Serie: Casinos Austria und die Büchereien Wien vergaben Literaturpreis Alpha 2012 zum dritten Mal, Teil 3/3

 

Anna von Stillmark

 

Wien (Weltexpresso) - In der anschließenden Laudatio begründete Josef Haslinger die Entscheidung der Jury mit den Worten: „Milena Michiko Flašar gelingt es, uns in jenen halbdunklen Seelenraum der Schwermut zu führen, von dem aus zwei Menschen das Leben draußen vorbeirauschen sehen, greifbar nahe und doch unerreichbar fern.“

 

 

 

Der Text fährt fort: „ Es ist die wie beflügelt wirkende Leichtigkeit der literarischen Sprache, die den Leser in diese Gefühlslagen vordringen und fasziniert in der Abgründigkeit dieser Lebensgeschichten verweilen lässt.“

 

In der Tat ist dieser Roman der 1980 in St. Pölten geborenen Flašar, Tochter einer Japanerin und eines Österreichers, ein sehr ungewöhnliches Werk mit einer selten thematisierten 'Freundschaft' zwischen einem Jungen und einem Alten, die nur auf der Parkbank – eigentlich sind es zwei, jeder hat eine eigene - entstehen und leben kann. Sehr vorsichtig nähern sich die beiden an und erzählen sich ihr so unterschiedliches Leben und über der ganzen Geschichte liegt etwas Schwebendes, Vorbeiwehendes, Vergängliches, das rührt. Die Autorin war mit diesem Buch schon beim diesjährigen Deutschen Buchpreis aufgefallen und unter die letzten Zwanzig gekommen, was für eine 'Anfängerin' eher erstaunlich ist.

 

Und doch sind wir ganz froh, daß wir nicht in der Jury saßen, denn jedes der Werke dieser drei jungen Schriftstellerinnen ist auf eigene Weise phänomenal. Susanne Gregors konsequent in Kleinschreibung in der edition exil erschienener Roman KEIN EIGENER ORT hat uns nämlich auch sehr gut gefallen. Aus der Perspektive der Erzählerin – einer jungen, verliebten Frau - wird die Welt im Wechsel zu einem wohnlichen Ort oder der kahlen Verdammnis. Grund des Wechsels ist der von ihr als wechselhaft empfundene Freund, dem sie unaufhörlich – nach Frauenart – ihre eigenen Gefühle unterschiebt, ihn ununterbrochen interpretiert, sich dann wieder gegen ihn wendet, was eigentlich sein von ihr selbst fabriziertes Bild in ihr hervorgerufen hatte.

 

Frauen empfinden und leiden an Männern, die sich einfach verhalten. Das ist ein bekanntes Muster. Daß dahinter aber nicht nur die eigenen Gefühle, sondern auch der selbsttätige Kopf stecken, haben auf anderem Terrain Bücher wie Paul Watzlawicks ANLEITUNG ZUM UNGLÜCKLICHSEIN bewiesen. Was die Geschichte der Susanne Gregor reizvoll macht, ist auf der einen Seite ihre sprachliche Konsequenz, die einen eigenen Rhythmus auch beim Lesen bewirkt und daß diese Liebes- und Abhängigkeitsgeschichte in zwei Kulturräumen stattfindet.

 

Foto: Christian Jahl, Klaus Nüchtern, StS Josef Ostermayer, Milena Michiko Flašar, Vorstandsdirektor Dietmar Hoscher, Gabriele Madeja, Clarissa Stadler, Josef Haslinger

 

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