PREIS DER LEIPZIGER BUCHMESSE (14. bis 17. März 2013)
Roman Herzig
Leipzig (Weltexpresso) – Der achte Oktober, der Tag der Verleihung des Deutschen Buchpreises im Kaisersaal des Frankfurter Römer an Ursula Krechel für ihren Roman LANDGERICHT ist gerade erst vorbei, da verkündet die Leipziger Buchmesse für ihren Preis: Countdown für die Verlage läuft.
Das bedeutet, daß für die Verlage, die am renommierten Preis der Leipziger Buchmesse teilnehmen möchten, ein neuer Einreichungstermin gilt: Noch bis zum 1. November sind große und kleine Verlage aufgefordert, die Werke ihrer Autoren in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung, die zur Leipziger Buchmesse druckfertig vorliegen, einzureichen. Aufgefordert sind damit also alle Verlage, die deutschsprachige Literatur verlegen.
„Wir haben den Einsendeschluss vorverlegt, damit sich die Jury noch mehr Zeit für die einzelnen Werke nehmen kann. Doch auch in Zukunft bleibt es eine Menge Lesestoff für die Kritikerjury, die es zu bewältigen gilt“, erklärt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. Das bedeutet aber auch, daß die nach November 2012 im Druck erscheinenden Bücher keine richtige Chance haben, denn im nächsten Jahr können sie zwar dabei sein, aber es hat sich schon beim Deutschen Buchpreis in Frankfurt gezeigt, daß die näher am Ereignis herausgekommenen Bücher, also die neuesten, wohl mehr Chancen für eine Preisvergabe haben.
In den vergangenen Jahren hatten sich jeweils etwa 150 Verlage um den Preis der Leipziger Buchmesse beworben. Die Liste der Nominierten wird im Februar 2013 durch die Jury bekanntgegeben. Die endgültige Entscheidung fällt erst zur Leipziger Buchmesse, am 14. März 2013.
2012 wurde der Preis der Leipziger Buchmesse Wolfgang Herrndorf mit „Sand“ (Belletristik)- ein starkes Stück Literatur, das auch ernsthafter Konkurrent für die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2012 war, denn dieses in Leipzig ausgezeichnete Buch war auch bei den letzten sechs Finalisten dabei! - , Jörg Baberowski mit „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ (Sachbuch/Essayistik) und Christina Viragh mit „Péter Nádas: Parallelgeschichten“ (Übersetzung) zuerkannt.
Das sind erst einmal die Zahlen und Fakten. Was aber viele immer verwirrt, ist die Tatsache der zwei Buchmessen und auch der zwei Buchpreise, wobei das ganz leicht zu entschlüsseln ist. Da kann man bis ins Mittelalter zurückgehen, wo zwischen Frankfurt am Main und der Handelsstadt Leipzig die Reichsstraße 1 a verlief. Beide Städte waren ausgezeichnete Messestädte, die zudem, weil Stadtluft im Mittelalter frei machte, auch im gesellschaftlichen Leben durchaus Ähnlichkeiten aufwiesen, auf jeden Fall selbstbewußt von einer Kaufmanns-, Handelns und in Frankfurt auch Bankenschicht durch die Jahrhunderte geleitet wurden.
Die Buchmesse wurde zwar erstmalig in Frankfurt am Main abgehalten, aber sie hatte sich als Messe im Deutschen Reich in Leipzig etabliert. Diese Kontinuität zerstörte der Eiserne Vorhang. Zwar lief dort die Leipziger Buchmesse weiter und entwickelte zu ihren Zeiten auch ein liberaleres Klima in der DDR, aber die Frankfurter Buchmesse, die erst 1949 nach der Zementierung von BRD und DDR vom Börsenverein des (west)deutschen Buchhandels gegründet wurde und erst einmal in der ruhmreichen Frankfurter Paulskirche abgehalten wurde, war als Kind des Westens schnell mit der internationalen Buchbranche liiert, wobei heutzutage die Rechtevergaben das Hauptgeschäft der Frankfurter Buchmesse geworden ist, aber insgesamt die Frankfurter Buchmesse die größte internationale Bücher- und Verlagsschau geworden ist, an der gewachsenen Rolle es festzuhalten gilt. Ja, sogar auszubauen.
Die Leipziger Buchmesse hat vor dieser normativen Kraft des Faktischen ihre eigene Buchmesse sinnvoll zu einer Leserbuchmesse umfunktioniert. Das sagen alle, daß Leipzig im März ein einziges Lesefest ist. Insofern sind dort die Preisvergaben durchaus mehr mit dem Lesepublikum verbunden als in Frankfurt, wo der Deutsche Buchpreis nie den Geruch loswird – warum auch? -, daß er einschließlich seiner Auswahlliste der letzten sechs Finalisten geschaffen wurde, um wenigstens ausgewählten deutschen Büchern Übersetzungen in die angloamerikanische Welt zu garantieren. Das Verhältnis von Übersetzungen ins Deutsche und aus dem deutschen ist so katastrophal zugunsten der ins Deutsche, das diese Kulturnation etwas machen mußte.
Info I:
Der Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit 2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen. Er ist mit insgesamt 45.000 Euro dotiert und wird zu gleichen Teilen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung verliehen. Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis der Leipziger Buchmesse. Partner des Preises ist das Literarische Colloquium Berlin (LCB), Medienpartner sind Die ZEIT sowie das buchjournal.
Info II:
Die Jury: Neuer Vorsitzender der Jury ist der Journalist und Literaturkritiker Hubert Winkels. Er arbeitet zusammen mit Lothar Müller, Feuilletonredakteur der Süddeutschen Zeitung; René Aguigah, Abteilungsleiter Kultur und Gesellschaft beim Deutschlandradio Kultur; Daniela Strigl, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Wien sowie Ursula März, freie Literaturkritikerin und Journalistin. Weiterhin dabei sind Eberhard Falcke, freier Literaturkritiker sowie Martin Ebel vom Tages-Anzeiger Zürich.
Die Anmeldeformulare und Teilnahmebedingungen sind unter www.preis-der-leipziger-buchmesse.de verfügbar.
http://www.preis-der-leipziger-buchmesse.de
http://www.leipziger-buchmesse.de