Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Vor dem Spiel ist nach dem Spiel und nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Diese Allerweltsweisheit gilt ja nicht nur für den Fußball!! Alle sich wiederholenden Ereignisse werfen ihre Schatten voraus oder hinter einen, je nachdem, wo die Sonne, sprich das Ereignis, steht. Man glaubt es nicht, daß es schon wieder so weit ist und noch vor der Leipziger Buchmesse, die das Jahr bis zur Frankfurter Buchmesse teilt, die immer neuzusammengewürfelte Jury ihre Arbeit für den besten deutschsprachigen Roman 2018 aufnimmt.
Wenn wir so flockig von 'schweizlastig' schreiben, heißt das nicht, daß wir etwas dagegen hätten: es fällt nur auf. Denn wenn ein Kritiker in der NZZ schreibt, eine andere lange in der (nicht jährlich wechselnden) Jury des Schweizer Buchpreises tätig war und außerdem diejenige, die in Basel immer den Schweizer Buchpreis übergibt, in der siebenköpfigen Jury weilen, fällt das zumindest auf.
Die Akademie Deutscher Buchpreis, die wir hier im Bild zeigen und die regulär aus elf Personen besteht, von denen nur drei Frauen sind!!!, hat also folgende Literaturexpertinnen und -experten in die Jury berufen:
Christoph Bartmann, Leiter Goethe-Institut Warschau, Literaturkritiker und Autor, Jurymitglied des Deutschen Buchpreises 2008
Luzia Braun, ZDF, stellvertretende Leiterin von „aspekte“, redaktionell zuständig für „Das literarische Quartett“
Tanja Graf, Leiterin Literaturhaus München, zuvor Verlegerin des Schirmer Graf Verlags und des Graf Verlags bei Ullstein
Paul Jandl, freier Kritiker, u. a. für die Welt und NZZ, von 2009 bis 2013 Jurymitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises
Uwe Kalkowski, Literaturblog „Kaffeehaussitzer“, Buchpreisblogger 2015 und Gewinner des Buchblog-Awards 2017
Christine Lötscher, freie Kritikerin, bis 2016 Mitglied im Kritikerteam des „Literaturclub“ (Schweizer Fernsehen), Jurymitglied des Schweizer Buchpreises 2011 bis 2013
Marianne Sax, Inhaberin des Bücherladen Marianne Sax, Frauenfeld, bis 2016 Präsidentin des Schweizer Buchhändler- und Verleger Verbands, Programmverantwortliche des Thurgauer Literaturhauses
Die Jurymitglieder entscheiden, wer den Deutschen Buchpreis 2018 erhält. Um eine größtmögliche Unabhängigkeit der Auszeichnung zu gewährleisten, wählt die Akademie Deutscher Buchpreis die Jury in jedem Jahr neu. Eine mehrmalige Jurymitgliedschaft ist möglich. So war der diesjährige Juror Christoph Bartmann bereits 2008 in der Jury des Deutschen Buchpreises.
„Literatur kann Diskussionen anregen, sie stellt in Frage, irritiert und rüttelt auf, ihr Perspektivenreichtum öffnet unseren Blick für Unbedachtes und Ungeahntes. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer freien und demokratischen Debatte. Neue Literatur ins Gespräch und ihre Themen in die Gesellschaft zu bringen, ist damit umso wichtiger. Ich freue mich schon jetzt auf die Romanauswahl der Jury und auf vielfältige und spannende Diskussionen“, sagt Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Vorsitzender der Akademie Deutscher Buchpreis.
Verlage können Titel einreichen
Verlage können ihre Kandidatinnen und Kandidaten für den Deutschen Buchpreis 2018 ab sofort unter www.deutscher-buchpreis.de/anmeldung benennen. Bis zum 23. März 2018 können jeweils zwei deutschsprachige Romane aus dem aktuellen oder geplanten Programm eingereicht und zusätzlich bis zu fünf weitere Titel aus dem aktuellen oder geplanten Programm empfohlen werden. Voraussetzung für die Bewerbung ist die Mitgliedschaft im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband oder im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels. Die Bücher müssen zwischen Oktober 2017 und dem 11. September 2018 (Bekanntgabe der kurzen Liste erscheinen. Die Titel, Lese-Exemplare, E-Books und Fahnen können bis zum 15. Juni 2018 nachgereicht werden.
Der Roman des Jahres wird in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt. Zunächst sichtet die Jury alle von den Verlagen eingereichten Romane und stellt eine 20 Titel umfassende lange Liste zusammen. Diese wird am 14. August 2018 bekannt gegeben. Daraus wählen die Juroren sechs Titel für die kurze Liste, die am 11. September 2018 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autorinnen und Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht.
Die Verleihung findet am 8. Oktober 2018 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Die Preisträgerin oder der Preisträger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Den Deutschen Buchpreis 2017 gewann Robert Menasse für seinen Roman „Die Hauptstadt“.
Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.
Wichtig: Der Deutsche Buchpreis war im Jahr 2005 vorgeprescht, wurde als Aufgabe des Börsenvereins des deutschen Buchhandels begründet und erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen durchaus, nämlich Bücher bekannter zu machen. Die Idee dazu gab es schon sehr lange. Und noch mal wichtig, der deutsche Buchpreis ist kein nationaler deutscher Preis, will sagen, doch, das ist er, aber er wird nicht nur für die Bücher verliehen, die in Deutschland veröffentlicht werden oder deren Verfasser nur Deutsche wären. NEIN. Er ist ein deutschsprachiger Buchpreis, der gleichwohl der deutsche Buchpreis heißt, weil er in diesem Land verliehen wird.
Denn 2008 hatte die Schweiz nachgezogen und mit dem Schweizer Buchpreis einen Buchpreis kreiert, der sehr viel stärker national ausgerichtet ist, müssen doch seine Bewerber entweder Schweizer sein oder dort leben. Dafür geht er aber über die Gattung ROMAN hinaus und gilt auch für Kurzgeschichten. Als dann im vorletzten Jahr auch Österreich nachzog und den Österreichischen Buchpreis ins Leben rief, wurde der zweigeteilt, was heißt, es gibt den 'richtigen' Buchpreis und einen Nachwuchspreis. Und in Österreich sind nicht nur Romane und Kurzgeschichten, sondern auch Gedichte und Essays möglich. Allerdings dürfen nur österreichische Autoren sich bewerben, die aber in Verlagen der Schweiz, Deutschlands oder Österreich erschienen sein können.
Womit wir wieder beim Deutschen Buchpreis wären, an dem sich alle original auf Deutsch geschriebene und wo auch immer auf Deutsch veröffentlichten Romane beteiligen können.
Aber eben: nur Romane. Ganz interessant, wie unterschiedlich die Preise konstituiert sind. Auf jeden Fall gab es bisher nur einen Fall, Melinda Nadj Abonji, die mit TAUBEN FLIEGEN AUF aus dem Verlag Jung und Jung/Salzburg im Jahr 2010 erst den Deutschen und dann den Schweizer Buchpreis gewann. Im ersten Jahr 2005 gewann mit Arno Geiger ein Österreicher den ersten deutschen Buchpreis. Im letzten Jahr war mit DIE HAUPTSTADT aus dem Suhrkamp Verlag der Sieger der Österreicher Robert Menasse. Seine Schwester Eva Menasse gewann für ihr Buch TIERE FÜR FORTGESCHRITTENE aus dem Verlag Kiepenheuer & Witsch den Österreichischen Buchpreis. Beide Bücher sind in deutschen Verlagen erschienen, aber Eva Menasse war noch nicht einmal in der Zwanzigerliste des Deutschen Buchpreises. gelistet
Gut, wenn man weiß, daß bei allem auch Zufall waltet, von Willkür wollen wir nicht sprechen. Als Nachtrag noch die Preisgelder. Am ertragreichsten, finanziell gesehen, ist der Schweizer Buchpreis mit 25 000 Schweizer Franken, für den Deutschen Buchpreis erhalten die Preisträger 25 000 Euro und der Österreichische ist - immer nur als Geld gezählt - 20 000 Euro wert. Ein Österreicher oder eine Österreicherin, die in der Schweiz leben, könnten also alle drei Preise auf einmal erringen. Warten wir es ab.
Nun dauert es eine Weile, bis es weitergeht. Aber die Runde 2018 ist eröffnet.
Foto:
v.l.n.r.: Dr. Kristina Hasenpflug, Andreas Breitenstein, Heinrich Riethmüller, Prof. Klaus-Dieter Lehmann, Dr. Andreas Rötzer, Sabine Dörlemann, Juergen Boos, Rudolf Müller © Christina Weiß
Info:
www.deutscher-buchpreis.de
Gut, wenn man weiß, daß bei allem auch Zufall waltet, von Willkür wollen wir nicht sprechen. Als Nachtrag noch die Preisgelder. Am ertragreichsten, finanziell gesehen, ist der Schweizer Buchpreis mit 25 000 Schweizer Franken, für den Deutschen Buchpreis erhalten die Preisträger 25 000 Euro und der Österreichische ist - immer nur als Geld gezählt - 20 000 Euro wert. Ein Österreicher oder eine Österreicherin, die in der Schweiz leben, könnten also alle drei Preise auf einmal erringen. Warten wir es ab.
Nun dauert es eine Weile, bis es weitergeht. Aber die Runde 2018 ist eröffnet.
Foto:
v.l.n.r.: Dr. Kristina Hasenpflug, Andreas Breitenstein, Heinrich Riethmüller, Prof. Klaus-Dieter Lehmann, Dr. Andreas Rötzer, Sabine Dörlemann, Juergen Boos, Rudolf Müller © Christina Weiß
Info:
www.deutscher-buchpreis.de