Unerschütterliches Engagement für die Ukraine
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso). Mit einer beeindruckenden Lebensgeschichte im Gepäck und einem unerschütterlichen Engagement für die Gemeinschaft, engegiert sich Gita Magonite in den letzten Jahren für ukrainische Flüchtlinge.
Ursprünglich als Bauingenieurin ausgebildet, fand sich Gita nach einem Arbeitsleben, das auch die Tätigkeit als Reinigungskraft umfasste, in der Rolle der Pflegerin für einen älteren Herren in Bad Herrenalb wieder. Doch ihre Geschichte nimmt erst richtig Fahrt auf, als sie im Jahr 2022 beschließt, den ukrainischen Flüchtlingen in ihrer neuen Heimat zu helfen.
Mit beeindruckender Selbstmotivation eignete sich Gita die deutsche Sprache eigenständig an, wobei ihre Erfahrungen am Goethe-Institut in Riga sicherlich von Vorteil waren. Sie erkannte schnell die Bedeutung der deutschen Sprache für die Integration und setzte sich zum Ziel, ihre Kenntnisse anderen zugänglich zu machen.
Als Patin für ukrainische Flüchtlinge ist Gita zu einer zentralen Anlaufstelle geworden. Sie betreut nicht weniger als 250 Personen und hilft ihnen bei den unterschiedlichsten Anliegen, sei es beim Ausfüllen von Formularen oder bei der Bewältigung der deutschen Bürokratie. Doch ihr Engagement geht weit über das bloße Dolmetschen hinaus; sie ist eine Vertrauensperson und eine Organisatorin, die mit unermüdlichem Einsatz dafür sorgt, dass die Menschen, die sie betreut, die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Es ist nicht nur ihr Organisationstalent, das Gita zu einer außergewöhnlichen Frau macht, sondern auch ihre Fähigkeit, sich in mehreren Sprachen auszudrücken. Neben ihrer Muttersprache Lettisch beherrscht sie auch Russisch, Deutsch und hat sogar Kenntnisse in Englisch und Ukrainisch erworben. Diese Vielsprachigkeit ermöglicht es ihr, eine breite Palette von Menschen zu erreichen und ihnen in ihrer eigenen Sprache beizustehen.
Trotz ihres ungeheuren Einsatzes und ihrer unermüdlichen Arbeitszeiten von 10-12 Stunden pro Tag, inklusive Wochenenden, arbeitet Gita unentgeltlich und ist bescheiden geblieben. Sie erkennt jedoch auch die Grenzen ihrer Belastbarkeit und ihrer Gesundheit. In der nahen Zukunft plant sie daher, einen Gang zurückzuschalten und hofft darauf, dass andere in der Gemeinschaft ihre Rolle übernehmen und den Flüchtlingen weiterhin zur Seite stehen können.
Gita Magonite ist ein lebendiges Beispiel für das Potenzial des Ehrenamts und die positive Wirkung, die eine einzige Person in der Gemeinschaft entfalten kann, zumal sie auch den „Ukrainischen Chor“ in Bad Herrenalb ins Leben gerufen hat. Ihre Geschichte inspiriert und erinnert uns daran, dass Mitgefühl und Einsatzbereitschaft die Grundlagen sind, auf denen eine unterstützende und integrative Gesellschaft aufbaut. Doch bereits jetzt ist abzusehen, dass an bestimmten Stellen nun zukünftig Engpässe auftreten werden, wenn kein Dolmetscher zur Verfügung steht.
Stimmen zu Gita Magonite:
Wir sind Gita für ihre Hilfe sehr dankbar. Sie hat uns im Krankenhaus geholfen, mein Mann wurde operiert. Hilft bei Dokumenten und Reisen. Behebt wichtige Probleme. Als Mensch ist sie mehr als nur freundlich und sympathisch, sie versucht die Situation jedes Einzelnen, jeder Familie individuell zu verstehen. Das ist eine Frau mit einem großen Herzen und mit einer großen, offenen Seele. Wir sind ihr sehr dankbar.
Familie Silchenko aus der Ukraine.
Als die ersten ukrainischen Flüchtlinge in Bad Herrenalb auftauchten, war im Arbeitskreis Asyl, der sich seit 2014 um Flüchtlinge aus den damaligen Konfliktländern kümmerte, guter Rat teuer – denn niemand sprach Russisch oder Ukrainisch. Es gab viele Probleme zu lösen: Unterbringung, Wohnungseinrichtung, Jobcenter, Versorgung bei Behörden und Ärzten, Spracherwerb, Schule für die Kinder, Integrationskurse, berufliche Eingliederung…und natürlich auch persönliche Probleme, vor allem die Sorge um die zuhause gebliebenen Verwandten.
Da trat Gita Magonite auf den Plan und bot ihre Hilfe an. Dass die Flüchtlinge hier in Herrenalb so gut von einer einzigen Person betreut und ehrenamtlich versorgt werden, ist den wenigsten in der Bevölkerung bewusst… und ein Aufruf an die Herrenalber Bevölkerung, dass sich Russisch sprechende Personen doch wenigstens zur Begleitung bei Arztbesuchen zur Verfügung stellen möchten, verhallte bisher weitgehend ohne Reaktion.
Gerhard Gschwill
Arbeitskreis Asyl
Foto:
Beim Ukrainischen Chor geht Gita Magonite das Herz auf
©Zoller