Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Bundesregierung hat heute zusammen mit den Ministerpräsident*innen der Länder beschlossen, die Öffnung von Einzelhandelsgeschäften bestimmter Größe unter Einhaltung der notwendigen Schutzmaßnahmen wieder zu erlauben. Buchhandlungen zählen zu den wenigen Ausnahmen, die unabhängig von ihrer Ladengröße öffnen dürfen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels wertet dies als wichtigen Schritt.
Innerhalb der Redaktion von Weltexpresso gab es zur Bedeutung der Öffnung von Buchläden durchaus unterschiedliche Meinungen, weil die wirklich kleinen Buchhandlungen meist in den Stadtteilen zu finden sind und diese ihre Leser kennen und unter der Hand sich fast überall ein Lieferservice konstituiert hat, also Bücher verkauft und gekauft werden können. Eine Öffnung käme den Großbuchhandlungen entgegen. Andere meinen, das dies durchaus eine ideologische Frage sei, ob Bücher nicht auch Lebensmittel seien, also notwendig zum Überleben. Der Börsenverein vertritt alle Buchhandlungen, er ist Sachwalter des Buches. Und durchaus auch der der Verlage, die sehr unterschiedlich auf den Nichtverkauf reagierten. Bestimmte Büchertermine zur Veröffentlichung wurden verschoben, manche überhaupt gestrichen, zumindest ein Verlag stellte die Lieferung seiner Bücher ein.
„Wir begrüßen die Entscheidung der Bundesregierung und der Länder, dass Buchhandlungen im ersten Schritt zur Lockerung der Corona-Auflagen wieder öffnen dürfen. So können sie in Kürze wieder in vollem Umfang ihren Beitrag zur geistigen Grundversorgung leisten. Wir danken den politisch Verantwortlichen, insbesondere Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die mit dieser Entscheidung auch die wichtige Rolle anerkennen, die die Buchbranche für die Gesellschaft spielt“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.
Die bislang vier Wochen andauernden Ladenschließungen haben in der Buchbranche zu drastischen Umsatzeinbrüchen geführt, die viele Buchhandlungen, Verlage und Autor*innen in Existenznot gebracht haben. Skipis: „Die schnelle Wiederöffnung kann dabei helfen, die Situation in der Branche schrittweise zu verbessern. Die mittel- und langfristigen Folgen der Krise lassen sich aber nicht ohne staatliche Finanzhilfen abfedern. Daher bitten wir die Bundesregierung weiterhin, die bestehenden Soforthilfen für die Branche zu ergänzen.“
Den Umsatzausfall für die gesamte Branche bei Ladenschließungen für einen Monat schätzt der Börsenverein auf eine halbe Milliarde Euro. Der Verband hatte daher Anfang April die Ausweitung der Soforthilfen der Bundesregierung gefordert.
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