie ebbt ab, ihre Folgen für Vereine und Verbände jedoch, für sportliche Menschen und Sportstrukturen begleiten uns ebenso hartnäckig wie die Konsequenzen des russischen Überfalls auf die Ukraine. Wie weit uns die Krise im Griff hat, liegt immer auch an uns selbst. Das zurückliegende Jahr macht dabei durchaus Mut, die Resilienz der freiwilligen Strukturen in den Sportvereinen ist bewundernswert. Ebenso beeindruckend ist es mitzuverfolgen, wie die Athlet*innen des Team D mit Charakter und Willensstärke den erschwerten Umständen trotzen.
Ein Beispiel vom Jahresende: Die erfolgreichen deutschen Wildwasserkanuten*innen waren angefragt worden, ob sie ihre neuen Trainingshindernisse, finanziert aus Mitteln der Sportlotterie „Sieger-Chance“, für ein Kamerateam vorführen könnten. Sie konnten; die versammelte deutsche Weltklasse schwang sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneetreiben durch den Augsburger Eiskanal. Weil sie ohnehin gewohnt sind, derartige Widerstände zu überwinden.
Vergleichbares Engagement findet Tag für Tag an der Basis unserer knapp 90.000 Vereine statt, ohne dass dabei immer gleich gefilmt würde. Krisen wecken Kräfte, sie erzwingen Reaktionen und öffnen dabei auch Türen. Wert und Bedeutung von Sport und Bewegung wurden in den Pandemiejahren allzu deutlich, als
die gesundheitlichen Folgen der Pandemie auf Physis und Psyche vor allem von Kindern und Jugendlichen in erschreckendem Ausmaß zu Tage traten. Die Bundesregierung signalisierte Reformbereitschaft und schrieb sich das Wort vom Sportentwicklungsplan in den Koalitionsvertrag. Der Sport fasste die Gelegenheit beim Schopf, entwickelte Pläne für ein bewegteres Land und initiierte einen Bewegungsgipfel im Dezember. Das und die Absichtserklärungen der
politischen Partner fühlten sich gut an. Aber auch in der Sportpolitik gilt die alte Weisheit des Adi Preissler: „Entscheidend is’auf’m Platz.“
Was Papier und Gipfel wert sind, wird sich in den vor uns liegenden Monaten erweisen, wenn die Absichten in konkretes Handeln transformiert werden. Im Idealfall steht am Ende des über das beginnende Jahr hinausreichenden Prozesses ein neues politisches Bewusstsein, das Bewegung und Gesundheit mitdenkt bei allen Handlungen, Gesetzen oder Reformen, die Auswirkungen auf die Bürger*innen haben. Der Sport und seine Partner in Bund und Ländern haben im vor uns liegenden Jahr die Chance, gemeinsam Neuland zu betreten und Gesundheit und Bewegung nachhaltig im Handeln von Staat und Gesellschaft zu verankern.
Es gibt erste positive Anzeichen: Das Programm „ReStart - Sport bewegt Deutschland“ wird mit 25 Millionen Euro vom Bundesinnenministerium des Innern und für Heimat gefördert. Ziel ist es, nach der Corona-Pandemie wieder mehr Menschen in Deutschland in Bewegung zu bringen und für den Vereinssport zu begeistern, mehr Übungsleitende, Trainer*innen und Schiedsrichter*innen auszubilden und die Vereinsentwicklung zu unterstützen.
Dem Sport aus der Pandemie zu helfen und ihm mehr Gewicht in den Entscheidungsstrukturen zu verschaffen, ist ein Gebot der politischen Vernunft. In Zeiten von Krise und Verunsicherung braucht es darüber hinaus aber auch Leuchtturmprojekte, die Aufbruch und Chancen signalisieren und die Menschen faszinieren. Ein derartiges Ziel, so haben es die Mitglieder des DOSB beschlossen, könnten Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland sein. Für den Fall, dass wir gemeinsam als Gesellschaft zu der Erkenntnis kommen, dass es gute Gründe für eine Gastgeberrolle gibt. Mit Hilfe einer Road Map für einen transparenten und partizipativen Diskussionsprozess wollen wir im Jahr 2023 gemeinsam mit Sport, Politik und Gesellschaft ein nachhaltiges Konzept für eine mögliche Bewerbung erarbeiten. Im Mittelpunkt des Handelns steht dabei stets das Ziel, den Sport in Deutschland fit für die Zukunft zu machen.
Für die Mühen der Ebene „Sportentwicklung“ ebenso wie für die olympische Vision benötigen wir im neuen Jahr einen langen Atem und viel Teamgeist. Wir haben beides im deutschen Sport, in Augsburg und im Rest der Republik.
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Aus dem Pressedienst des DOSB