Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Berlin, Teil 514
Der Paritätische
Berlin (Weltexpresso) - Frauenhauskoordinierung (FHK) hat gemeinsam mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe einen Flyer in leichter Sprache zum Thema „Was ist ein Frauenhaus?“ konzipiert.
Der Flyer wurde in einer Stückzahl von 5.000 in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift der Lebenshilfe („Teilhabe“) eingelegt. Er ist auch online auf der Website der Bundesvereinigung Lebenshilfe abrufbar. Dort ist auch ein Erklärfilm von FHK zum Thema "Was ist ein Frauenhaus?" zu finden.
Solche Maßnahmen sind wichtig, denn insbesondere Frauen und Mädchen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind in hohem Maße von Gewalt betroffen. In Deutschland bedeuten Behinderung und/oder Beeinträchtigung für Frauen und Mädchen leider auch, dass sie sehr schwer Schutz vor Gewalt finden. Bundesweit gibt es fast keine voll barrierefreien Frauenhäuser. Nur etwa 45 von ca. 400 Frauenhäusern sind rollstuhlgerecht. Laut Angaben des BMFSFJ erleben Mädchen und Frauen mit Behinderung je nach Gewaltform zwei bis dreimal häufiger Gewalt als der Bevölkerungsdurchschnitt. Fast die Hälfte hat sexuelle Gewalt in Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter erlebt. Sie erfahren fast doppelt so häufig körperliche Gewalt wie Frauen ohne Behinderungen und etwa 70 Prozent bis 90 Prozent der Frauen mit Behinderungen haben bereits psychische Gewalt im Erwachsenenleben erfahren.
Der Paritätische fordert deshalb die Finanzierung eines bedarfsgerechten und barrierefreien Ausbaus der Unterstützungsstrukturen. Die bundesgesetzlich geregelte Finanzierung muss aus Sicht des Verbandes sowohl bestehende Gewaltschutzangebote als auch den bedarfsgerechten Ausbau der Angebote bundesweit umfassen. Aktuell fehlen allein ca. 14.000 Schutzplätze in Frauenhäusern bundesweit. Der kontinuierliche Ausbau des Gewaltschutzsystems gehört also mit zu den dringlichen Aufgaben und muss durch die gesetzliche Regelung abgesichert werden.
Im Rahmen seiner verbandlichen Positionierung vom April 2023 hat der Paritätische insbesondere folgende Kriterien benannt:
Ein barrierefreier Zugang zu Unterstützung und Hilfe ist für alle Menschen, aber insbesondere für Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen erforderlich. Sie sind aufgrund ihrer Vulnerabilität in besonderem Maße von körperlicher, sexualisierter und psychischer Gewalt betroffen. Sie brauchen zwingend das Wissen um die Angebote der Gewaltschutzeinrichtungen, sowie die Ermutigung, diese auch in Anspruch zu nehmen. Dies darf keinesfalls am Geld scheitern und muss besonders zeitnah erfolgen. Auch müssen erforderliche Assistenzleistungen der gewaltbetroffenen Personen bzw. ihrer Kinder während des Aufenthaltes in der Gewaltschutzeinrichtung weiter ermöglicht werden. Deshalb sind fachliche Konzepte zu entwickeln und, orientiert an den bestehenden Strukturen der Länder, schnellstmöglich umzusetzen. Dem Leitgedanken der Inklusion im Grundsatz folgend, sind dazu folgende Eckpunkte relevant:
- niedrigschwelliger und barrierefreier Zugang zu Information und Beratung über Telefon und Internet
- flächendeckendes qualifiziertes Angebot der persönlichen Beratung inkl. der Möglichkeit der aufsuchenden Beratung
- der sichere, schnelle, unbürokratische und barrierefreie Zugang zu einem geeigneten Schutzplatz
- die zuverlässige Kostenübernahme von Dolmetscher*innen und Gebärdendolmetscher*innen sowie Assistenzen
Hintergrundinformationen zu FHK:
Frauenhauskoordinierung e. V. (FHK) wurde 2001 in Frankfurt am Main auf Initiative der Wohlfahrtsverbände (AWO Bundesverband e. V., Diakonie Deutschland, Der Paritätische Gesamtverband, Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e. V./Deutscher Caritasverband e. V.) gegründet, um sich im Auftrag der Mitglieder für den Abbau von Gewalt gegen Frauen und für die Verbesserung der Hilfen für betroffene Frauen und deren Kinder einzusetzen. FHK koordiniert, vernetzt und unterstützt das Hilfesystem, fördert die fachliche Zusammenarbeit und bündelt Praxiserfahrungen, um sie in politische Entscheidungsprozesse sowie in fachpolitische Diskurse zu transportieren.