IMG 6507Der Wildhüter und das Wildgehege 

Sabine Zoller

Bad Herrenalb ( Weltexpresso)Die Verantwortung für den Bestand und das Wohlergehen der prachtvollen Schwarzwälder Hirschart, dem Rotwild  hat Amandus Zoister 2017 übernommen. Mit einer Größe von rund sechs Hektar besteht das seit 1986 eingezäunte Wildgehege zur Hälfte aus Wald und zur Hälfte aus einer halboffenen Graslandschaft. Während der Mischwald Schutz und Deckung für die Tiere bietet, ist die Wiese eine ideale Äsungsfläche im Sommer.


IMG 6453 Foto Zoller Amandus ZoisterEhrenamt hat viele Gesichter

Seit nunmehr acht Jahren widmet sich der gebürtige Steirer mit voller Hingabe dem Wildgehege im Nördlichen Schwarzwald und damit dem Rotwild in Bad Herrenalb. Tag für Tag ist der 80-Jährige bei seinen Hirschen, und wenn er davon erzählt, klingt es nach tiefer Erfüllung: „Die Hirsche sind meine Leidenschaft, da brauche ich nichts anderes“, sagt er mit einem wohligen Unterton.Das Rotwild ist zwar sehr anpassungsfähig, aber von Natur aus kein reiner Waldbewohner. Da die Trockenperioden der letzten Jahre nur wenig Graswuchs im Gelände zuließen, hat Zoister die Brombeerhecken am Waldrand abgemäht und die Dornenbüsche ins Gehege geworfen. „Das ist das beste Futter weit und breit und ein echtes Zuckerbrot für die Tiere“, sagt der Wildhüter, der im gleichen Atemzug darauf verweist, dass Spaziergängern die Wildtierfütterung generell untersagt ist. „Die Tiere sind keine reinen Grasfresser. Gras enthält zu wenig Nährstoffe und liefert kaum Energie – gerade die wird aber für die Geweihbildung benötigt“, erklärt Zoister. Daher sind Knospen, Blätter, Rinden und Zweige ein begehrtes Extra. Vier Muttertiere und vier Kälber zählt die Herde derzeit, und gerade für die Aufzucht der Jungtiere ist eine nahrhafte Kost entscheidend.

IMG 6441 Foto Zoller Amandus ZoisterDie Tiere werden daher von ihm zusätzlich mit Wildfutter versorgt. Doch Zoister ist weit mehr als ein „Füttermeister“. Etwa eine Stunde verbringt der ehrenamtliche Wildhüter täglich im Gehege – im Sommer bereits morgens um acht Uhr, in der Winterzeit etwas später. Auf dem Programm steht das Füttern, das Sammeln von Äpfeln und Fallobst aus der Nachbarschaft sowie die Versorgung mit Rüben, die ein Landwirt für den Forst anbaut. Rund sechs Tonnen davon verfüttert er jeden Winter. „Die kennen mich schon und wissen, dass es immer zur selben Zeit etwas zu fressen gibt“, sagt er und taucht routiniert den Eimer in die Futterkiste.

„Wenn ich pfeife, kommt Seppl“, erzählt Amandus Zoister mit einem Lächeln. Gemeint ist der achtjährige Rothirsch, der mit seinem imposanten Geweih das Wildgehege von Bad Herrenalb anführt. „An der Anzahl der Geweihenden kann man das Alter eines Hirsches bestimmen“, so Zoister, der seinen prachtvollen Bock liebevoll „Seppl“ nennt. „Als Einjähriger ist der mittlerweile stattliche Hüter einer Herde ins Dobeltal gekommen und hat seine Manneskraft schon als Jüngling vererbt.“

IMG 6470 Foto Zoller Amandus ZoisterDass Zoister seine Aufgabe mit so viel Hingabe erfüllt, liegt auch in seiner Lebensgeschichte. Aufgewachsen als Förstersohn im österreichischen Nationalpark Gesäuse, entdeckte er schon früh die Liebe zur Natur und zu den Wildtieren. Als gelernter Fischereiwart und passionierter Jäger kann er nun im Ruhestand das tun, was ihm am meisten Freude bereitet: den Tieren ganz nah sein.

Amandus Zoister ist damit ein Vorbild für gelebtes Ehrenamt – still, verlässlich und aus tiefster Überzeugung. Dank seines Engagements ist das Wildgehege Bad Herrenalb nicht nur ein Ort für Naturerlebnis, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie viel ein einzelner Mensch mit Herzblut und Beständigkeit bewegen kann.

Wussten Sie schon?

Amandus Zoister hat nicht nur ein Herz für Hirsche, sondern stand dank seiner Ausbildung als Fischzuchtmeister sogar schon vor der Fernsehkamera. Als er 1965 nach Bad Herrenalb kam, kümmerte er sich um die Forellen, die auch in Baden-Baden für Fernsehgeschichte sorgten. Das traditionsreiche „Der Forellenhof“, war als Straßenfeger in den 60-er Jahren eine der ersten großen Familienserien im deutschen Fernsehen. In den Hauptrollen glänzten Dieter Borsche, Ruth Maria Kubitschek und Klausjürgen Wussow. Unvergessen bleiben auch Hans Söhnker als Förster Schmitt und Heinz Lippert, mit dem Amandus Zoister bisweilen verwechselt wurde. Kein Wunder, schließlich war er selbst in der Rolle des „Fischereigehilfen Fritz“ in der einen oder anderen Folge zu sehen. https://www.fernsehserien.de/der-forellenhof

Foto: Impressionen vom Wildgehege in Bad Herrenalb © Sabine Zoller