DUMONT-KALENDER für das neue Jahr 2019
Wolfgang Mielke
Berlin (Weltexpresso) - Man merkt es schon, dass es ein paar Minuten länger hell geworden ist, dieser Tage. Schon zwischen Weihnachten und Silvester, also innerhalb einer Woche, kann man das feststellen, wenn das Wetter nicht nur grau und verhangen ist. Der wesentliche Tag jedes Jahresendes ist natürlich nicht Silvester, auch wenn man an ihn oft mystische und symbolische Erwartungen hat; sondern der Wechsel der Sonnendrehung in der Nacht vom 21. auf den 22.12. eines jeden Jahres.
Geht die Fahrt also weiter nach unten oder innen oder eben einfach in die Dunkelheit, auch eine Form von Traulichkeit, Geborgenheit hinein, - oder bricht sie wieder auf zu einem neuen Hochstieg? Weihnachten selbst liegt also schon jenseits dieses Wendepunktes, allerdings noch so dicht dabei, dass der Wechsel noch nicht allzu stark spürbar ist. Eine Woche später aber sieht oder sähe es damit schon anders aus. Die Kurve ist genommen, die Richtung hat sich bereits geändert, man spürt es, man sieht es. Licht und Stimmung scheinen anders. Daher dann wohl auch die neue Hoffnung, die Hoffnung auf ein besseres Leben, ein neues Leben, neue Aussichten, Erwartungen.
Vielleicht gilt das sogar für Probleme, die über den Jahreswechsel mit hinübergezogen werden. In Bonhoeffers berühmten Gedicht "Von guten Mächten" heißt es am Ende der ersten und am Anfang der zweiten Strophe: "(...) so will ich diese Tage mit euch leben / und mit euch gehen in ein neues Jahr. // Noch will das alte unsre Herzen quälen,/ noch drückt uns böser Tage schwere Last." - Vielleicht fällt so auf diese Probleme und Sorgen, die einem die Erholung über die Festtage geraubt hatten, ein anderes Licht, das hilft, diese Probleme im Sinne der Wahrheit zu lösen.
Am 1.1. hat unweigerlich das neue Jahr nun also begonnen – und man hängt die neuen DuMont-Kalender auf. Auch hier Erwartung und Vorfreude auf die gekonnten bis grandiosen Fotos, die einen das Jahr über erwarten werden. Immer wieder, wenn ich den Katalog der neuen Kalender sehe, schon während der zweiten Hälfte des jetzt abgelaufenen Jahres, betreut von Marion Schmidt, bin ich wieder erstaunt über die Vielfalt und Qualität dieser Kalender. Und immer bewegt es sich auch weiter: Werden neue Kalender ins Sortiment genommen, so zum Beispiel der Kalender, der Reiseplakate zeigt: Die Welt als Symbolverdichtung. Sein Titel: "Visit The World / Travelposter 2019". Das Titelbild schon zeigt ein einladendes Bild; natürlich; es soll ja einladend für denjenigen sein, der das Bild im Internet oder den Kalender in einer Buchhandlung ausgestellt sieht. Hier sieht man auf dem Titel San Francisco. Bilder wie Scherenschnitte. Aber es sind keine Scherenschnitte, also nicht Schwarz gegen einen weißen oder hellen Grund. Aber die Silhouetten sind doch ähnlich. Also: Eine Art farbiger Scherenschnitt. Wie auch immer: Jedenfalls ansprechend und sogar mehr: Nämlich inspirierend. Man sieht in Lachsrot die Transamerica-Pyramid, das vielleicht charakteristischte Hochhaus San Franciscos. In Grüntönen den Himmel, andere, entferntere Hochhäuser in noch zarterem und lichterem Grün, auch ein Pylon der berühmten Brücke ist zu sehen. Vorne werden die Farben kräftiger: Altstadthäuser und ein steil ansteigender Hang, auf dem sich, wiederum in Rottönen und damit eine räumliche Beziehung zur Transamerica-Pyramid herstellend, eine Cable-Car-Bahn befindet. - Wenn man aufblättert, setzen die die Überraschungen in ähnlicher Weise fort, so dass jedes Bild (jeder Monat) eine Freude wird: Die Alpen in Österreich; Athen; ein Fjord in Norwegen; das Matterhorn in Zermatt mit einer Zahnradbahn davor; Miami; Kalifornien; und nicht zuletzt Rom.
"Über den Dächern von New York" setzt die Reise fort: Man erfährt neue, bisher unbekannte Blicke und Einblicke in diese wohl spannendste Stadt der Welt.
Zu Amerika passen natürlich auch die "Lost Cars": Irgendwo in der Landschaft abgestellte ausgediente Autos, die im Laufe der Zeit selbst malerisch geworden sind. So entsteht im Foto zusammen mit der Landschaft und den Abnutzungsspuren ein neues Gesamtkunstwerk. Ein auffälliger Kalender. Übrigens: Zahlreiche DuMont-Kalender erzielen jedes Jahr eine Gold-, Silber- oder Bronze-Medaille. Und die Konkurrenz ist groß!
"Never stop exploring", also etwa: "Höre niemals auf, die Welt zu entdecken!", verbindet mit dieser Aufforderung Fotos von brillianter Qualität: Es beginnt schon auf dem Titel mit einem Kanu fahrenden Mann, der auf einem spiegelglatten, kanadischen See unterwegs ist; hinten die teils schneebedeckten Bergketten; davor Nadelholzwälder und steile Matten; die Welt als Panorama. Das April-Bild zeigt einen kleinen Gletschersee vor der Kulisse des Matterhorns. Und der November 'den Mann im Mond'. Die Reise also lohnt sich!
"Traumhafte Landschaften" – ein Hochformat – setzt diese Reise wirkungsvoll fort. Die Landschaften werden auch durch dieses Hochformat und den durch sie bedingten Ausschnitt "traumhaft"! Davon gibt bereits das Januar-Bild einen Eindruck! -------- "Wege in die Natur" verführt dagegen auf geheimnisvolle, verwunschene Wege ... in die Natur ...! Man sollte sie sich keinesfalls entgehen lassen. Wie einladend ist beispielsweise das Februar-Bild! Da genügen die Worte gar nicht. Man muss es einfach sehen, einen Monat lang sehen – und genießen! -------- Genießen kann man auch das Kennenlernen per Kalender der 100 originellsten Buchläden der Welt: "Around the world in 100 Bookshops" heißt der fast quadratische Kalender. Bücher werden immer noch großartige geschrieben und verlegt. Trotz Internet. Und also interessieren auch nach wie vor die schönsten Buchläden, in denen man stöbern und entdecken kann und soll!
Ein Hochformat ist auch der Kalender "Gräser im Garten". Hier staunt man immer wieder. Diese wackeren kleinen Pflanzen, wie sie sich hochrecken und einen Platz an der Sonne für sich erreichen. Toll! Wunderschön! Es scheint, als seien alle Aufnahmen oder doch ein Großteil von ihnen in ein und demselben Garten gemacht worden. Als habe sich der Fotograf nur ein paarmal um seine eigene Achse drehen müssen, um alle diese wunderschönen Blickmöglichkeiten einzufangen. So hat man das Gefühl, einen Garten wirklich kennenzulernen. Man wird mit ihm vertraut und kann ihn genießen.
Ein Genuß ist auch "Das Licht in der Landschaft": Wiederum Landschaftsfotografien, aber hier liegt der Schwerpunkt auf der Wirkung, die durch das Licht erzeugt wird. Das frühe Licht, noch vor Sonnenaufgang. Oder das späte danach. Dann das Licht, das durch die Baumkronen bricht. Schlaglicht. Farbiges Licht. Alles Licht, das die Landschaft bezaubert, verzaubert!
Verzaubert fühlt sich auch mancher, der Venedig das erste Mal besucht. Eine Stadt als Gesamtkunstwerk. Die Paläste, die Gondeln, die grandiosen Kirchen wie Santa Maria della Salute am Canale Grande, die das Titelbild ziert, - und nicht zu vergessen: Die Masken des Karnevals von Venedig, auf dem März-Bild. Und so oft man diese Masken schon gesehen hat, dieses Foto gewinnt ihnen doch noch eine neue Perspektive ab. "Der Traum von Venedig" heißt dieser Kalender zu recht!
Venedig hat Jahrhunderte lang das Meer beherrscht. Es liegt also nahe, sich auch ein Bild vom Meer zu verschaffen. Der DuMont-Kalender dazu heißt schlicht und umfassend: "Das Meer". Das Titelfoto ist schon spannend: Das Weiß der Wolken als ein breites horizontales Band gedoppelt im Weiß der Gischt der am Strand gebrochenen Wellen. Oder ein Wellenkamm schräg von der Seite aufgenommen: Der hintere Teil der Wellen ist schon am Brechen, die weiter vorne liegenden bilden noch dazu ihre Form aus. Dieses sonderbare Phänomen des Wassers: Das wie ein fester Körper so oft aussieht – und im nächsten Augenblick seine Gestalt völlig geändert hat, nicht wiederzuerkennen. Und doch immer eines bleibt: Das Meer als Gesamtgebilde: Wechselförmig, unberechenbar, mal glatt, mal tückisch, - und doch als Gesamtheit immer: Das Meer. Nur die Fotografie (oder Malerei, aber die Fotografie viel genauer) kann die verschiedenen Erscheinungsformen des Meeres in die Dauer überführen; "Das Meer".
"Mein Andalusien" bildet den Ausklang: Der Titel zeigt den Blick auf eine typisch südspanische Stadt, vielleicht Almeria. Die Alhambra fehlt natürlich nicht, gleich der Januar zeigt sie. Die seltene Brücke von Ronda. Die Schönheiten der Natur, der Gebirge, der Olivenhaine bei Jaen. Auch der Felsen von Gibraltar fehlt nicht. Oder diese Kirche oder ehemalige Moschee, in der jetzt die Cherry-Fässer gelagert werden, die Umformung oder Weiterformung des Ortsnamens Jerez, gesprochen Cheress, mit hartem Ch, Jerez de la frontera, wo der Cherry erfunden worden sein soll. So rundet sich diese Reise durch das Jahr 2019 ab. Sie enthält so viele spannende und neuartige Eindrücke, Ein- und Ausblicke, dass es ein besonderes Jahr zu versprechen scheint. Hoffen wir auf ein gutes, ein schönes, auf ein erfolgreiches, auf ein gewinnendes, verlustloses Jahr!
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© DUMONT-KALENDER-Verlag