Bildschirmfoto 2019 08 21 um 09.13.50KOMMENTAR in der neuesten Ausgabe der Presse des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Detlef Kuhlmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Urlaubszeit ist Lesezeit. Dazu passt die Meldung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, dass die Zahl der Buchkäufe erstmals seit 2012 im letzten Jahr wieder gestiegen ist. Inzwischen haben sogar Forscher des Netzwerkes E-READ in der sogenannten Stavanger-Erklärung festgehalten, „dass Papier weiterhin das bevorzugte Lesemedium für einzelne längere Texte bleiben wird, vor allem, wenn es um ein tieferes Verständnis der Texte und um das Behalten geht“.

Demnach gilt weiterhin das, was der Berliner Romancier Christoph Hein einmal so zusammengefasst hat: In der Literatur können wir fremde Erfahrungen mit unseren eigenen spiegeln. Bühne frei für den Sport als literarisches Spielfeld! Apropos Spielfeld: Was die literarischen Salons des 19. Jahrhunderts einmal waren, das scheinen heute Lesebühnen auf öffentlichen Plätzen zu sein. Berlin mausert sich momentan jedenfalls als das Epizentrum dieses Trends.

Als Beispiele für den neuen öffentlichen Umgang mit Büchern seien die „lange Buchnacht in der Oranienstrasse“ oder die „Literatur auf Parkbänken im Tiergarten“ oder der „Book Swap“ im Prenzlauer Berg sowie schließlich das „Lesepicknick im Park“ mit Ansehen, Lesen, Tauschen und Verschenken von Büchern zu sein, das es sogar schon in die Provinz bis nach Ostwestfalen geschafft hat. Und seit wenigen Tagen kommen in Berlin (vermutlich weltweit erstmals!) sogar Sportstätten als neu entdeckte Lesebühnen hinzu: Auf einer Minigolfanlage an der Sonnenallee in Neukölln heißt das Motto „Poesie in Sommernächten“ (jeweils ab 19.30 Uhr). Inwieweit dort auch Texte aus dem Sport zur Aufführung kommen, wird sich noch zeigen. An sportbezogenen Miniaturen wird es nicht mangeln. So wie der Sport generell uns ständig Neuigkeiten produziert, so gibt es auch ständig Neuerscheinungen im vielschichtigen sportliterarischen Segment.

Die „Sportstätte" als Lesebühne“? Wer sich von diesem Berliner Trend inspirieren lassen möchte, der sollte tatsächlich einmal für seinen Bereich prüfen, inwieweit sich zwischendurch auch mal eine Sportstätte drinnen oder draußen dazu eignet, den „Sport als Kulturgut unserer Zeit“ in literarischen Zeugnissen zu zelebrieren und dazu eine „Sportstätte als Lesebühne“ herzurichten. Übrigens: Für die Frankfurter Buchmesse Mitte Oktober würde sich sogar die Spielstätte von Eintracht Frankfurt anbieten. Wenn sich diese aber dann doch als etwas zu groß erweisen sollte, könnten auch die Zentralen zahlreicher Verbände nebenan in der Otto-Fleck-Schneise eine feine Adresse für eine Lesung sein. Der Bücher-Herbst kann kommen.

Foto:
Stadion Magdeburg
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Info:
Abdruck aus DOSB-Presse vom 20.8.19