Serie: Preisverleihung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse in der Villa Metzler, Teil 2/2

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was bringt jemanden dazu, ein Reiseschriftsteller zu werden? Dabei gibt es den 'klassischen', wie es der Schriftsteller Cees Nooteboom nach langer Reise- und Lebenserfahrung wurde, immer weniger. Heute sind es eher diejenigen, die oft aus biographischen Gründen Länderspezialisten wurden und darum gesuchte Interpreten von Städten und Regionen werden. Die Merian Porträts sind dabei etwas Besonderes.

 

 

Susanne Wess, Merian Porträts ROM

 

Das fängt schon mit dem handschmeichlerischen Buch in dunklem Pink auf Leinen an. Nach so einem handlichen Band greift man gerne und läßt ihn so schnell nicht los. Auf dem Titel in Weiß ROM. EINE STADT IN BIOGRAPHIEN mit dem Kolosseum als Blickfang, dann liest man: hervor sticht MICHELANGELO, aber auch CICERO, aha und MASTROIANNI hat auf der Rückseite auch seinen Vornamen, wo uns Caravaggio ins Auge sticht. Und Goethe, ja, der auch.

 

Die Autorin ging den klassischen Weg. Kam schon mit 16 Jahren nach Rom, studierte die Sprache, arbeitete als Dolmetscherin, ging als Fernsehredakteurin nach Rom und arbeitet seit dem Jahr 2000 frei. Hauptthema: Italien. Wir kannten diese Porträt-Reihe nicht, gehören aber genau zu denen, die auf so etwas fliegen. „Rom hat alles im Überfluss: Heilige und Sünder, Götter und Teufel“ ist auch eine schöne Charakterisierung, die die Autorin im Vorwort gebraucht, denn sie ist eine aficionada.

 

Schaut man dann AUF EINEN BLICK und orientiert sich, dann merkt man im Nu, daß mit Cicero&Caesar, Augustus, Nero auch die Antike in Rom lebendig bleibt, die Renaissance mit Michelangelo und Lucrezia Borgia repräsentiert wird, Caravaggio für den Frühbarock und Bernini für den Hochbarock steht und dann nach Johann Wolfgang von Goethe in Riesenschritten das 20. Jahrhundert als eines des Films aufscheint. Alberto Moravia, Papst Johannes Paul II., Cecilia Bartoli kommen auch zu ihrem Recht, aber mit der verstorbenen Franca Magnani auch die Frau, die 23 Jahre lang Roms Gesicht für die deutschen Fernsehzuschauer war.

 

Doch, die Personenauswahl, die historisch eine gesetzte ist, aber für die Gegenwart sicher Auswahl von Susanne Wess ist, vermittelt den persönlichen Bezug der Autorin. Die einzelnen Beiträge, die durch schwarze Schrift mit roten Einsprengseln abwechslungsreich ist, enthalten jeweils Orte, wo der Betreffende verewigt ist, in Bildern, Standbildern mit Museumsangabe und Metro Station in Rom oder sonstige Angaben. Fast alle Namen kennen wir, aber da wir länger nicht in Rom waren, wußten wir nicht, daß HEINZ BECK, geboren 1963 der beste Koch Roms und seine Geschichte wie ein Märchen ist. Er selbst sagt: „Rom ist für mich wie eine fein zubereitete Kürbisblüte: prall gefüllt und leuchtend wie ein Sonnenstern“ und zeigt sich also auch als Poet.

 

Sein Bild – denn Bilder gehören dringend zu den Porträts – zeigt einen zwischen völliger Erschöpfung und/oder Entspannung im Sessel ruhenden Koch mit weißer Schürze vor einem Gobelin-Teppich, ihm zur Seite ein Leopard – oder doch nur sein Fell. Unterschrift: „Er ist – nach dem Papst – der wichtigste Deutsche in Rom: Heinz Beck, mit drei Michelin-Sternen derzeit der bester Koch der Stadt“. Auf acht Seiten wird sowohl sein Leben wie das Leben in Rom und seine Erfahrungen mit Einkaufen und Zutaten niedergelegt, wobei die Frage, wohin eigentlich der beste Koch Roms geht, wenn er selbst Essen gehen möchte, witzig ist und reichliche Antworten findet. Die Adressen dann wie immer unten drunter notiert.

Schon wieder so ein Buch, daß man auch ohne Rombesuch gerne in die Hand nimmt und so schnell auch nicht wieder weglegt.

 

 

BESTES REISE-SPECIAL MAGAZIN: GEO

 

Leider haben wir auf der Buchmesse Gruner+Jahr nicht gefunden, konnten uns also kein Bild vom ausgezeichneten GEO SPECIAL ITALIEN machen. Leider. Früher nämlich bekamen berichterstattende Journalisten bei der Preisverleihung die ausgezeichneten Exemplare mit auf den Schreibweg, was auch sein muß, will man ordentlich etwas zu den ausgewählten Büchern sagen. Die schön gedruckten Presseerklärungen über die einzelnen Preisträger können das nicht ersetzen, weil kein Journalist, der etwas auf sich hält, ohne Ansehen der Werke so etwas abschreibt. Schade also, aber „die Jury überzeugte, daß die einzelnen Reportagen von je einem deutschen und einem italienischen Autor bzw. Fotografen realisiert wurden und so eine spannende Perspektive auf die verschiedenen Orte wiedergegeben wird.“

 

BESTER BEITRAG MULTIMEDIA: GARDASEE, MARCO-POLO-VERLAG

 

Ähnlich, aber anders verhält es sich mit der Auszeichnung für Barbara Schäfer, denn als wir auf der Buchmesse bei Marco-Polo in Halle 3 GARDASEE als E-Book abholen wollten, stellte sich heraus, daß es in der Pressemappe von ENIT war. Besser: hätten sein sollen. In unserer leider nicht, weshalb wir auch hier auf die Jury zurückgreifen. „Mit dem interaktiven E-Book können Reisende mit Tabletts und Smartphones vor Ort schnell per Volltextsuche aktuelle Informationen zum Urlaubsort abfragen und sich bei über 300 Weblinks weitere nützliche Zusatzinformationen holen.“