Serie: DER LEUCHTTURMWÄRTER von Camilla Läckberg im List Verlag und bei HörbuchHamburg, Teil 1

 

Elisabeth Römer

 

Hamburg (Weltexpresso) – Das hatten wir schon lange vor, zu gleicher Zeit einen neuen Kriminalroman als Buchausgabe zu lesen und als Hörbuch zu hören. Nicht nicht wirklich gleichzeitig, das wäre ja mitlesen, sondern mit dem einen anfangen, wie es gerade paßt und mit dem anderen fortfahren, falls die nötige Abspieltechnik beim Unterwegssein fehlt.

 

Das stimmt. Das Buch, hier 475 Seiten, ist überlegen, denn das kann man in der Redaktion, zu Hause und – wie wir – vor allem unterwegs lesen. Die CD mit den sechs Scheiben dagegen braucht halt einen Träger. Und da dieser vorhanden war, als wir der kommenden  Lesereise der Autorin Camilla Läckberg in Deutschland wegen den Krimi auf die Schnelle und außer der Reihe bewältigen wollten, fingen wir mit dem Hörbuch an, das bewährt Nina Petri liest. Nun sind wir erfahren im Grundpersonal dieser Krimis, die alle in Fjällbacka spielen, einem Kaff im Westen Schwedens an der Küste, wozu man auch netter sagen könnte: einem kleinen beschaulichen Hafenort oder auch einem idyllischen Fischerdorf. Beim Hören haben wir diesmal sofort gespürt, für einen Anfänger dieser Krimis sind das ganz schön viele Personen, die er kennenlernen muß.

 

Also, das Grundpersonal ist einmal Erica Falck, Schriftstellerin, erfolgreiche, muß man hinzufügen. Ihr Ehemann und inzwischen Vater von drei Kindern ist der Polizist Patrik Hedström. Und da nun ausgerechnet immer in Fjällbacka oder dicht dabei Morde passieren, hat nicht nur Patrik viel zu tun, sondern mit ihm die ganze Dienststelle, deren Besetzung man von Roman zu Roman besser kennenlernt. Diesmal fängt der neue, der siebte Band der Serie, aber mit dem Hausmann Patrik an, besser gesagt, die Zwillinge sind aus dem Gröbsten raus und er wird nach schwerer Krankheit wieder arbeiten gehen.

 

Aber zuvor wird das Leitthema eingeläutet. Wir hören von einer Frau im Auto mit blutbeschmierten Händen und ihrer Flucht, den Sohn Sam im Auto, nach Fjällbacka, wo sie das Auto stehen läßt, denn nun kann sie mit dem Boot auf die ihr gehörende Insel gelangen, Graskär, die kleine Insel inmitten der Schären, die mit dem Leuchtturm. Schnitt. Dann kommt eine Trauerfeier, die besonders schlimm sein muß, weil man beim Zuhören spürt, daß ein junger Mensch beerdigt wird, ohne daß man weiß, wer und was und warum, nur das eine, daß Patrik tieftraurig und verstört ist. Dann kommt Erling ins Bild, der freudestrahlend von der Eröffnung des neuen Wellnesshotels BADIS den Vorstandsmitgliedern des Gemeinderates davon berichtet.

 

Gleich lernen wir auch Vivianne kennen, sein berufliches und auch sein persönliches Glück und dann sind wir schon wieder übergangslos bei Annie, wie sie jetzt heißt, die im Haus auf der Leuchtturminsel nach langer Zeit das Haus lüftet. Dann kommt Mats Severin ins Bild, bzw. ins Ohr. Der kümmert sich um die Finanzen der Gemeinde, die derzeit fast alle in das neue BADIS fließen, was er überwacht, die Ausgaben für extrem hoch hält, aber nichts Unsauberes gefunden hat. Und dann sind wir wieder in der Kirche bei Erica und Patrik. Ganz schön viele für die ersten acht Seiten. Denn nach einer halben CD des Hörbuchs, mußten wir uns eh auf den – öffentlichen – Weg machen und das dauert auch in Hamburger S- und U-Bahnen immer länger als man denkt, aber man kann sehr gut lesen!

 

Anders als im weiteren Verlauf, wo wir immer weiterlasen, wo das Hören aufgehört hatte und das Hören anfing, wo die letzte Leseseite geendet hatte, haben wir diesmal im Buch von vorne begonnen. Zu unübersichtlich war uns beim Hören das gesamte Szenarium geblieben. Und wir wollten, das muß man auch bei Krimis, alles genau wissen, denn wir gehören zu denen, die, noch bevor die Autorin etwas verrät oder am Schluß als Handlung auflöst, die also schon während des Romans dauernd uns Gedanken machen: Whodunit?

 

Das stimmt, das WHODUNIT ist eine bestimmte Klassifizierung von Krimis und steht für who done it?, was ordentlich hieße: who has done it? Auf Deutsch: „Wer hat es getan?“ Aber auch bei Kriminalromanen, die die gesellschaftlichen Strukturen abbilden und als Serie das gleiche Ermittlerpersonal nutzen, auch nicht einfach nur eine spannende Geschichte erzählen wollen, auch bei anspruchsvollen Krimis also, ist natürlich die bewegende Frage: wer war's. Dann muß es einem aber auch wichtig sein, keine Sätze auszulassen, keinen Gedanken, keinen Handlungsfaden zu negieren, also gespannt wie ein Flitzebogen das Geschehen zu verfolgen.

 

Das kann man aber nur, wenn man jederzeit weiß, um wen es geht und was verhandelt wird. Und da kam uns diesmal das Buch stärker zupaß, weil Camilla Läckberg sehr viele Personen in ihren Kriminalromanen agieren läßt – was eigentlich gut ist - , was man sich besser behalten kann, wenn man die Namen der Personen liest, als wenn man sie nur hört. Für den Anfang. Denn als wir so richtig drinnen waren, ging Hören und Lesen völlig konform und wir wunderten uns, wie schnell wir immer die Anschlußstellen fanden. Dabei merkten wir natürlich auch, daß beim Hörbuch immer wieder Ausschmückungen unter den Tisch fielen. Aber sechs CDs sind ja auch genug, da man das Hörtempo nicht individuell bestimmen kann, was beim Lesen ja geht.

 

Dann taucht im Text immer wieder eine historische Geschichte aus dem Jahr 1987 auf, in der eine grausliche Geschichte einer jungen Frau von ihr selbst erzählt wird, die mit Ehemann und dessen Liebhaber – liebe Camilla Läckberg, das ahnt der Leser oder Hörer sofort, auch wenn es erst am Schluß bestätigt wird - auf dieser kleinen Insel mit dem Leuchtturm wohnt – aha, der Leuchtturmwärter!! - und viel mit dem Geschehen der Jetztzeit zu tun hat. Im Buch ist dies kursiv gedruckt, deshalb auch als zu anderer Zeit spielend, sinnlich wahrnehmbar. Das geht beim Hören nicht, oder man hätte zum Wiedererkennen des historischen Einschubs eine andere Stimme gebraucht. Bekommt man die gelesene Überschrift mit der Jahresangabe nicht mit, ist man ob der Passagen leicht verwirrt. Auch bei solchen Phrasen wie, ob es „Ihre Tante“ oder „ihre Tante“ gewesen war, weiß man beim Lesen den Kontext genau, beim Hören nicht.

 

Wir haben aus dieser Erfahrung aber uns diesen LEUCHTTURMWÄRTER auch einmal unter stilistisches Gesichtspunkten angesehen und mit anderen Kriminalromanen verglichen. Der Szenenwechsel in diesem Camilla Läckberg Krimi ist extrem kurz. Nach einer oder eineinhalb Seiten wird meist das nächste Bild aufgerufen. Die Autorin schreibt nämlich sehr bildhaft – was auch gut ist – und man sieht sehr schnell die neue Szene vor sich. Das ist wie in einem schnell geschnittenen Fernsehfilm, wo dauernd etwas Neues passiert. Das aber war der Anlaß gewesen, warum wir uns anfänglich beim Hören schwertaten, später nicht mehr. Übrigens fällt dieser schnelle Schnitt – man sieht sozusagen schon den Fernsehfilm vor sich – beim Lesen weniger auf, weil man – wenigstens wir – beim Lesen den Anschlußkontext schneller erschließen können, als beim Hören.

 

Das könnte man übrigens tatsächlich einmal untersuchen, aber so genau wollten wir es nun auch nicht nehmen, sondern die Kombination von Hören und Lesen loben, die für uns – die wir also viel öffentlich unterwegs sind - diesmal ideal war. Fortsetzung folgt.

P.S. Ja, das stimmt natürlich. Es gibt massenhaft CD.Geräte, die auch transportabel sind oder man kann den Hörtext auf Kleingeräten speichern und Hören. Aber, wenn man als Journalistin von Pressekonferenz zu Pressekonferenz unterwegs ist, will man nur das Wesentliche in der Tasche tragen und das spricht für das Buch, das man auch weiterlesen kann, bis der Termin ordentlich beginnt.

 

 

INFO I:

Das neue Buch und Hörbuch und Anlaß der jetzigen Lesereise

 

Camilla Läckberg, Der Leuchtturmwärter, List Verlag ab 4. Januar 2013

 

Camilla Läckberg, Der Leuchtturmwärter, gelesen von Nina Petri, 6 CDs, 445 Minuten, HörbuchHamburg

 

 

Die bisherigen Kriminalromane der Camilla Läckberg sind zuerst im Kiepenheuer Verlag und Aufbau Verlag erschienen, seit 2009 alle im List Verlag, seitdem auch die Hörbücher bei Hörbuch Hamburg

 

Die Eisprinzessin schläft, auf Deutsch 2005 (Schwedisch 2003), Kiepenheuer Verlag und als Hörbuch: Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2008

 

 

Der Prediger von Fjällbacka, 2006 (2004), Kiepenheuer Verlag und als Hörbuch: Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2008

 

Die Töchter der Kälte, 2007 (2005) Aufbau Verlag und als Hörbuch: Steinbach sprechende Bücher, Schwäbisch Hall 2007

 

Die Totgesagten, 2009 (2006), List Verlag und Hörbuch Hamburg, gelesen von Inga Busch

 

Engel aus Eis, 2010 (2007), List Verlag und Hörbuch Hamburg, gelesen von Nina Petri

 

Meerjungfrau, 2011 (2008), List Verlag und Hörbuch Hamburg, gelesen von Nina Petri und Gustav Peter Wöhler

 

Der Leuchtturmwärter wurde auf Schwedisch im Jahr 2009 veröffentlicht und ein weiterer Roman kam 2011 heraus, der sicher bald demnächst übersetzt vorliegt.

 

 

INFO II:

Camilla Läckberg macht eine Lesereise durch den Norden Deutschlands. Deutsche Stimme: Nina Petri

 

Montag, 28. Januar 2013

BRAUNSCHWEIG

20.15 Uhr Landessparkasse, Dankwardstr. 1

 

Dienstag, 29. Januar 2013

HANNOVER

19.30 Uhr, Leuenhagen und Paris, Lister Meile 39

 

Mittwoch, 30. Januar

ROSTOCK

19.30 Uhr, Thalia Universitätsbuchhandlung, Breite Straße 15- 17

Donnerstag, 31. Januar 2013

STADE

19 Uhr Thalia Bücher, Breite Straße 2