Zum Dritten: Verleihung des Österreichischen Buchpreises 2018 in Wien, Teil 1
Claudia Schulmerich
Wien (Weltexpresso) – Am Montagabend ging es in Wien hoch her. Wes Anderson und Juman Malouf waren zu ihrer Ausstellungseröffnung im Kunsthistorischen Museum und hatten Tilda Swinton mitgebracht (Bericht folgt) und im Kasino am Schwarzenbergplatz hatte der Wettbewerb um das beste Buch einen Sieger und der Debütpreis eine Siegerin.
Daniel Wisser wurde für seinen Roman KÖNIGIN DER BERGE , erschienen bei Jung und Jung, mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Debütpreis ging an Marie Gamillscheg für den Titel ALLES WAS GLÄNZT (Luchterhand Literaturverlag).
Was vor Jahren ganz neu war, hat doch jetzt schon eine dreijährige Tradition und der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels darf sich sagen, daß er alles richtig gemacht hat, dem Deutschen Buchpreis seit 2005 und dem Schweizer Buchpreis seit 2008 den Österreichischen folgen zu lassen. Daß zudem die jeweiligen Landespreise sich gehörig unterscheiden, was das Genre, die Nationalität oder den Wohnort der möglichen Bewerbungen angeht, eben auch: auf welche Form man Aspirant wird, darauf sei nur hingewiesen.
Der Deutsche Buchpreis kam einem langjährigen Wunsch der Verlagswelt nach einer Aufwertung gegenwärtiger Literatur nach und hatte sich den Man Booker Prize aus England als Vorbild genommen, der seit 1969 aber wiederum auf den seit 1903 verliehenen Prix Goncourt aus Frankreich zurückgeht. Der war ein Preis für den besten Roman, inzwischen wird er in Frankreich für verschiedene literarische Kategorien verliehen, was eingeschränkt auch für den Österreichischen und den Schweizer Buchpreis gilt. Und so hat Deutschland sowohl die engste wie auch die weiteste Vorgabe für den nationalen Literaturpreis: es werden nur Romane prämiert, die das erste Mal auf Deutsch veröffentlicht werden, egal von wem und unabhängig vom Ort.
Der Österreichische Buchpreis ist der einzige, der jährlich zwei Preise verteilt, neben dem Hauptpreis gibt es einen Debütantenpreis. Im Auswahlverfahren das Jahr über gibt es als Kandidaten für die zwei Preise zum einen fünf Romane, zum anderen drei Romane.
Die Verleihung fand vor rund 300 geladenen Gästen im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz statt, in dessen Saal rechts und links zwei herrliche Karyatiden nicht nur mit Schwung die Last des Gebälks tragen, sondern auch schmunzelnd den Auftritt der Gruppe FEDERSPIEL verfolgten, die als reine Männerband und reines Blasorchester den Abend musikalisch gestalteten und zeigten, was man mit Blech und auch der menschlichen Stimme alles an Tönen und Rhythmus hervorbringen kann. Großer Beifall den ganzen Abend über.
Die Moderation hatten Dorothee Hartinger und Philipp Hauß übernommen, die das prächtig hinbekamen, Informationen über Bücher und Autoren mit Lesungen aus den jeweiligen Romanen zu verbinden. Eigentlich hätten wir schreiben wollen: Durch den Abend führte Thomas Bernhard. Es begann mit dessen so witzigen wie passenden Überlegungen anläßlich eines Buchpreises an ihn, die wir kannten, wobei wir uns nur noch erinnern, daß man die Sätze in seinem Buch DER WAHRHEIT AUF DER SPUR nachlesen kann.
Und der Abschluß "Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.", stammt auf jeden Fall aus der ‚Dankesrede‘, die Thomas Bernhard anläßlich der Verleihung des Kleinen Österreichischen Staatspreises 1968 hielt und die damals zum Skandal, ja zum Staatsskandal auswuchsen.
Aber das war nur der Anfang mit Bernhard, dessen Zitate sich durch den ganzen Abend zogen und für eine Deutsche deutlich machten, wie sehr man sich in seinem Heimatland immer noch an ihm abarbeitet – jetzt schon lange positiv. Der Vertreter des Suhrkamp Verlages, des Hausverlages von Thomas Bernhard, der neben uns saß, hörte das alles mit Wohlgefallen und konnte so auch verschmerzen, daß sein hochgehandelter Kandidat Josef Winkler mit LASS DICH HEIMGEIGEN VATER oder DEN TOD INS HERZ MIR SCHREIBE leer ausging.
FORTSETZUNG FOLGT
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Info:
Österreichischer Buchpreis 2018
Die Jury
Die Jury 2018 setzt sich aus Bernhard Fetz (Österreichisches Literaturarchiv), Konstanze Fliedl (Universität Wien), Jens Jessen (ZEIT), Evelyne Polt-Heinzl (Literaturhaus Wien) und Bettina Wagner (Buchhandlung Seeseiten) zusammen.