c ermittlerDie neuesten Thriller der Bestsellerautoren, Teil 5

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Nein, eigentlich kann man sie nicht zusammensperren in einen Artikel, den die Gemeinsamkeit liegt nur darin, daß sie Bestsellerautoren sind, nun gut, und auf Englisch schreiben, was natürlich schon die Hälfte der Miete, sprich ihres Erfolges ist. Lee Child lebt in den USA, ist aber gebürtiger Engländer und Michael Robotham ist nicht nur Australier, sondern lebt auch dort.


Ersteren und unser persönliche Zuneigung wollen wir nicht wieder ausbreiten, das hatten wir hinlänglich im November getan, als wir endlich IM VISIER und KEINE KOMPROMISSE besprachen (Links unten). Und dabei festgestellt, daß im August 2014 WESPENNEST von Lee Child sogar auf der Krimibestenliste stand! Das hätte übrigens DER ERMITTLER auch verdient. Das ist nämlich ein ganz besonderer Reacher, der uns staunen machte. Ach so, Sie kennen den Reacher eventuell noch gar nicht. Jack Reacher ist sowieso eine irre Nummer. Er ist ein Außenseiter durch und durch. Normalerweise hetzen wir mit ihm durch die USA, ach was, manchmal geht es auch gemütlich zu und Jack bleibt sogar dort, wo es ihm gefällt, bis wieder die böse Welt zuschlägt und er um Hilfe gerufen wird.

Nun gut, von vorne. Wenn man die über 20 Bände kennt, fällt es schwer bei diesem Mann, der einem schon wie Familie vorkommt, die essentiellen Dinge vorzutragen, ohne in die alten Artikel zu schauen und abzuschreiben. Also: Eigentlich hat er die Armee und sein Polizeidasein dort verlassen, sein so wichtiger Bruder ist gestorben, er lebt, nein, nicht auf der Straße, sondern den Straßen der Vereinigten Staaten, den Zügen, den Unterkünften und manchmal auch in besseren Hotels, wenn ein Auftrag dies bezahlbar macht.

Seine speziellen Marotten sind die Verweigerung des Digitalen, was durch die Handytelefoniererei schon Probleme mit sich brachte. Denn ursprünglich stattete der Autor seinen Ermittler nur mit etwas Geld und einem Konto aus, auf dem sich mehr befindet und daß er durch Anrufe aktivieren kann, keinen Papieren, natürlich keinem Koffer, denn er braucht nichts anderes als er auf dem Leibe trägt, dieser spartanische Kerl, der sich – wirklich typisch Mann und man kann sich vorstellen, daß manche Männer Reacher regelrecht beneiden, nicht nur, wenn er in Filmen von Tom Cruise dargestellt wird, was mir lächerlich war, was aber hinhaut, also funktioniert! - nach einigen Tagen des Tragens von seiner Unterwäsche verabschiedet und nach weiteren Tagen auch von Hosen, Hemden etc. Aber da sie getragen sind, steckt er die Wäsche und Kleidung in den Müll. Umweltbewußte werden dem Autor da schon die Leviten lesen.

Aber das ist ja alles Makulatur und wurde noch einmal aufgeschrieben, damit Sie die Leser erkennen, DER ERMITTLER führt ja nicht die Reihe fort, sondern setzt sich wie im Kino mit den derzeitigen Weltraum- Blockbustern oder erst recht wie mit THE JOKER vor alle bisherigen Geschichten und erzählt einen Fall, bevor Jack Reacher zum einsamen Helden in der Prärie wird. Er ist also jung, der Roman spielt 1996 und natürlich ist er damals noch in der Armee, ist noch Militärpolizist der US-Army – und ist in Hamburg stationiert. Wir wissen nicht, wieso Child auf diese Idee kam, seinen Roman hauptsächlich in Deutschland spielen zu lassen. Hat er hier soviel Leser oder hat er den Roman vom verehrten John le Carré gelesen: MARIONETTEN oder seine ans Herz gehende Verfilmung A MOST WANTED MAN durch den Künstler Anton Corbjin, die deshalb etwas Besonderes ist, weil die Hauptrolle Philip Seymour Hoffman spielt und es eine seiner letzten Rollen vor dem frühen Tod war?

Auf jeden Fall ist auch Reacher in Hamburg tätig, wie der Leiter der deutschen Spionageeinheit Günther Bachmann, der dem russischstämmigen Tschetschenen Issa Karpov helfen sollte. Bei beiden Hamburger Fällen geht es also um Spionage, um Geheimdienste und um viel viel Geld. Das haben auf jeden Fall die mitgehörten Gespräche ergebe, wo einer sagt: „Der Amerikaner will hundert Millionen Dollar.“

Nicht irgendeiner, sondern ein dchihadistischer Terrorist. Ja, wer ist der Amerikaner. Ist es einer aus dem Staatsdienst, der Geheimnisse verrät?

Einen solchen rasanten gegenwärtigen Roman habe ich selten gelesen, interessant auch deshalb, weil wir hier ja den jungen Reacher erleben, der gerade aufgrund solcher Vorkommnisse wie in Hamburg später den Dienst quittieren wird. Die Handlung ist stringent und wird zügig vorangetrieben. Es gibt in Hamburg eine Wohnung, wo wie in einer Wohngemeinschaft einige junge Männer zusammenleben, die alle aus dem islamistischen Umfeld kommen, sogenannte Schläfer, die darauf warten, daß ihr Einsatz kommt. Doch einer von ihnen ist ein Spitzel, der der deutschen Polizei weitersagt, was geplant wird.

Das ist wichtig, aber jeder, der dieses Szene kennt, weiß, daß die Ermittler immer den schützen müssen, der drinnen mit den anderen hockt und von dem keiner mitbekommen darf, daß er ein Informant der Polizei ist. Reacher schaut sich das an, hat seine eigenen Ideen und macht Stippvisiten in Jalalabad, aber auch Kiew. Denn diese Stadt hat auch auf einmal Tote. Keiner hatte das junge Ding auf dem Schirm, die junge Islamistin, die sich durch alle Fallstricke der verschiedenen Geheimdienste hindurchrettet und – denken Sie noch an den Anfang? Die 100 Millionen Dollar – mit dem Geld auf und davon geht. Sie sowohl die Polizei wie auch ihre Auftraggeber, die Verbrecher in der arabischen Welt, die dort ganz oben sitzen, weshalb wir Leser natürlich der jungen Frau alles gute Wünsche.

Daß Jack Reacher an diesem Ausgang seinen Anteil hat, versteht sich. Ein richtiger Deutschlandroman, der aufzeigt, wie es war, als Jack noch nicht der einsame Wolf seiner späteren Jahre war, aber wo man seine Anlagen dazu gut nachvollziehen kann.

Wir waren begeistert.

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Info:
Lee Child, Der Ermittler, Ein Jack-Reacher-Roman, Blanvalet 2020

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