Serie: Gemeinsames Gedenken an die Bücherverbrennung in Frankfurt am 10. Mai 1933, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „VERBRANNTES lesen“ ist Motto am 10. Mai 2013, das natürlich auch darüber hinaus gilt, denn die diesjährige Aktion, zu der sich Liebhaber von Büchern und der Freiheit des Geistes gegen die wenden, die vor 80 Jahren erst Bücher und dann Menschen verbrannten, hat den praktischen Nebeneffekt, daß einige der damals verbrannten Bücher nun in einem Regal im Haus am Dom unterkommen und für einige Zeit – gedacht ist an eine Wanderausstellung - gelesen werden können.
Wie es 1933 war
„Ich übergebe alles Undeutsche dem Feuer!“ So lautete vor 80 Jahren deutschlandweit die Maxime. Allein in Frankfurt verbrannten am 10. Mai 1933 Mitglieder der nationalsozialistischen Studentenschaft auf dem Römerberg die Werke von mehr als 130 AutorInnen. Hintergrund war die im März 1933 gestartete „Aktion wider den undeutschen Geist“, die sich gegen jüdische und/oder dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstehende Intellektuelle richtete. Mit Absicht traten die Nazis nicht selbst in Erscheinung, sondern ließen die Drecksarbeit – gesteuert vom Propagandaministerium unter Goebbels – die Studenten machen, bei deren Bücherverbrennungen in ganz Deutschland dann nicht ihre nationalsozialistische Studentenschaft im Vordergrund stand, sondern die Begriffe: Jugend, Studierte und nationale Tat.
Aktion 2013
Das diesjährige Gedenken dieser Untat führt nun 80 Jahre danach unterschiedliche Gruppen zusammen, die alle der Römerberg als zentrale Gedenkstätte eint. Um 16 Uhr beginnen dort schon die einen mit Lesungen aus verbrannten Büchern, während in der Literaturlounge, dieser spannenden Einrichtung im Frankfurter Hauptbahnhof, die Lothar Ruske initiiert, die Auftaktveranstaltung mit einer Lesung des Schauspielers Jochen Nix beginnt, die ganz im Zeichen Erich Kästners steht. ÜBER DAS VERBRENNEN VON BÜCHERN im Atrium Verlag hat Erich Kästner als MAHNUNG AN DIE ZUKUNFT verschiedene Texte geschrieben , denn er war – so weit man weiß – als einziger dabei, als die Bücher als sogenannte spontane Aktion der Studenten von den Nazis verbrannt worden.
Welche Bücher verbrannt worden
Er gehört auch zu denen, dessen Bücher 'differenziert' behandelt worden sind. So wurden nicht alle Kästners ins Feuer gegeben, anders als die der ausgewiesen jüdischen Autoren, vor allem Lion Feuchtwanger, der früh beschrieb, was sich in München an antidemokratischen Kräften zusammenschloß. Es kommen da gerade die Autoren zusammen, die für die Jugend nach 1945 die Helden wurden: Anna Seghers, Arnold Zweig und Stefan Zweig, Alfred Döblin, Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Jakob Wassermann, Heinrich Mann, Franz Werfel, Kurt Tucholsky, auch Erich Maria Remarque und nicht zu vergessen: Siegfried Kracauer, dessen Roman GINSTER gerade in Frankfurt die starke Aktion FRANKFURT LIEST EIN BUCH galt.
Wir können nicht alle der 130 Autoren, deren Werke zu Asche wurden, hier aufzählen, aber Bert Brecht und Klaus Mann müssen genauso genannt werden wie Oskar maria Graf und Irmgard Keun und Ernst Toller. Daß auch August Bebel u.a. mit DIE FRAU UND DER SOZIALISMUS dran glauben mußte und Franz Kafka, kann man bei Volker Weidermann in DAS BUCH DER VERBRANNTEN BÜCHER aus dem Kiepenheuer und Witsch Verlag nachlesen. Fortsetzung folgt.
Veranstalter: Institut für Stadtgeschichte
Katholische Akademie Rhabanus Maurus, Haus am Dom
Kultur & Bahn e.V.
www.hausamdom-frankfurt.de