Frankfurter Buchmesse 2011, Teil 5: Der Ehrengast Island präsentiert sich, seine Autoren und seine Bücher
von Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir aber müssen weiter, den sagenhaften Film sehen, der schon auf der Expo in Shanghai Sehnsucht nach dieser unberührten und gewaltigen Natur erzeugte. In einem Viereck erscheinen auf vier großen Wänden Naturaufnahmen von Wassern und Bergen, Wiesen und Gesyren, Vulkanen und Land. Ein Kommen und Gehen und alles mutet nach ursprung der Welt an.
Aber eigentlich ist dieses Forum für die Bücher da, von denen 110 deutschsprachige Verlage insgesamt 230 Neuerscheinungen zu Island herausgebracht haben, davon 90 rein bellestristischer Natur, die nun den Fach- und –Sprachbüchern, den Bidlbänden und Sagas in den Regalen vor uns stehen und auf leser warten. Das kann man übrigens an Ort und stelle tun, denn die nächste Attraktion ist der große Leseraum, der uns an Wiener Cafés erinnert, dessen schöne Holztische aber noch gemütlicher als dort sind, die Sessel auch, geschnitzt, mit Intarsien, jedes Rund in einer anderen Gestalt, aber alle einladend: hier will ich bleiben.
Aber wir müssen zurück zu den Büchern und uns erst einmal aussuchen, was wir lesen wollen, ob die alten Sagas, die neu ins Deutsche übersetzt wurden und das erzählen, was die Wikinger im 9./10. Jahrhundert erlebten, was aber erst Jahrhunderte später dann aufgeschrieben wurde. Wir können aber auch zu den Krimis greifen, die in aller Welt berühmt sind, weil das große Land mit der kleinen Bevölkerugn von 320 000 Einwohnern nicht nur romantische Waldschrate kennt, sondern auch die menschlichen Konflikte, die oft mit Mord und Todschlag enden. Die Krimis, das weiß jeder, verraten eben auch viel über die Seele eines Volkes.
Dort steht die Reiseliteratur und wenn Sie zu den Bildbänden geht, fällt Ihnen sicher Bernd Koberling auf. Oder kennt den keiner mehr, wie hier die vielen Journalisten. Er hat seine Aquarelle zu Sjön beigesteuert, eine zweisprachige Gedichtsammlung. Und während wir die Bücher in die Hand nehmen, erinnern wir uns an die Erläuterungen im Vorfeld, daß im Schnitt ein Isländer pro jahr acht Bücher kauft, gegenüber den zweien der Deutschen, aber auch,d aß jeder zehnte Isländer schon ein Buch geschrieben hat. Die uns übergebene Statistik sagt dann, daß allein 2010 über 1436 Titel veröffentlicht wurden, davon 400 in Übersetzungen. Die Gesamtzahl verkaufter Bücher beträgt rund 2, 5 Millionen und die Anzahl lieferbarer Titel 12 000. Also ist das Buch – im Schnitt 25 Euro für ein gebundenes - in Island nicht nur ein Kulturträger, sondern mit ca. 30 Millionen Euro als Umsatz der Buchverlag 2009 eben auch ein enormer Wirtschaftsfaktor.
39 isländische AutorInnen kommen zur Frankfurter Buchmesse. Unter ihnen sind Hallgrímur Helgason, Einar Kárason, Jónína Leósdóttir, Andri Snær Magnason, Auður Ava Ólafsdóttir, Yrsa Sigurðardóttir, Sjón, Jón Kalman Stefánsson, Kristín Steinsdóttir und der diesjährige Preisträger des Nordischen Literaturpreises Gyrðir Elíasson. Für uns ist es ungewohnt, die Namen auszusprechen und gelingt es uns gut, fühlt sich auf einmal derjenige gar nicht angesprochen. Denn im Land, innerhalb der wie die Isländer selber sagen, geringen Bevölkerung kenne jeder jeden. Also ist der Vorname die eigentliche Identität und der Nachname ist gar kein Nachname in klassischer Manier, sondern wechselt über die Generationen, in dem man immer …dóttir des Vaters/der Mutter ist oder…son, also Tochter oder Sohn des jeweiligen Vaters, der jeweiligen Mutter. Ob und wann es nun nach Vater oder Mutter geht, das haben wir noch nicht herausbekommen. Aber die Buchmesse und das sagenhafte Island sind bis Sonntagabend auf dem Messegelände erreichbar. Für alle Laien, für alle Leser, für alle die, die keine Fachbesucher, sondern Besucher sind, ist diesen Wunderland auf dem Frankfurter Messegelände am Wochenende für jeden offen, der eine Eintrittskarte kauft. Sehr zu empfehlen.
Info: Neuerscheinungen zum Thema Island In 111 deutschsprachigen Verlagen sind insgesamt 230 neue Bücher zum Thema Island erschienen. Diese geben einen Eindruck von der Erzählkunst und dem Formenreichtum der isländischen Literatur. Der Großteil der Übersetzungen stammt mit 90 Titeln aus der Belletristik. 10 Anthologien bezeugen ein großes Interesse an der isländischen Literatur. Zu den Höhepunkten zählen die im S. Fischer Verlag erschienenen Neuübersetzungen der Isländersagas – Islands Beitrag zur Weltliteratur.
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, kommentiert die Aktivität der deutschsprachigen Verlage: „Der Hunger nach guten Geschichten steckt tief in uns Menschen. Kaum ein Land ist ein so guter Beweis dafür wie Island. Denn die Isländer leben in ihren Geschichten, sei es in den mittelalterlichen Sagas oder in der jetzigen multimedialen Kulturszene. Offensichtlich teilt das deutsche Publikum diese Lust nach guten Geschichten, wie die Fülle an Neuerscheinungen zeigt.“
Über die deutschsprachige Verlagswelt hinaus besteht ebenfalls großes Interesse an der isländischen Literatur. So erwarb AmazonCrossing jüngst Rechte an zehn isländischen Titeln in englischer Sprache, die demnächst erscheinen werden. Eine Präsentation dieses Projekts findet im Island-Pavillon am 12. Oktober um 15.00 Uhr statt.
Einen Überblick über die deutschsprachigen Neuerscheinungen bietet der Katalog „Sagenhafte Bücher aus Island“. Darin finden sich Kurzbeschreibungen zu allen neuen Island-Titeln, von den Neuerscheinungen zu den mittelalterlichen Sagas und Eddas, den isländischen Klassikern der Moderne und Gegenwartsliteratur bis hin zu Sachbüchern, Kunstbänden und Reiseführern. Dieser Katalog steht als Download auf der Homepage von „Sagenhaftes Island“ zur Verfügung.
Eine Druckversion des Kataloges liegt in jenen Buchhandlungen aus, die sich am Schaufensterwettbewerb von „Sagenhaftes Island“ und der Frankfurter Buchmesse beteiligt haben. Zudem ist er direkt auf der Frankfurter Buchmesse im Pavillon des Gastlandes erhältlich. Der Katalog ist angelehnt an den isländischen Weihnachtskatalog, den der Verlegerverband zu Weihnachten an alle Haushalte verteilt. Dieser Katalog ist ein bei den IsländerInnen geschätztes Hilfsmittel, nicht zuletzt für die Zusammenstellung der weihnachtlichen Wunsch- und Geschenklisten.
Info: Um im Messetrubel auch persönliche Begegnungen in entspannter, „isländischer“ Atmosphäre zu ermöglichen, lädt „Sagenhaftes Island“ täglich um 17.00 Uhr zu einer Happy Hour in den Pavillon ein – mit isländischen AutorInnen, Musik und Brennivín, dem Nationalgetränk der Insel. www.buchmesse.de www.buchmesse.de/de/ehrengast/island2011 www.sagenhaftes-island.is/de