Wolfgang Nett
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Frankfurt liest ein Buch“ feiert sein zehnjähriges Bestehen. In diesem Jahr mit dem Frankfurter Autor Martin Mosebach und seinem Roman „Westend“, neu aufgelegt im Rowohlt Verlag. An 70 verschiedenen, meist barrierefreien Orten in Frankfurt und Umgebung wird es 85 Veranstaltungen geben. „FleB“, wie „Frankfurt liest ein Buch“ abgekürzt genannt wird, soll eine Lesekultur fördern, die wohl einzig in Deutschland ist. Ideal für Frankfurt, für Frankfurter und Hinzugezogene, die ein Stück weit Heimat verstehen wollen oder auch suchen.
Der Verein hatte zur Pressekonferenz (Foto) gebeten, wo, wie jedes Jahr, das umfangreiche Programm vorgestellt wurde. Mosebach erzählt von einer Zeit, die historisch anmutet: In sieben Kapiteln wird ein Familienepos der 1950er in all seinen Facetten niedergeschrieben. Schon auf den ersten Seiten offenbart der Protagonist „Wenn er sie auszog, [war er] immer wieder aufs neue über die Größe ihrer Brüste verblüfft ...“ Das wenig Schulen auf das lange Werk mit Feuereifer reagierten und Veranstaltungen planen, mag wohl nicht nur an der Länge gelegen haben, sondern auch an einem gewissen „Adult Content“.
Dabei handelt es sich bei diesem Roman aus den frühen 90ern des letzten Jahrhunderts nicht nur um ein Werk, das in epischer Breite pralle 895 Seiten füllt, sondern dies konsequent in ausführlichen detaillierten Beschreibungen tut. Zugegeben, jeder Leser muss sich erstmal einlassen auf ein Erzähltempo das fernab des Bling der nächsten WhatsApp wie aus einer anderen Zeit daherkommt. Eine Lektüre passend für einen kleinen Urlaub oder ein reflektierender Gang zu einer der vielfältigen Veranstaltungen möglicherweise.
Dessen ungeachtet verbinden sich elegant in dieser liebenswerten Veranstaltungsreihe Frankfurter Kleinode zu einem Gesamtkontext, der den Besuchern sprichwörtlich zu Füßen gelegt wird. Dabei ist erstaunlich, was mit einem Budget von 70.000 Euro erreicht werden kann, wobei es wohl keine Budgetfrage war, dass die „Aktionsgemeinschaft Westend“ bei der ganzen Veranstaltung fehlt.
Nachfolgend einige Höhepunkte
Dienstag, 7. Mai 2019, 19:30 Uhr
Schauspieler Walter Renneisen liest aus Westend:
Die bunte Vielfalt lässt manchmal vergessen, dass Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg weitreichend zerstört war und sich das heutige Stadtbild erst langsam herausgebildet hat.
Ort, Preis: IGS Kalbach-Riedberg, 10 Euro
Mittwoch, 8. Mai 2019, 19:00 Uhr
Filmvorführung und Lesung:
Studierende der Sozialen Arbeit analysieren in selbst produzierten Kurzfilmen die sozioökonomischen und städtebaulichen Veränderungen des Viertels und hinterfragen kritisch aktuelle Tendenzen der Stadtentwicklung – im Wechselspiel mit der Lesung des Romans durch Lehrende und Studierende.
Ort, Preis: Frankfurt University of Applied Sciences, frei
Donnerstag, 9. Mai 2019, 17:00 Uhr
Der Schauspieler und Sprecher Jochen Nix liest ausgewählte Passagen aus Westend.
Ort, Preis: Avetorstubb, Affentorplatz 2, frei (Spende)
Samstag, 11. Mai 2019, 19:30 Uhr
Die Stadt und die Oberbürgermeisterin
Über den Dächern der neuen Altstadt liest die Oberbürgermeisterin a.D. Petra Roth aus Westend.
Ort, Preis: Haus am Dom, nur mit Karte zur Nacht der Museen
Montag, 13. Mai 2019, 19:30 Uhr
Marc Oliver Schulze liest in der Frankfurter Rudergesellschaft Germania (FRG)
Die FRG Germania öffnet ihren ehrwürdigen Traditionssaal mit Blick auf Skyline und Fluss und lädt bei einem Glas Sekt zu Lesung und Gespräch ein. Der Ruderverein, der dieses Jahr 150-jähriges Jubiläum feiert, spielte eine wichtige Rolle in der Frankfurter Bürgergesellschaft, und der Wiederaufbau nach der Zerstörung hat auch bei der FRG eine Geschichte. Damit passt das erste Kapitel »Der Main« hervorragend an diesen Ort.
Es besteht die Möglichkeit, vor der Lesung an einer Führung durch das Bootshaus teilzunehmen.
Ort, Preis: Frankfurter Rudergesellschaft Germania 1869 e.V., 10 Euro
Foto:
© Redaktion
Info:
Das detaillierte Programm kann unter www.frankfurt-liest-ein-buch.de gefunden werden.
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