c gutenberg12Der Verlag TASCHEN macht für € 100 den Erwerb möglich

Hubertus von Bramnitz

Köln (Weltexpresso) - Seien wir ehrlich. Keiner, der im 15. Jahrhundert die sagenhafte Gutenber-Bibel erwerben wollte, kam so billig davon! Es gab genug Reiche: „Mir kam zu Ohren, dass es schon eine Warteliste für die Bände gebe, noch bevor der Druck vollendet war.“
— Enea Silvio Piccolomini (später Papst Pius II.), 12. März 1455

Die Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern im 15. Jahrhundert war eine medientechnische Revolution mit weitreichenden Konsequenzen. Auch wenn Grammatiken, Ablassbriefe, Kalender, Broschüren aller Art oder Flugblätter und Flugschriften, die Nachrichten und neue Ideen schnell und weit verbreiten konnten, die Druckerpressen stärker beschäftigten als Bücher, ist es doch die Gutenberg-Bibel, die mit dieser kommunikativen Wende assoziiert wird. Sie ist das erste bedeutende Werk abendländischer Kultur, das in der neuen Technik hergestellt wurde, von hoher ästhetischer und technischer Qualität und eine der größten literarischen Kostbarkeiten aus der Inkunabelzeit, der Frühzeit des Buchdrucks.

Die fast 1.300 Seiten starke, zweibändige Gutenberg-Bibel entstand zwischen 1452 und 1454. Weil sie in einem 42-zeiligen Layout gedruckt ist, wird sie auch kurz B-42 genannt. Etwa 180 Exemplare wurden gedruckt, davon rund 30 auf Pergament. Um der Erwartungshaltung des zeitgenössischen Publikums gerecht zu werden, musste die neue Produktionstechnik die bis dato handgeschriebenen und kunstvoll kolorierten Bücher nahezu vollständig imitieren. So wurde jedes Exemplar eines solchen Frühdrucks ebenfalls noch von Hand rubriziert, mit Buchschmuck oder Illuminationen, Kapitelnummern und Überschriften versehen und auf diese Weise zu einem unverwechselbaren Unikat.

Dieser Nachdruck der Gutenberg-Bibel stützt sich auf das vollständige Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, eine der wenigen erhaltenen Pergamentausgaben, eines der kostbarsten Bücher der Welt und seit 2002 Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes. Sämtliche 1.282 Seiten dieses künstlerischen und technischen Meisterwerks sind enthalten, dazu gibt es ein Begleitheft, das sich eingehend mit Johannes Gutenberg und seiner sich rasant in ganz Europa verbreitenden technischen Innovation beschäftigt.

Kommentar:
Es ist schon unglaublich, wie 'demokratisch' heute Gegenstände erwerbbar sind, die zu ihrer Entstehung den wenigen der Oberschicht vorbehalten blieben. Damit ist gemeint, daß heute in Deutschland sich wirklich jeder diese Bibel anschaffen könnte, wenn man vergleicht, für was auch bei Geringverdienenden, auch armen Menschen Geld ausgegeben wird. Daß der Buchdruck nicht nur die Inhalte unters Volk brachte, sondern sich das Volk auch der Inhalte vergewissern konnte, galt niemals in der Geschichte der Menschheit so wie heute. Allein, es gilt eben auch: 
Keiner tut gern tun, was er tun darf
- was verboten ist, das macht uns grade scharf!,
wie es unnachahmlich Wolf Biermann in seinem frühern Liedtext ausdrückte.
Also: Wäre ein Kauf dieser TASCHEN-Gutenbergbibel für € 100 in Deutschland nicht erlaubt, würde dem Verlag die Bude eingerannt werden. 

Foto:
Cover

Info:
Begleitheft
Die Gutenberg-Bibel von 1454
Stephan Füssel
Hardcover, 2 Bände mit Begleitheft, 23,5 x 33 cm, 1.400 Seiten
€ 100

 www.taschen.com