Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2012 in Frankfurt am Main, Teil 3

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Großer Bahnhof, wie immer, wenn nach dem Gewusel der Vortage das ausgebuchte Messegelände wohl geordnet auf den Ansturm wartet, der kommt, wenn die Buchmesse am Dienstagnachmittag/abend eröffnet wird. Dieses Jahr mit dem Gastland Neuseeland.

 

Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Träger der Buchmesse, hatte zum Auftakt Gutes und Schlechtes zu berichten. Die stationären Buchhändler in Deutschland mußten im Jahr 2011 ein Minus von drei Prozent verarbeiten, die sich für 2012 bis dato auf 5,2 Prozent steigert. Damit ist deutlich ein Ende der Expansion im stationären Buchhandel eingetreten, der vor allem die großen Buchhandelsketten trifft. . Der E-Book- Verkauf allerdings hat sich verdoppelt, was nach viel klingt, aber dann doch noch wenig ist, wenn man hört, daß der Marktanteil nach zwei Jahren, in denen sich der Umsatz jeweils verdoppelte, nun auf 2 Prozent liegt. In den USA dagegen hat das E-Book in laufenden Jahr einen Marktanteil von 20 Prozent. Es bleibt abzuwarten, ob wir diese Entwicklung nachvollziehen oder eine andere einschlagen.

 

Juergen Boos, vom Börsenverein bestellter Chef der Frankfurter Buchmesse, kann auf der Ausstellungsfläche von rund 169 000 Quadratmetern rund 7 300 Aussteller aus über 100 Ländern vorweisen und erwartet etwa 280 000 Besucher. Was unter der Hand mindestens genauso wichtig ist, ist die Ausweitung der Rechte und Lizenzen, für die Frankfurt der international wichtigste Handelsplatz ist. Das Literary Agents & Scouts Centre in Halle 6.0 ist um 4,4 Prozent gewachsen. 311 Agenturen haben 445 Tische reserviert und auf der eintägigen Fachkonferenz am Montag, 8. Oktober hatten sich Verleger über neue digitale Experimente informiert.

 

Für die Festgesellschaft zur Eröffnung waren es aber nicht die Details, die interessierten, sondern das große Ganze. Dazu gehört, daß Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der die deutsche Diskussion um das Urheberrecht streifte und dann das weit entfernte Neuseeland doch als ganz nah empfand, denn durch die gemeinsamen Werte sei es „das am weitesten entfernte Nachbarland.“ Nun ja. Die Neuseeländer haben überall, wo sie auftraten, eine entspannende Wirkung gebracht. Ähnlich auch der stellvertretende neuseeländische Premierminister Bill English, der die Grüße seines Landes überbrachte, das im Forum der Buchmesse seine Buchproduktion vorstellt.

 

Es war der Tag der Stellvertreter. Denn auch der Stellvertretende Ministerpräsident des Landes Hessen Jörg-Uwe Hahn hatte zum Urheberrecht, besser: zum Schutz des geistigen Eigentums etwas zu sagen. Auffällig war, daß er auf den Roman LANDGERICHT einging, dessen Autorin Ursula Krechel den Deutschen Buchpreis 2012 gewann. Die Hauptfigur des Romans, ein aus dem Exil zurückgekehrter Richter, verliert emotional und von der Karriere her den Anschluß an die Bundesrepublik, aus gutem Grund. Denn während er zum Beispiel als Richter abgelehnt wird wegen potentieller Parteinahme bei Verfahren, die um Entschädigungen im Dritten Reich gehen, sind die alten Nazi-Richter zu Hauf auch bei den neuen, angeblich demokratischen Verhältnissen wieder dabei.

 

Hahn ist auch Vorsitzender der Justizministerkonferenz, in die er hineintragen will: „Wir sollten uns intensiver mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unserer Justiz auseinandersetzen.“ Nachlesen kann er wie sorglos das Land Hessen einst damit umgegangen ist. Zum einen hatte es nach dem Krieg die in Rheinland-Pfalz wegen NS-Mitgliedschaft aus dem Dienst entfernten Lehrer in Hessen mit Kußhand eingestellt, zum anderen sollte Hahn seinen Worten Taten folgen lassen und das Wirken des unvergessenen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer in Hessen neu zum Thema machen. Heute weiß man, welche Widerstände ihm entgegenstanden, ganz abgesehen davon, daß sein Tod noch immer nicht überzeugend aufgeklärt ist.

 

Zum Schwerpunkt der diesjährigen Messe, der erstmals seit Jahren einem inhaltlichen Thema gilt, der Kinder- und Jugendliteratur, besser ihren Medien, um die digitalen Erzeugnisse mitzuberücksichtigen, die das enorme Wachstum in diesem Bereich konstituieren, haben sich rund 1 500 Aussteller angemeldet, die 340 Veranstaltungen durchführen. Das klang alles nach langfristiger Planung, ist doch dieses Metier Lieblingsthema des neuen Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann, der in seinen Grußworten dieses Messevorhaben auch ausdrücklich begrüßte. Alles Weitere folgt.

 

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