b fliegendevolksbühne.deFrankfurt liest zum 10. Mal ein Buch. Vom 6. bis 19. Mai 2019 in Frankfurt und Region, Teil 19

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Teil 19 heißt es in unserer Überschrift. Also war auch Weltexpresso Teil der literarisch-gesellschaftlichen und auch geselligen Aktion, daß Frankfurt und seine Region zwei Wochen lang durch FRANKFURT LIEST EIN BUCH literarisiert wurden und mit rund 13.000 Besucherinnen und Besuchern sein zehntes Veranstaltungsjahr gebührend gefeiert.

Zur Jubiläumsausgabe drehte sich alles um den Roman Westend (Rowohlt Verlag) von Martin Mosebach, was in den zahlreichen Veranstaltungen und unseren vielen Artikeln deutlich wurde. Am vergangenen Sonntag ist das Lesefest mit einer fulminanten Abschlussveranstaltung von Michael Quast und der Fliegenden Volksbühne im Frankfurter Palmengarten zu Ende gegangen.

85 Veranstaltungen an 70 verschiedenen Orten (darunter Originalschauplätze wie die Christuskirche, der Ruderclub Germania, die Villa Winter, der Höchster Behrens-Bau und das Lessing-Gymnasium) in Frankfurt und Umgebung (z.B. Oberursel, Bad Homburg, Bad Soden, Kronberg, Eschborn, Offenbach, Darmstadt und Gießen) luden zu vielfältigen Formaten ein: (szenischen und klassischen) Lesungen und Diskussionsrunden, Ausstellungen, Stadtrundgängen durchs Westend, Theater- und Filmvorführungen. Zahlreiche Veranstaltungen waren ausverkauft und überbucht, zum Teil lange im Voraus. Zahlreiche renommierte Literaturkritiker, Kenner der Stadtentwicklung und der Architektur sowie Weggefährten des Autors nahmen teil.

Im Mittelpunkt standen die Themen und Figuren des Romans, persönliche Erinnerungen des Autors, aber auch die Geschichte des Westends, Architektur, Kunst sowie Städtebau und Stadtplanung im Frankfurt der Nachkriegszeit. Viele Frankfurterinnen und Frankfurter kamen selbst zu Wort, z.B. mit Text, Ton- und Bildbeiträgen im Rahmen der Jubiläumsausstellung 10 Jahre Frankfurt liest ein Buch in der Stadtbücherei Frankfurt sowie in Filmbeiträgen der Frankfurt University of Applied Sciences und des Kulturhauses Frankfurt.

Martin Mosebach war an insgesamt 22 Veranstaltungen als Gast, Redner oder Lesender beteiligt, auch in einigen Schulen. Die Stimmung war heiter, und es fand ein lebhafter Austausch statt. Seine zugewandte Offenheit, brillante Sprachbilder und die förmlichen Grußworte »Meine sehr verehrten Damen, meine Herren« werden lange nachklingen.

Westend war erstmals im Jahr 1992 als drittes Buch des Autors nahezu unbeachtet erschienen. Zur traditionellen Eröffnungsveranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek dankte Rowohlt-Verleger Florian Illies Mosebach für seine Geduld mit uns Lesern. Erst jetzt habe der Roman die Öffentlichkeit und Anerkennung gefunden, die ihm zustehe. So stellte Illies der diesjährigen Lesereihe auch das passende Bonmot voran: »Frankfurt liebt ein Buch!« Die erste Auflage der bei Rowohlt neu verlegten, schönen gebundenen Ausgabe war im Laufe des Lesefestes beim Verlag dann auch bereits vergriffen.

Mit dabei waren u.a.: Prinz Asfa-Wossen Asserate, Birgitta Assheuer, Anne Bohnenkamp-Renken, Marie-Theres Deutsch, D.W. Dreysse, Heidi Ecks, Bernd Eilert, Barbara Englert, Peter Feldmann, Ruth Fühner, Sylvia Gerlich-Raabe, Ina Hartwig, Martin Haug, Katja Heubach, Helge Heynold, Mikael Horstmann, Sandra Kegel, Wolfram Koch, Jürgen Kruse, Doris Lerche, Ann Kathrin Linsenhoff, Felicitas von Lovenberg, Alf Mentzer, Elisabeth Niggemann, Jochen Nix, Michael Quast, Klaus Reichert, Walter Renneisen, Petra Roth, Marc Oliver Schulze, Iris Schmeisser, Martin Maria Schwarz, Julia Söhngen, Hartmut Volle, Jürgen Vormann, Rainer Weiss, Bettina M. Wiesmann, Björn Wissenbach.
 
Der, der das alles zusammengebunden hat und nach Erholung sich um das 11. Lesefest kümmern wird, Lothar Ruske, wurde von allen Seiten gedankt. Sicher war auch Autor Martin Mosebach dabei, denn der hatte am meisten davon.

Dagegen haben wir nichts, meinen aber, es gibt wichtigere Bücher, um die sich FRANKFURT LIEST EIN BUCH kümmern sollte. Wie Klaus Philipp Mertens in seinem Beitrag erneut beschwor, wird es Zeit, endlich den wirklichen Frankfurtautor, der also die Stadt zum Zentrum seines Werkes machte, Peter Kurzeck, zu würdigen. Seine bisher im insolventen Stroemfeld Verlag erschienenen Romane erhalten in dem Verlag, dessen Verleger Klaus Schöffling das gesamte Lesefest erfunden hatte, dem Schöffling Verlag, eine neue Heimat und im Herbst kommen zwei Romane heraus. Das ist doch ein mehr als glückliches Zusammentreffen, das eigentlich erzwingt, daß das nächste, das 11. Lesefest FRANKFURT LIEST EIN BUCH Peter Kurzeck gewidmet sein könnte, bzw. einem seiner Romane. Denn in der Tat geht es nicht so sehr um die Schriftsteller, sondern um ihr Werk, das gelesen werden kann und soll.

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