Bildschirmfoto 2018 10 12 um 12.34.28Frankfurter Buchmesse Film Awards: Auszeichnungen in drei Kategorien sowie eine "Special Recognition" für HILDA

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mein Gott. Die Erinnerung ist kurz, nein, sie ist überhaupt nicht vorhanden, wenn jetzt davon gesprochen wird, daß wir der ersten Verleihung der Frankfurter Buchmesse für Literaturverfilmungen beiwohnen. Das wäre ja schon ein Thema für die beiden Assmanns, Alaide und Jan Assmann, die ob ihrer Erinnerungsforschungen und dem genialen Begriff des KULTURELLEN GEDÄCHTNISSES am Sonntag in der Paulskirche gemeinsam den Friedenspreis erhalten. 

Die Idee eines Preises für Literaturverfilmungen hatte Juergen Boos vor vielen Jahren. Nur war die Verleihung angehängt an den damals auf der Messe stattfindenden Hessischen Film- und Kinopreis. Und als dieser in die Alte Oper zog, wo er an diesem Freitag am Abend verliehen wird, da war am Anfang die Buchmesse noch mit dabei. Dann aber zog sich die Buchmesse zurück, den Preis gab es noch, nicht mehr aber die aufwendige Verbindung von Buch und Film, die ja dem Ganzen zugrundelag. Heute gibt es - leider, leider - keine Filmvorführungen auf der Buchmesse mehr. Aber den Preis für die beste Literaturverfilmung. Und was in diesem Jahr nun tatsächlich neu ist, weshalb die meisten Medien fälschlich von der erstmaligen Vergabe sprechen, das ist, daß er auf der Messe direkt verliehen wird, daß daraus ein Event gemacht wurde, indem er öffentlich - will sagen: buchmessenöffentlich - verliehen wird und indem er sich vervielfacht hat. Der alte Preis ist sozusagen jetzt einer von mehreren, aber der wichtigste und am besten dotierte, weshalb wir nur ihn ausführlicher würdigen.

Die Preisvergabe und die Preise lauten im Buchmessenenglisch dann so: "Die Frankfurter Buchmesse Film Awards wurden heute im Rahmen einer feierlichen Zeremonie auf dem THE ARTS+ Runway verliehen. Ausgezeichnet wurden die Kategorien "Best Illustrated Book on Film", "Best International Litarary Adaptation for Children or Young Adults" und "Best International Literary Adaptation"."


Best International Literary Adaptation
"INTRIGO – DEATH OF AN AUTHOR", nach den Romanen von Håkan Nesser, Regie: Daniel Alfredson

Also, nach Romanen ist dieser Film INTRIGO - TOD EINES AUTORS eigentlich nicht gedreht, sondern nach einer der Kurzgeschichten des wirklich berühmten schwedischen Krimiautors Håkan Nesser aus den 90er Jahren. Eine Geschichte, die es in sich hat und eigentlich so recht in die Postmoderne paßt, in der angeblich nicht mehr gesagt wurde: "ich liebe Dich", sondern der Spruch fällt: "in einer solchen Situation hätte man gesagt, ich liebe Dich." Wenn man den Film schon gesehen hat, was Filmkritiker konnten, dann hadert man damit, wieviel man jetzt schon verraten darf, denn der sich sowieso sehr dynamisch entwickelnde Film schlägt am Ende eine so unerwartete Volte, daß man das einfach nicht verraten darf. 

Aber einiges schon. Es gibt den alten Schriftsteller Henderson (Ben Kingsley), zu dem sein jüngerer Kollege und Übersetzer David Moerk (Benno Fürmann) zu Besuch kommt, um den alten erfahrenen Schreibfuchs um Hilfe bei hakligen Stellen zu bitten.  Die Villa am Meer ist zudem wirklich ein Paradies. Aus dem wird jedoch David Moerk nach und nach vertrieben, als er durch seinen Verleger den Auftrag bekommt, ein Manuskript des auch bisher von ihm übersetzten, sehr bekannten schwedischen Schriftstellers Germund Rein zu übersetzen. Das wäre kein Problem, aber die Sache wird heikel, als sich herausstellt, daß Autor Rein wohl Selbstmord verübt hat und außerdem verfügte, daß sein Buch nicht in der Originalsprache Schwedisch veröffentlicht werden darf. 

Das Merkwürdige steigert sich zu Unheimlichem, als David zum einen Parallelen zu seinem eigenen Leben endeckt, denn auch seine Frau Eva (Tuva Novotny) ist seit Jahren verschollen und da ist noch etwas mit einer Stelle im Garten...

Es geht ums Eingemachte des Lebens von David, dem Benno Fürmann blitzblaue Augen gibt, was eindrucksvoll ist. Und es geht um einen sagenhaften Betrug. Demnächst mehr in der Filmkritik, wenn er Film am 25. Oktober in die Kinos kommt und jetzt dazu mit dem Preis für die beste Literaturverfilmung beworben werden kann. Ach doch, soviel sei verraten. Er ist schon interessant und spannend gemacht, aber....


Die weiteren Preise:

Best International Literary Adaptation for Children or Young Adults
"Romy’s Salon" (NL), Regie: Mischa Kamp

Best Illustrated Book on Film
"Cinemaps: An Atlas of 35 Great Movies" (Quirk Books)

In der Kategorie "Best Illustrated Book on Film", die in diesem Jahr gemeinsam mit der MGIP Motovun Group of International Publishers ausgezeichnet wird, gibt es zudem zwei Zweitplatzierte: "Marilyn Monroe 50 sessions" (Knesebeck Verlag) und "Frankenstein – The First Two Hundred Years" (Reel Art Press).

Wir können dazu nichts sagen, weil wir das alles nicht kennen. Das ist halt das Problem bei Preisverleihungen, weshalb auch die Anwesenheit von Autor Håkan Nesser und die des Hauptdarstellers Benno Fürmann für das anwesende Publikum viel spannender war. Und deshalb gibt es wahrscheinlich solche Preise. Die Buchmesse muß sich schon überleben, ob sie nicht wenigstens die Gewinnerfilme im Rahmen der Buchmesse zeigen könnte. Noch besser wäre: alle nominierten Filme zu zeigen, damit man dann die Auswahl und die Preisvergabe auch beurteilen kann. Das gilt auch für den folgenden Preis.

Zudem gab es nämlich eine "Special Recognition" für die gerade erst auf Netfilx angelaufene Zeichentrick-Serie "Hilda", die aufgrund ihres Genres nicht mit den anderen Filmen im Bereich Kinder und Jugend vergleichbar war, die aber die Jury in jeder Hinsicht sehr beeindruckte.


Die Jury-Präsidentin Ellen Harrington, in Frankfurt Direktorin des Deutschen Filmmuseums, sagt zu der Auswahl der Gewinner: „Der diesjährige Wettbewerb war äußerst spannend und abwechslungsreich - mit einer breiten Auswahl an Ländern, Filmgenres und sehr unterschiedlichen Stoffen. Die Filmemacher beeindruckten die Jury vor allem durch ihren außergewöhnlich liebevollen Umgang mit den Vorlagen. Insbesondere bei der Kategorie "Best Adaptation for Children and Young Adults" haben wir uns sehr darüber gefreut, dass die überzeugendsten Charaktere zufällig allesamt Mädchen oder junge Frauen sind. Und viele der Regisseure und Autoren, auf deren Arbeit diese Filme basieren, sind ebenfalls Frauen. Wir haben uns auch entschieden, einen zusätzlichen Preis für die Animationskurzform-Serie Hilda und den Feature Film Prize an Romy's Salon zu vergeben, eine außergewöhnlich gut erzählte und moderne Coming of Age-Geschichte.“
Na, denn. 

Foto:
privat