IMG 4532 Foto Zoller 1Verzierte Ostereier

Sabine Zoller

Bad Wildbad (Weltexpresso) - Nicht nur in Deutschland zählen bunt gefärbte und bemalte Eier zu beliebten Ostertraditionen. Das Ei gilt in vielen Kulturkreisen als Symbol für das Gute und war bereits in der Antike ein Zeichen für Glück, Fruchtbarkeit, Wohlstand und Gesundheit.

Das Bemalen und Verzieren von Ostereiern gilt auch in Polen als eine kunstvolle und liebevoll gepflegte Tradition, die jedes Jahr zur Osterzeit gefeiert wird. Kroszonki, Pisanki, Naklejanki – gleich mehrere Begriffe werden dafür verwendet und beschreiben unterschiedliche Verzierungstechniken. Eier, die nach der Gravurmethode verziert sind, nennt man "Kroszonki"; diejenigen, die mit der Wachsbatiktechnik gestaltet sind, werden als "Pisanki" bezeichnet. "Naklejanki" sind Ostereier, die mit verschiedenen Materialien beklebt werden. Mit viel Fingerspitzengefühl können feine Eierschalen sogar durchbohrt werden, wodurch zarte, an kostbare Spitze erinnernde Muster entstehen.

Seit geraumer Zeit lassen auch Blazej und Agnieszka Lizak in Bad Wildbad solche handgefertigten Unikate entstehen. "Unsere Hühner- und Enteneier haben wir erstmals in Dobel auf dem Ostermarkt gezeigt", erzählt Agnieszka. Sie berichtet, dass die Besucher erstaunt waren und fragten, ob die filigranen Eier wirklich echt sind. Und das sind sie tatsächlich. Das Paar stammt aus Polen, genauer gesagt aus Krotoszyn, wo sie bis 2016 lebten. Dann zogen sie nach Bad Wildbad, wo Agnieszkas Schwester bereits ansässig war.

Mit drei Kindern und einem Musiker als Ehemann, der derzeit als Busfahrer in Pforzheim arbeitet, schien das Leben der Familie bereits aufregend genug zu sein. "Doch dann begann alles Ende des letzten Jahres, als meine Schwester Monika mir Fotos von kunstvoll gefrästen Eiern im Internet zeigte und die Frage aufwarf, ob wir nicht auch solche Eier herstellen könnten", berichtet Agnieszka. Das Eierfärben zu Ostern ist eine jahrhundertealte Tradition, und jede Region hat ihre eigene Art. "Die Ursprünge des Verzierens von Eiern mit Löchern sind nicht genau bekannt, aber wir tauchten mit Begeisterung in diese alte Kunst ein."

Die ersten Versuche wurden mit Hühnereiern gestartet, später wagten sie sich dann auch an Enteneier heran. Zunächst wurde in eine kleine, kostengünstige Bohrmaschine investiert. Doch schon nach einigen Versuchen stellten sie fest, dass diese für die feinen Arbeiten nicht geeignet war. Es folgten ausgiebige Recherchen, und schließlich entschloss sich das Ehepaar zum Kauf einer Dentalfräsmaschine. "Dazu benötigten wir jedoch äußerst feine Diamantbohrer, die nicht so leicht zu finden und anzupassen waren", sagt Blazej, der zudem gerne mit Streichhölzern bastelt und sich mittlerweile intensiv mit dem Herstellungsprozess eines gefrästen Ostereis beschäftigt hat. "Zuerst wird das Ei ausgeblasen, dann wird mit einem Bleistift eine Skizze auf die Schale gezeichnet. Anschließend fräsen wir die geplanten Muster vorsichtig aus, denn die Eierschale ist zart und kann daher schnell beschädigt werden." Im Anschluss wird das filigrane Ei in einer speziellen Lösung eingeweicht, um die mittlere Membran zu entfernen, was nach Aussage des Hobbykünstlers zwischen einer und vier Stunden dauern kann. Danach wird das Ei zweimal mit Acrylfarbe bemalt, Konturen werden aufgetragen und zum Schluss wird es mit Lack versiegelt.

Insgesamt beträgt der Zeitaufwand für die Herstellung eines einzigen Ostereis zwischen vier und teilweise sogar bis zu neun Stunden. "Für Motive lassen wir uns oft von Blumen und Herzen inspirieren, aber manchmal überlassen wir es auch einfach unserer Fantasie, denn je nachdem, wie wir den Bohrer in der Hand halten, ergeben sich neue Motive." Selbstverständlich gab es auch Misserfolge, wenn die Bohrungen zu groß waren und die Eier in ihren Händen zerbrachen. "Aber wir sind fest davon überzeugt, dass jeder diese Technik mit ein wenig Geduld und Fantasie versuchen kann. Das Motto lautet nicht aufgeben, denn mit der Zeit verbessern sich die Ergebnisse von selbst."

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Viel Handarbeit steckt in den ausgefrästen Hühnereiern
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