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Berlin (Weltexpresso) - Das Statistische Bundesamt hat aktuelle Zahlen zur Unterbringung von Menschen in Wohnungslosigkeit veröffentlicht und meldet zum Stichtag 31.01.2025 insgesamt 474.675 untergebrachte wohnungslose Personen in Deutschland. Das Statistische Bundesamt hat am 8. Juli 2025 aktuelle Zahlen zur amtlich erfassten Wohnungslosigkeit in Deutschland veröffentlicht. Demnach waren zum Stichtag 31. Januar 2025 insgesamt rund 474.700 Menschen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht – ein Anstieg um 8 % gegenüber dem Vorjahr (2024: 439.500). Zwar ist dieser Zuwachs teilweise auf verbesserte Meldestrukturen zurückzuführen, doch unterstreicht er einmal mehr den dringenden Handlungsbedarf in der Wohnungslosenhilfe.
Auffällige Altersstruktur: Fast die Hälfte unter 25 Jahre alt: Besonders alarmierend ist der weiterhin hohe Anteil junger Menschen unter den untergebrachten Wohnungslosen: 41 % sind jünger als 25 Jahre – das sind rund 194.600 Personen. Auch wenn dieser Wert nur leicht über dem des Vorjahres liegt (40 %), verweist er auf strukturelle Versäumnisse bei der Prävention von Jugendwohnungslosigkeit und der Versorgung mit passgenauen Hilfen.
Wohnungslosigkeit trifft vor allem Menschen mit Migrationshintergrund: Ein Großteil der untergebrachten wohnungslosen Personen hat keine deutsche Staatsangehörigkeit: 86 % sind Ausländer*innen, wobei allein 29 % (137.800 Personen) aus der Ukraine stammen. Der Anstieg dieser Gruppe hat sich im Vergleich zu den Vorjahren zwar abgeschwächt, dennoch bleibt die Lage angespannt. Viele der Betroffenen verfügen trotz abgeschlossener Schutzverfahren weiterhin über keinen regulären Wohnraum.
Haushaltsstrukturen: Familien besonders stark vertreten: Die Statistik zeigt: Wohnungslosigkeit betrifft nicht nur Einzelpersonen. Paare mit Kindern bilden mit rund 34 % (163.400 Personen) die größte Gruppe unter den untergebrachten Wohnungslosen – knapp vor den Alleinstehenden mit rund 159.800 Personen (ebenfalls 34 %). Alleinerziehende machen rund 17 % aus. Diese Verteilung verdeutlicht, dass sich Wohnungslosigkeit durch alle Lebenslagen zieht und spezifische Bedarfe, etwa von Familien und Alleinerziehenden, dringend berücksichtigt werden müssen.
Regionale Unterschiede - Höchste Zahlen in NRW, Baden-Württemberg und Berlin: Die höchsten absoluten Zahlen verzeichnete Nordrhein-Westfalen mit 117.900 untergebrachten wohnungslosen Personen, gefolgt von Baden-Württemberg (94.600) und Berlin (53.600). In Ostdeutschland sind die Zahlen vergleichsweise niedrig – unter anderem wegen anderer Migrationsbewegungen und geringerem Wohnungsdruck.
Die amtliche Statistik bildet nur einen Teil der Realität ab. Nicht erfasst sind Menschen, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben (Obdachlosigkeit) sowie Personen, die verdeckt wohnungslos sind – also etwa bei Freund*innen, Bekannten oder Verwandten unterkommen, ohne über einen eigenen Wohnraum zu verfügen. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden Menschen, die lediglich von Wohnungslosigkeit bedroht sind, beispielsweise durch eine drohende Zwangsräumung, oder die Beratungsangebote in Anspruch nehmen, ohne am Stichtag untergebracht zu sein. Die tatsächliche Zahl wohnungsloser oder prekär untergebrachter Menschen liegt deshalb insgesamt deutlich höher.
Der Paritätische fordert: Wohnungslosigkeit strukturell bekämpfen: Die aktuellen Zahlen bestätigen erneut: Wohnungslosigkeit bleibt ein drängendes sozialpolitisches Problem in Deutschland. Besonders die hohe Zahl junger Betroffener und die große Zahl untergebrachter Familien verdeutlichen, dass es nicht ausreicht, allein auf Notunterbringung zu setzen.
Der Paritätische fordert:
- den zügigen Ausbau bezahlbaren Wohnraums,
- flächendeckende Präventionsangebote insbesondere für junge Menschen und Familien,
- eine verlässliche Finanzierung freier Träger der Wohnungslosenhilfe,
- sowie verbindliche Maßnahmen zur strukturellen Armutsbekämpfung.
Ziel muss es sein, Wohnungslosigkeit präventiv zu verhindern und dauerhaft zu beenden, nicht nur zu verwalten.
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