Serie: Deutscher Buchpreis 2013, Teil 2

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – The same produce as last year, as every year, möchte man schon mit Butler James und Miss Sophie ausrufen und freut sich, wenn das Lesen und Entscheiden um den Deutschen Buchpreis wieder losgeht. Die nominierten Titel für den Deutschen Buchpreis 2013 stehen fest: Die Jury hat 20 Romane für die Lange Liste ausgewählt.

 

Noch wissen wir wenig über die 20 Bücher und müssen uns selber erst einmal schlau machen. Was man aber sofort sieht, ist, daß es dem Verlag Hanser, dessen bisheriger Leiter Michael Krüger (leider) als Verleger aufhört – und sicher als Autor erst recht loslegt -, wieder einmal gelungen ist, gleich drei Romane auf der Langen Liste zu plazieren. Noch stärker muß man Verleger Jochen Jung gratulieren, der den kleinen und feinen Verlag aus Salzburg erneut auf die Liste brachte und diesmal sogar zwei Romane, beide erneut von Frauen geschrieben. Wie sensationell das ist, kann man auszählen, wenn man sich die Gesamtbücherzahl der Verlage und dann die Nennung auf der Buchpreisliste für Jung und Jung ansieht.

 

Im letzten Jahr erhielt Ursula Krechel für LANDGERICHT den Deutschen Buchpreis und 2010 war es Melinda Nadj Abonji, die für TAUBEN FLIEGEN AUF auch den Deutschen Buchpreis erhielt. Das sind im übrigen zwei völlig unterschiedliche Bücher, die nur in einem übereinstimmen, daß sie Geschichten erzählen, in denen das Früher eine wichtige Rolle spielt. Aber bei der Schweizer Autorin mit ungarisch-serbischen Wurzeln sind es die poetischen Erinnerungen an die alte Heimat, wie sie Kinder erleben; demgegenüber war LANDGERICHT eine längst notwendige Abrechnung mit der Übernahme des NS-Personals in der westdeutschen Justiz nach 1945 und den Schwierigkeiten, die 'Heimkehrer' aus dem Exil verspürten und auch hatten, weil ihnen der 'Stallgeruch' der NS-Zeit fehlte. Noch kennen wir die beiden neuen Romane nicht, aber erst einmal Respekt vor solcher Verlegerleistung.

 

Überblickt man die Liste, dann sieht man ebenfalls sofort, daß bedeutende deutsche Verlage vertreten sind, wie Rowohlt, Fischer, Beck, Kiepenheuer, DuMont, Luchterhand, Wallstein und auch der pfiffige Verlag Schöffling & Co. Es sind wieder sehr viel bundesrepublikanische Verlage, nur Jung und Jung sowie der Grazer Verlag Droschl repräsentieren Österreich, während Diogenes und Dörlemann für die Schweiz stehen. Denn der Buchpreis ist einer, bei dem unabhängig von der Nationalität des Verlages oder des Autors um Romane in deutscher Sprache geht. Damit ist aber nicht gesagt, daß in diesen drei Ländern, plus Luxemburg, die jeweiligen Autoren stets in den Verlagen des Heimatlandes publizieren. Zum Beispiel hatte Verleger Jung einmal eine Schweizerin, einmal eine Bundesdeutsche vorzuweisen. Aber häufiger ist der Verbleib in einem Verlag der Heimatregion aber dann doch.

 

Schaut man sich die Buchliste, die immer alphabetisch daherkommt, genauer an, staunt man erst einmal, ob der Dominanz von männlichen Autoren. Das kommt dann aber ins Rutschen und dennoch sind es diesmal sehr viel mehr Männer; 14 von 20, das ist doch sehr viel. Darunter Thomas Glavinic, der schon öfter nominiert war, darunter auch Ralph Dutli, der soeben den Rheingau-Literaturpreis erhielt. Von Daniel Kehlmann ganz zu schweigen, dem im ersten Jahr des Deutschen Buchpreises, 2005, ganz sicher der Preis gebührt hätte, für sein phänomenales Werk DIE VERMESSUNG DER WELT, bei Rowohlt erschienen und auch ohne den Deutschen Buchpreis der meist aufgelegte deutsche Roman nach dem Zweiten Weltkrieg. Schaun wir also mal und lassen jetzt die Jury sprechen.

 

Deren Jurysprecher, Helmut Böttiger, ansonsten freier Kritiker: „Es war für uns Jurymitglieder sehr spannend, anhand der eingereichten Titel die neuesten Entwicklungen der deutschsprachigen Literaturszene zu verfolgen. Viele der interessantesten Romane erscheinen in kleineren Verlagen. Modische Themen oder scheinbar in der Luft liegende Plots treten eher in den Hintergrund, es geht mehr denn je um individuelle Schreibweisen. Das birgt viele Überraschungen. Die Literatur ist ein hochempfindlicher Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen, das wird an einigen herausragenden Titeln der diesjährigen Auswahl besonders deutlich.

 

Auffällig ist, dass sich die Konflikte offenkundig im engsten persönlichen Umfeld zuspitzen, in familiären Konstellationen, die immer weniger Halt zu bieten scheinen. Es gibt daneben aber auch neue Perspektiven und Reaktionen auf unmittelbare zeitgeschichtliche Erfahrungen." Fortsetzung folgt.

 

 

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