Bildschirmfoto 2018 03 31 um 01.18.04Der vierte Fall für Kommissar Leblanc, von Catherine Simon, Goldmann Verlag, Teil 2/2

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Der Mord am Museumsdirektor und die Fälschung der Boudingemälde zeigen in verschlungenen Wegen völlig unterschiedliche Motive, wobei die Fälschungen schnell, schon in der Mitte des Krimis, auffliegen, also aufgeklärt werden, sich aber der Schuldige gleich noch als Mörder des Barat bezichtigt. Der Leser weiß, daß das nicht stimmt, ... aber der Kommissar ist der einzige, der dies ahnt und weiterhin den Mörder sucht, was ihm der Untersuchungsrichter ankreidet, der ihm wiederholt verbietet, weiterzuermitteln. Den oberen Behörden wiederum paßt es gut, daß Leblanc sich dienstlichen Auflagen unerschrocken widersetzt, wird er doch deshalb am Schluß für ein halbes Jahr beurlaubt und seine Dienststelle geschlossen.

Und das, obwohl er derjenige ist, der den Mörder identifiziert, damit aber ins Wespennest des Geheimdienstes stößt, denn der Mörder gehört zu denen, die aktuell terroristische Islamisten ausforschen. Und der Mord am völlig unschuldigen Museumsdirektor geschah nur, weil dieser im Mann mit der Narbe den Mörder eines algerischen Hoffnungsträgers André Boussin von 1984 wiedererkennt, als er ihn als Zehnjähriger sah!!

Harte Kost, den politischen Geschehnissen stehen dann aber viele, allzu privaten und auch banale Ereignisse gegenüber. Ist man sich am Anfang sicher, daß das dämliche Verhalten von Leblancs Schwarm Marie – die im Ernst von einem verheirateten Mann glaubt, daß er seine Frau mitsamt der Kinder verlassen will, sie schon, um mit ihm zusammenzuziehen, deshalb ihr Haus verkaufen will - daraus resultiert, daß sie systematisch den sich nicht gerne festlegenden Kommissar eifersüchtig machen will, so daß er endlich um ihre Hand anhält, und hält sich diese Hoffnung lange aufrecht, entlarvt sich am Schluß, daß dieser Mann, den Marie so hoch gehalten hat, tatsächlich ein Heiratsschwindler ist, peinlich für eine Geschichte aus dem Jahr 2018, die den ganzen Krimi runterzieht und lächerlich macht. Schade.

P.S.
Wichtig!

Hatten wir gestern in der Besprechung des Krimis aus Italien eine lokal-regionale Karte in den Umschlagklappen eingefordert, so strahlten wir, als wir diesen, ebenso im Goldmann Verlag erschienenen Frankreichkrimi aufschlugen: eine Karte der Seinemündung von Le Havre bis in die Bretagne, mit Deauville-Trouville in der Mitte, einschließlich einer Vergrößerung von Harfleur, direkt vor Le Havre liegend, wo sich das Kunstzentrum befindet, das aber im Krimi keine größere Rolle spielt. Aber die Stadt, die im Roman und bei den Touristen eine Rolle spielt, nämlich Honfleur ist auf der Karte vergessen. Dabei fährt der Kommissar zur Aufklärung des Mordes immer wieder dorthin, siehe oben.

Das geht auf den Verlag, nicht die Autorin, vermuten wir mal.

Foto: 
Ausschnitt: Stilleben mit Austern und Zitrone von Eugène Boudin © Eugène Boudin Museum 

Info:
Catherine Simon, Falsche Austern. Der vierte Fall für Kommissar Leblanc, Goldmann Verlag 2018