
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Das kleine Kunst-Buch „Relics“ setzt sich auf ungewöhnliche, eben künstlerische Weise mit Instagram auseinander. Instagram ist ein kostenloser Internet-Dienst, der es angemeldeten, meist jungen Benutzerinnen und Benutzern ermöglicht, Fotos und Videos mit kurzen Nachrichten zu veröffentlichen.
Weltweit wird dieser Dienst derzeit von etwa 700 Millionen Menschen genutzt. Das beliebteste Fotoformat ist das Selfie – kunstvoll in Szene gesetzte und nachbearbeitete Selbstporträts meist als schön geltender Mädchen und Frauen.

Den jeweils sieben Blogbeiträgen von „myleycyrus“ oder „selenagomez“ werden Foto-Kommentare ihrer Verehrerinnen gegenübergestellt. Wunderschöne Mädchen bekennen, wie gerne sie auch so aussehen oder sein möchten, wie ihre angebeteten Idole. Manche befragen sie nach ihren Hautcremes oder flehen, „Sieh mich doch!“, selten meint jemand mal selbstbewusst: „Wir sehen ja gleich aus.“

Manche Instagram-Stars übererfüllen mit ihren Selfies geradezu antiquierte Männerfantasien, allerdings bis hin zu (unbewussten?) Karikaturen, doch sie zerstören diese Trugbilder auch mit vordergründig hässlich wirkenden Fotos. Vielleicht werden diese Instagrammerinnen nicht nur der Schönheit wegen zu Vorbildern für ihre weiblichen Fans, sondern auch zu Rollenmodellen für Frauen, die heutzutage (scheinbar?) tun können was sie wollen. „Relicts“ ist mindestens ein gutes Geschenk für große Kinder, Jugendliche und Enkel, mit denen man kritisch über das Buch und Instagram diskutieren kann.
Fotos: © Chris Drange Hatje Cantz Verlag
Titel / Seitenbeispiele
Info:
Chris Drange: „Relics“, 2017. 112 Seiten, 93 Abb., gebunden. Hatje Cantz Verlag 15 Euro