Veröffentlichungen des Paritätischen Gesamtverbandes, Teil 928
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Am 13. August 2025 wurde die lang erwartete ELSA-Studie veröffentlicht. ELSA steht für das Verbundsprojekt „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“. Das Projekt hat laut Bundesgesundheitsministerium wissenschaftliche Erkenntnisse zu maßgeblichen Einflussfaktoren auf das Erleben und die Verarbeitung einer ungewollten Schwangerschaft, die Versorgungssituation und die Bedarfe betroffener Frauen in Deutschland gesammelt und so Ansatzpunkte für eine verbesserte Situation erarbeitet.
Ziel des Forschungsvorhabens ELSA war es, die Belastungssituationen von Frauen zu untersuchen, die eine ungewollte Schwangerschaft austragen oder abbrechen. Hierzu wurden unter anderem Online-Fragebögen von mehr als 4.500 Frauen ausgewertet. Die Analysen beruhen auf der Auswertung von Stichproben (ca. 600 Frauen mit ungewollten, abgebrochenen Schwangerschaften sowie ca. 570 Frauen mit ungewollten, ausgetragenen Schwangerschaften). Unter Berücksichtigung der jeweiligen Belastungssituation vor der Schwangerschaft wurde die Verfügbarkeit, Inanspruchnahme und Wirksamkeit von professionellen Hilfen im psychosozialen und medizinischen Bereich aus Sicht von betroffenen Frauen und Fachkräften analysiert. Es wurde der aktuelle Stand der psychosozialen und medizinischen Unterstützungs- und Versorgungsangebote erhoben und mit Blick auf die regionale Verteilung analysiert. Zudem wurde die Sichtweise von Fach- und Leitungskräften, Verbänden Ärztinnen und Ärzten erhoben. Das Verbundprojekt bestand aus sechs Teilprojekten mit spezifischen Themen, die von sechs Forschungszentren in enger Kooperation umgesetzt wurden. Begleitet wurde das Projekt durch einen Projektbeirat.
Das Verbundprojekt besteht aus drei Teilprojekten, die Abschluss- und Kurzberichte sind hier veröffentlicht.
Im Kurzbericht sind u.a. folgende Ergebnisse festgehalten:
- 83,5 % der Frauen mit Schwangerschaftsabbruch berichten von internalisiertem Stigma, 78,0 % antizipieren Stigmatisierung im Zusammenhang mit dem Schwangerschaftsabbruch.
- Frauen, die ungewollt schwanger werden, befinden sich deutlich häufiger in schwierigen und für eine Familiengründung oder -erweiterung nachteiligen Lebenssituationen als gewollt Schwangere. Die gilt in besonderem Maße für Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen.
- Rückblickend auf den Zeitpunkt der Befragung haben 92,4 % der Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft abgebrochen haben, keinen Zweifel daran, dass ihre Entscheidung richtig war. Frauen, die eine ungewollt eingetreten Schwangerschaft ausgetragen haben, sind zu 96,8 % von der Richtigkeit ihrer Entscheidung überzeugt.
- Beim Zugang zu medizinischer Versorgung stoßen Frauen auf Barrieren, erleben Zeitdruck und Schwierigkeiten bei der Organisation des Schwangerschaftsabbruchs. Die Zugangsbarrieren variieren nach Region, wobei Frauen in schlechter versorgten Gebieten mehr Hindernisse beim Zugang zu medizinischer Versorgung erleben. Auf dem Weg zum Schwangerschaftsabbruch stießen 4 von 5 Frauen und damit die Mehrheit auf mindestens eine Barriere, jede dritte Frau sogar auf drei und mehr Barrieren.
- Bei der medizinischen Versorgung zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Die Versorgungslage weist in einigen Regionen Probleme auf. Die geringste Versorgungsdichte weisen die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern auf. Die ostdeutschen und nördlichen Länder zeigen tendenziell eine bessere Verfügbarkeit von medizinischen Angeboten.
- Viele Frauen haben keinen Beratungsbedarf und es wird von den Projektnehmern empfohlen, die Beratungspflicht abzuschaffen.
Quelle: BM
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