Serie: Bestien von Florenz und das Monster von Perugia: Amanda Knox, Teil 2

 

Felicitas Schubert und Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gut, im Nachhinein wundern wir uns auch über unser fast naives Erstaunen über diese mittelalterlichen italienischen Justizverhältnisse von heute. Schließlich hatten wir vor Jahren sehr viel über die beiden italienischen Autoren Rita Monaldi & Francesco Sorti mit ihren historischen Kriminalromanen IMPRIMATUR, SECRETUM und VERITAS und deren Verfolgung durch italienische Behörden mitbekommen, sozusagen ein Zusammenspiel von Vatikan und Verlag.

 

 

Denn der Verlag Mondadori hatte den sofort vergriffenen Bestseller IMPRIMATUR – auf Deutsch die Reihe im Claassen Verlag, dann Kindler - nicht wieder aufgelegt, nachdem der Vatikan endlich bemerkt hatte, das mitten im Heiligsprechungsverfahren für Papst Innozenz XI. – dann auch noch der Unschuldige ! - dieses Buch dessen kriminelle Untaten historisch so schlüssig und nicht widerlegbar auffächerte, daß Zweierlei geschah: Der Prozeß der Heiligsprechung im Vatikan wurde abgebrochen, den italienischen Autoren wurde jegliche weitere Veröffentlichung verweigert, weshalb sie ins Ausland gehen mußten.

 

Das nur zu den Verhältnissen in Italien in dieser Gemengelage zwischen Institutionen und Politik, von denen als Verbrecherorganisationen bei uns in der Regel nur die sizilianische Mafia (Cosa Nostra) und die neapolitanische Camorra bekannt werden. Schließt man allerdings aus den Büchern des Amerikaner Preston und des Italiener Spezi auf die Strukturen der 'normalen' Gesellschaft, erkennt man in ihnen nicht nur mafiöse Strukturen, sondern auch für den Bürger eine kaum durchschaubare Komplexität von Verantwortungen.

 

Sicher ist dies den Italienern geläufig, aber für Ausländer muß man die differenzierten behördlichen Zuständigkeiten der Polizei aufdröseln, die sicher mit dazu beitragen, daß die Wahrheitsfindung so merkwürdige verschlungene Wege geht. So werden dankenswerterweise direkt zu Beginn der DIE BESTIE VON FLORENZ die Unterscheidungen im System der italienischen Strafverfolgungsbehörden zur Information angegeben: CARABINIERI sind eine militärische Einheit mit entsprechenden Dienstgraden, sind in der Öffentlichkeit am meisten wahrnehmbar und arbeiten mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

 

Die 'normale' Polizei ist die POLIZIA DI STATO, zu der auch die Kriminalpolizei gehört und in größeren Städten gibt es zudem POLIZIA MUNICIPALE, mit unserem Ordnungsamt vergleichbar. Eigentlich soll gerade die gleichzeitige Betroffenheit und Anwesenheit von verschiedenen ermittelnden Gruppen die Zusammenarbeit Richtung Klärung von Kriminalfällen verstärken und die Machtkonzentration und Korruption verhindern. Wie dies Buch zeigt, werden sie aber um so mehr Erfüllungsgehilfen einer Staatsanwaltschaft, je stärker diese eigene Interessen verfolgt.

 

In der BESTIE VON FLORENZ treten hintereinander als wirkliche und handelnde Figuren auf: Hauptkommissar Maurizio Cimmino, Leiter der mobilen Ermittlungseinheit der Florentiner Stadtpolizei, Hauptkommissar Sandro Federico, Kriminalbeamter bei der Mordkommission, Adolfo Izzo, Staatsanwalt, Dr. Mauro Maurri, oberster Gerichtsmediziner, Silvia Della Monica, Staatsanwältin, Piero Luigi Vigna, leitender Staatsanwalt im Bestien-Fall in den 80er Jahren, Mario Rotella, Untersuchungsrichter des Falls in den 80er Jahren, Paolo Canessa, als Staatsanwalt in den 80er Jahren mit der Bestie befaßt, heute Oberstaatsanwalt von Florenz, Ruggero Perugini, der Hauptkommissar, der die 'Sonderkommission Bestie' übernahm und Vorbild für die Figur des Rinaldo Pazzi im Roman HANNIBAL von Thomas Harris wurde, der auch verfilmt wurde. Fortsetzung folgt.

 

INFO:

 

Douglas Preston, Mario Spezi, Die Bestie von Florenz, Taschenbuchverlag Knaur 2010, 50436

 

Douglas Preston, Mario Spezi, Der Engel mit den Eisaugen, Taschenbuchverlag Knaur 2013, 51346

 

Amanda Knox, Zeit, gehört zu werden, Droemer Verlag 2013

 

ab 3. Juni Douglas Preston & Lincoln Child, FEAR – Grab des Schreckens, Droemer Verlag 2013