Frankfurter Buchmesse 2011, Teil 14 :Wirtschaftsbuchpreis-Sieger 2011 ist Joachim Käppner
von Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Joachim Käppner wird als Gewinner des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2011 ausgezeichnet für seine Biografie über Berthold Beitz: Der Unternehmer ist eine Wirtschaftslegende der Nachkriegszeit - und Vorbild in Krisenzeiten. der zum fünften Mal vergeben wurde: Mit dem Preis wollen die Initiatoren die Bedeutung des Wirtschaftsbuchs bei der Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge unterstreichen. „Preiswürdig sind Beiträge, die das Verständnis von Wirtschaft in der breiten Öffentlichkeit in beispielhafter Weise fördern“, heißt es in der Ausschreibung des gemeinsamen Preises des Handelsblatts, der Frankfurter Buchmesse und der Investmentbank Goldman Sachs - „Wirtschaft verstehen“ lautet daher das Motto des Preises. Lesbarkeit und Aktualität sind wichtige Kriterien.
Preisträger Joachim Käppner (2.v.li.) mit Vertretern der Initiatoren des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises, Alexander Dibelius (Goldman Sachs), Gabor Steingart (Chefredakteur Handelsblatt und Vorsitzender der Jury) und Juergen Boos von der Frankfurter Buchmesse bei der Preisverleihung (v.li.). Quelle: Markus Kirchgessner |
Je dramatischer die Schlagzeilen über Bankenrettung und Schuldenmisere werden und je mehr sich die Finanzkrise der Realwirtschaft nähert, desto lauter werden die Rufe nach moralischen Kategorien, nach Orientierung und einem Kompass in der komplexen Krisenwelt.
Der ehrbare Kaufmann, wie ihn Thomas Mann 1901 in den „Buddenbrooks“ beschrieben hat, ist im Jahr drei nach der Lehman-Pleite gefragter denn je; Managerzirkel diskutieren ihn wieder als prägendes Leitbild. „Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bey Nacht ruhig schlafen können“, gibt der alte Buddenbrook seinem Sohn mit.
Die gesellschaftspolitische Rolle des Unternehmers rückt gerade in Krisenzeiten in den Fokus - und damit die Suche nach Vorbildern. Die Jury des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2011 war sich einig: Es gibt ein Vorbild in der deutschen Nachkriegsgeschichte, eine Jahrhundertfigur, einen Mann, der lebend zur Legende geworden ist: Berthold Beitz, Jahrgang 1913, Vorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und lange Jahre Krupp-Generalbevollmächtigter.
Und es gibt ein Buch über ihn, das das Leben des Mannes brillant schildert. Die Jury hat Joachim Käppners Biografie, von Beitz autorisiert, zum besten Wirtschaftsbuch des Jahres gewählt. Gestern Abend wurde der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis, mit 10.000 Euro dotiert, in Frankfurt bei einer festlichen Soiree im Rahmen der Buchmesse überreicht und gefeiert.
Der ehemalige Wirtschaftsweise Bert Rürup stimmte die Gäste mit unterhaltsamen wie nachdenklichen Worten ein. Der frühere Wirtschaftsweise monierte die „german angst“, die typisch deutsche Neigung zum Schwarzsehen, die sich in vielen Wirtschaftsbüchern widerspiegele. Viele suggerierten schlimme Zeiten und Zustände.
Nicht so das Siegerbuch. „Der Autor weiß, wie man Geschichte erzählt; nicht nur mit Anekdoten, Fakten, Zitaten, die sich wie die Perlen einer Perlenkette abwechseln. Sondern mit einem Ton, dem Ton des Zurückgenommenen, nicht des Jublers, dem Ton der Würde, dem Ton des Biografen eben“, sagte Handelsblatt-Chefredakteur Gabor Steingart, Vorsitzender der Jury, in seiner Laudatio. „Das Buch ist über das Normalmaß hinaus exzellent recherchiert und geschrieben“, urteilt er über das 621-Seiten-Werk des promovierten Historikers und Journalisten Käppner, Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“.