Nicht immer die allerneuesten, aber richtig gute Bücher verschiedener Genres und Themen, Teil 8/30 

 

Roman Herzig

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – So geht das nicht weiter, haben wir in der Redaktion beschlossen. Es müssen auch einmal andere Bücher als die bisherigen schwergewichtigen drankommen. Bücher, bei denen man sich entspannt, lachen kann, ja, natürlich, auch wenn einem das Lachen bei jeder dritten Seite im Halse stecken bleibt, aber ein Comic schiebt eben zwischen die Bilder und Texte, den Betrachter und die Leser so ein kleines Stückchen Distanz, die wohltut.

 

THOMAS DER TROMMLER

 

heißt der Titel, der den Untertitel DEUTSCHLAND VOR VIER JAHRHUNDERTEN trägt, was Peter Wichmann getextet und Josep Gual und Juan Sarompas gezeichnet haben. Was war vor vierhundert Jahren, wenn man es vom Erscheinungsjahr 2009 an zurückrechnet, woran man gleich scheitert, weil die Zeichnungen schon aus dem Jahr 1978 sind?? Aber es ist dann doch das größte und niederschmetterndste Ereignis der Zeit, der Dreißigjährige Krieg, den hier dieser Thomas trommelt. Es geht um eine Landadelsfamilie im Hessischen, gute Protestanten, die von der Katholischen Liga überfallen, ausgelöscht wird, bis auf Thomas, den Grafensohn, der überlebt. Peter Wiechmann hat schon 1978 daraus eine Fortsetzungsserie gemacht, die nun fest zusammengebunden ein Panorama und Panoptikum dieser schrecklichen, aber auch zutiefst leidenschaftlichen Zeit gibt.

 

Wenn der Autor sich auf den Hessen Grimmelshausen bezieht und Schillers „Wallenstein“ miteinbezieht – dessen „Dreißigjährigen Krieg“ etwas nicht? Ein wunderbares Stück Literatur und heute völlig unterschätzt, wie auch Ricarda Huchs Chronik dieses Krieges! - so gehen wir konform, daß dies eine für die deutsche Nation tief bedeutsame Zeit ist und auch damit, daß der Autor viele Begebenheiten in seiner Heimat Eschwege ansiedelt. Denn Geschichte ist immer konkret, oral history heißt heute so ein Schlagwort, das aber hier in Text und Bild deutlich als eine Zeit erfahren wird, die unserer sehr nah ist.

 

 

DER KLEINE NICK UND SEINE BANDE

 

Diese achtzehn 'prima Geschichten', die Goscinny ersponnen und Hans Georg Lenzen ins Deutsche gebracht hat, illustriert von SEMPÉ, hat Diogenes seit 1974 kontinuierlich in neuer Auflage herausgebracht. Warum? Weil jeder sie mag und weil in den Geschichten das Liebenswerte und Verallgemeinernde des kleinen Nick zum Ausdruck kommt, der natürlich durch SEMPÉ sein Bild gefunden hat.

 

„Papa sprach mit Mama und sie saßen im Salon“, fängt ein Absatz an und dann wird eine eheliche Unterhaltung wiedergegeben, die in ähnlicher Art jedes Kind von seinen Eltern kennt. Nur der Ton unterscheidet die Familien, die gut erzogen sind und die, wo jedes Wort zur Waffe wird. Wir haben alle achtzehn Geschichten durchgelesen und wurden nachgerade nostalgisch gestimmt. Irgendwie sind das liebenswerte vergangene Zeiten. Irgendwie sind kleine Jungens heute anders. Wie schön, daß man das am KLEINEN NICK UND SEINER BANDE so deutlich erfährt und als Kinderwelt in Erinnerung behält.

 

 

Info:

 

Peter Wiechmann (Text), Josep Gual, Juan Sarompas (Zeichnungen), THOMAS DER TROMMLER. DEUTSCHLAND VOR VIER JAHRHUNDERTEN, Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg

 

Goscinny (Text), SEMPÉ (Zeichnung), DER KLEINE NICK UND SEINE BANDE, Diogenes 2001