titel129 244brNeue Ausgabe:  Lettre International 129

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser,", das schreibt nicht Weltexpresso an seine Leser, sondern Lettre International an alle potentiellen Leser. Und da Weltexpresso diese inhaltlich wie papiermäßig umfangreiche Zeitschrift außerordentlich schätzt, die zudem zeigt, was Niveau ist, geben wir den Brief an uns gerne weiter. Die Redaktion

Wir hoffen, Sie sind bei guter Gesundheit und genießen die allseits neu erwachende Lebensfreude. Uns gibt es noch, auch wenn die Krise an uns, wie wohl an fast allen anderen Akteuren des Kultursektors nicht spurlos vorbeigegangen ist. Mit krisenbedingt notleidenden Zeitungen und Zeitschriften drohen substantielle Elementarstrukturen einer kritischen und schöpferischen Öffentlichkeit unwiderbringlich beschädigt zu werden. Umso wichtiger ist es, die Funktion der unabhängigen Printmedien zu bewahren und diese existenzgefährdende Zeit zu überstehen. Mehr denn je zählt jeder von Ihnen – jeder Leser, jeder Abonnent, jeder Käufer, jeder Anzeigenkunde. Unser Dank gilt Ihrem Engagement, all jenen, die der Zeitschrift verbunden sind und verbunden bleiben werden! Abonnieren Sie!

UND DAS ERWARTET SIE!

Die gestern, Freitag, den 19. Juni 2020, erschienene Lettre International Nr. 129 widmet sich einer Spektralanalyse der COVID-19-Krise: Pandemie und Politik. Die Ordnung der Viren. Die Gesellschaft wird nach dieser einschneidenden globalen Krise nicht mehr dieselbe sein. Mit welcher Autorität agiert die Politik? Welche Spannungen zwischen Ökonomie und Staat entwickeln sich? Werden sich Re-Nationalisierung und De-Globalisierung breitmachen? Erleben wir einen Ausnahmezustand oder nur einen Moment der Ausnahme? Welchen Preis werden wir für die Rettungsmaßnahmen bezahlen? Welche Rolle übernimmt die Wissenschaft, und welche Polizei und Militär? Bereitet die Pandemie den Boden für einen Überwachungsstaat? Was lehrt große Literatur über Gesellschaft und Seuchen? Kann Quarantäne zur Intensivierung innerer Erfahrung taugen? Wir versuchen zu hören, zu beobachten, Geschichten, Ereignisse und Strukturen der Viruspandemie zu verstehen, und fokussieren uns auf einige ihrer wichtigen Zusammenhänge.

Antoine Garapon, Boris Groys, John Keane über die Zeit der Ausnahme; Jacqueline Rose über Pest und Staat und Albert Camus’ großen Roman; Alex de Waal analysiert die Geschichte der Seuchenbekämpfung in Cholera in Altona Niklas Maak und Heinz-Norbert Jocks buchstabieren die Urbane Grammatik in einem Gespräch über Die Stadt und die Digitalmoderne. Martin Burckhardts Darknet-Logfiles enthüllen digitale Unterwelten; Maël Renouard rekonstruiert die Reform der Peking-Oper während der chinesischen Kulturrevolution. Pierre Michon visitiert Romanhelden aus Honoré de Balzacs Menschlicher Komödie; Leila Guerriero lauscht María Kodama zu einem Leben mit Jorge Luis Borges; Claus Leggewie besingt in Brüder, zur Sonne ... das Bündnis von Raumfahrt und Ökologie. Diese und andere spannende Lektüre erwartet Sie!

Malerei des haitianischen Künstlers Didier William und Gesichtsmasken der US-amerikanischen Photographin Jessica Wohl begleiten die Ausgabe.

GESCHICHTLICHE RÜCKBLENDEN

Erinnerungen an eine Flucht in den Wirren gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnen das Heft: „War das der Sommer 44? wollte ich wissen. Ja, der heiße Sommer 44, antwortete meine Mutter, rollte zum Klavier und berührte die Tasten. Es war der Sommer, in dem dein Vater umkam, am Pruth, an der Grenze Rußlands zu Rumänien, damals. Du weißt ja, seine Einheit ist spurlos verschwunden, die ganze Kompanie, dein Vater auch. Mutter spielte einige Töne, das Klavier klang verstimmt. Sie fuhr fort, plötzlich leise: Ich war ja bei der Operette, an der Flora in Hamburg, als Sängerin, die Theater wurden geschlossen, unser Haus war inzwischen ausgebombt, ich wurde zwangsverpflichtet zu den Hermann-Göring-Werken, als Schreibkraft, das waren die ehemaligen Wittgensteinschen Rüstungsbetriebe, die arbeiteten mit KZ-Häftlingen aus Mauthausen. Sie schwieg, fuhr dann flüsternd fort, als dürfe sie auch jetzt nicht davon reden: Damals erfuhr ich zum ersten Mal von der Existenz solcher Lager (...) Wer war der Mann, der uns damals begleitete? Mutter spielte eine Melodie, ich glaube aus Land des Lächelns, klappte den Klavierdeckel zu. Singst du noch? Nein, meine Stimme klingt nicht mehr, ist wie zerbrochenes Glas ...“. Thomas Hodina: Donau so blau.

Eine Erzählung des sizilianischen Autors Leonardo Sciascia versetzt uns in die Zeit nach dem Militärputsch in Chile 1973. „Ein Überlebender erinnert sich: Der finstere Kerl schritt, flankiert von Soldaten, wie bei einer Truppenschau, die Tausenden von Gefangenen ab. Mit größter Unruhe behielten wir ihn im Auge (...) Auf jeden von uns konnte sich der Zeigefinger des Manns mit der Sturmmaske richten: In einer bis zum Zerreißen angespannten Atmosphäre fand die Tragödie eines Volks in Gefangenschaft angesichts von Folter und Verrat ihren Ausdruck. Diese Denunziation rief bei uns eine Art von Schwindelgefühl hervor. (...) Der Mann kam näher, hielt inne, setzte die Suche fort; manchmal machte er kehrt, um sich noch einmal zu vergewissern. Seine schwarz umrandeten Augen in den Löchern der Sturmmaske kreuzten Blicke voller Entsetzen, fragende Blicke, unerschrockene Blicke. Langsam schritt er einher, langsam wählte er die Opfer aus: Es genügte eine Handbewegung ...“ Sturmmaske

POLITIK UND PANDEMIE. DIE ORDNUNG DER VIREN

Am Fall der Hamburger Choleraepidemie von 1892 rekapituliert Alex de Waal die Geschichte der Seuchen und ihrer sozialen Ursachen, die bahnbrechenden Leistungen Rudolf Virchows und Robert Kochs: Pathogen und Politik: „Am Morgen des 24. August 1892 kam Robert Koch am Bahnhof in Hamburg an. Er war der berühmteste Mediziner Deutschlands und hatte bereits den Lebenszyklus des Milzbranderregers erforscht und den Bazillus identifiziert, der Tuberkulose verursacht. (...) Im Verlauf der nächsten sechs Wochen starben etwa 10.000 Einwohner Hamburgs. (...) Die Epidemie, die wie ein Waldbrand durch dürres Holz raste, erlosch schließlich im Oktober, ein Ende, zu dem Koch und sein Team beigetragen hatten. Diese Todesfälle wären vermeidbar gewesen. Die unmittelbare Todesursache war vibrio cholerae, aber die städtischen Behörden waren Komplizen der Massensterblichkeit, da sie sich lange geweigert hatten, öffentliche Gelder in die Gesundheitsversorgung zu investieren, und nun befürchteten, ein öffentliches Eingeständnis der Cholera – mit der zwangsläufig folgenden Quarantäne und Isolation – würde ihre Handelsstadt zum Stillstand bringen. (...) In ihrer Intensität und Folgerichtigkeit haben diese Ereignisse die moralischen Spannungen einer Theatertragödie. Die Wissenschaft kämpft gegen Aberglauben und Fatalismus; die neue Keimtheorie der Seuche steht im Disput mit Umwelttheorien, welche die Krankheit auf lokale Bedingungen zurückführen wollen; eine quasi militarisierte Zentralbürokratie kämpft mit dem laissez faire des liberalen Kapitalismus; das anthropozentrische „epidemische Narrativ“, das eine Rückkehr zum sicheren gewohnten Leben verspricht, kämpft mit der evolutionären Logik, die mit anderen Zeitmaßstäben arbeitet, vom mikrobiellen bis zum makroökologischen; und schließlich hinterfragt eine offene, demokratische Gesellschaft ihre Grenzen.“ Über Wissenschaft und Aberglauben, geostrategische Rivalität, Medizin und Militär, Eiserne Faust und Demokratie.

ZEIT DER AUSNAHME

Der Philosoph Boris Groys identifiziert den Virus als Kulturideal. Das Coronavirus konfrontiert unsere heutige medialisierte Kultur, die in der Massenverbreitung ihr einziges Ziel hat, mit ihrem eigentlichen Ideal, der Utopie der Verbreitung ohne Anstrengung, des medialen Erfolgs ohne finanzielle Investitionen. Die Utopie, die schon Malewitsch im Sinn hatte, als er seinen Suprematismus mit dem Bazillus der Tuberkulose verglich. (...) Wenn Wirtschaft und Medien im Modus der Infektion funktionieren, verkörpert der Staat das Immunsystem. Michel Foucault hat die Hauptfunktion des modernen Staates als Biopolitik definiert. Der moderne Staat sorgt sich in erster Linie um die Stabilisierung der Zahl seiner Bevölkerung und ihrer Gesundheit, verstanden als statistische Größe (...) Das Coronavirus hat die innere Affinität der globalen Wirtschaft mit globalen Pandemien offengelegt – und die Staaten haben als Reaktion darauf ihre Immunsysteme mobilisiert. Denn die Bevölkerung von der Infektion zu schützen bedeutet, sie zu isolieren, Grenzen zu schließen, Kontrollen zu verstärken. Damit treffen die biopolitischen, anti-viralen Maßnahmen die globalisierte Wirtschaft womöglich noch härter als das Coronavirus. Plötzlich finden sich Politik und Wirtschaft auf Kollisionskurs.

Der Psychoanalytiker Sergio Benvenuto beschreibt aus therapeutischer Erfahrung die Ausnahme als Therapie. Zu seinen Patienten gehören Agoraphobe und Klaustrophile, Hypochonder und Zwangsgestörte, Psychotiker und Traumatisierte, Koprolalier, Tourettianer und Stotterer. Er erzählt von Menschen, die Unbehagen und Ängste bei einem Leben in Normalität entwickeln, für die Isolation und Ausnahmezustand eine Art von Schutz und Normalität darstellen, und Katastrophen sogar eine heilsame Medizin bedeuten können. Sie scheinen besser als scheinbar normale Menschen dafür gerüstet zu sein, Quarantäne und Isolierung zu begegnen. Über Psychosen und Traumata, Tics und Masken, die Stimme und das Selbst und über das Stottern der Männer.

Der Pariser Jurist Antoine Garapon widmet sich der Außerkraftsetzung des Normalzustands: „Das ist der Kern des Gesundheitsnotstands: Mehr noch als eine rechtliche Ausnahme stellt er eine Suspendierung der Zeit dar, ja eine Suspendierung der für jeden einzelnen Bereich von Politik, Ökonomie oder Geopolitik eigenen Legalität. Auf den Kampf gegen die Pandemie konzentriert, hat die Regierung beschlossen, sich einseitig von diesen Gesetzen freizumachen: In einem Ausnahmemoment. (...) Die drei Befreiungen von den elementaren Regeln: des Rechts, der Ökonomie und der Geopolitik sind temporär; sie dienen letztlich den Endzielen dieser drei Sphären. Der Staat suspendiert die Referenz auf das Recht des politischen Vertrags zwischen ihm und den Bürgern, um ihn in gewisser Weise besser einzuhalten, um das Leben der Bürger besser zu schützen; auf ökonomischer Ebene öffnet er die Tresore der Staatskasse, um das Werkzeug namens Wirtschaft zu retten; auf geopolitischer Ebene schließt er die Grenzen, um Europa auf soliderer Grundlage wieder neuen Schwung zu verleihen. (...) Der Vorsorgestaat und die Verschuldung haben vergessen lassen, daß Politik es erfordert, Entscheidungen zu treffen. Die neoliberale Welt, die sich nach dem Fall der Berliner Mauer arrogant aufdrängte, hatte eine Entpolitisierung zur Folge, indem sie alle Politik auf Kalkül und Berechnung reduzierte. Nun ist diese Welt wohl zu Ende gegangen. Uns erwartet die Aufgabe, eine Ordnung wiederherzustellen.“

Die COVID-19-Krise könnte das durch die Allmacht des Geldes diskreditierte Kunstsystem vom Kopf auf die Füße stellen, hofft der New Yorker Kunstkritiker Jerry Saltz: „Ich bin ein Überzeugungstäter aus einer vergangenen Welt. Aufgewachsen in (...) einer bescheideneren, weniger professionellen, noch nicht geldorientierten Kunstwelt, wo steile Karrieren, Verkaufsstrategien, Kunstmessen, Sammlergetümmel und internationale Auktionen eher selten waren. Damals ging es um die Leidenschaft von Ruhelosen, Visionären, Genies, Herumtreibern, Exilierten, halben Outlaws, aristokratischen Bohemiens. Es war eine andere Kunstwelt als die heutige mit ihrer berechnenden, hyperaktiven, geldgeilen Atmosphäre, fixiert auf obszöne Unsummen (...) Es war die Welt, bevor die Gier Form und Norm wurde.“ Nach dem COVID-Interregnum könnte das Universum der Kunst sich neu erfinden, voller Exzentrizität, Risikobereitschaft, Obsession und Sehnsucht: Kunst im Koma – Letzte und erste Tage einer Welt der Kunst.

Der australische Philosoph John Keane warnt in Die Große Seuche vor Gefahren staatlicher Anti-Corona-Strategien. Könnten die Notstandsszenarien und das Krisenmanagement in Wuhan zum Muster zukünftigen Regierens werden? In einer von sequentiellen Pandemien geplagten Welt und Gesellschaften, die das Überleben zum höchsten Gut erheben, könnte ein Ausnahme-Despotismus – versiert darin, die Kunst der freiwilligen Knechtschaft mit Hilfe von „Sozialkredit-Programmen“ nach chinesischem Modell zum allgemeinen Handlungsschema zu erheben – zur Versuchung für andere formell demokratische Systeme werden.

Rudolf Alexander Treumann erlebt Zürich im Lockdown. „Urplötzlich herrscht Stille. So war es gewesen. Noch weht von der Oper die Fahne herüber, winken bewegungslos mit schreckerstarrten steinernen Armen die Karyatiden, auf den Schultern die Kapitelle der das Dach tragenden Säulen, die Götterfiguren an den vier Ecken vom Dach. Die Oper ist, wie das Orchester, im viralen Lockdown. Leer liegt der Opernplatz in der Sonne. Das Steinparkett, zu langen Streifen geschnitten, flimmert. Der Crêpe-Pavillon hat das Gatter heruntergelassen. Wo sind die Obdachlosen geblieben, die sonst hier sitzen in Gruppen mit Hund? Leer fahren die Trams. Tot baumeln die Gondeln am Riesenrad. Die Zürichsee-Flotte, eine Schar gichtige Greise, ächzt vor Anker. Keine Touristen auf der Brückenpromenade. Der einsame Jogger keucht am Geländer entlang. Auf der anderen Seite der Brücke führt ein Hund sein Frauchen aus. Unter ihnen gurgelt die Limmat richthauswärts, wo sie in alten Zeiten die Delinquenten, einen Stein um den Hals, am Strick vom Richtboot in den Fluß zerrten.“ Erstarrte Stadt.

Die britische Schriftstellerin Jacqueline Rose liest Camus’ Roman Die Pest als verborgene Wahrheit einer korrupten Welt. Es verhungern die Menschen. Profiteure machen sich die Knappheit zunutze, die Kluft zwischen Arm und Reich wächst: Camus klagt das Unrecht an. Die Pest ist – oder sollte es sein – eine Chance auf eine gerechtere Welt. Er ruft zur Revolte auf. (...) Die Pest fand bei Erscheinen gleich reißenden Absatz. Daß der Roman als Allegorie auf den Widerstandskampf gelesen wurde, war für ein Land, das die Schande der Kollaboration vergessen wollte, zugleich Hauptattraktion und Anlaß heftiger Kritik. 1947 empfand Simone de Beauvoir die Allegorisierung der jüngsten französischen Geschichte als Ausflucht, da sie dem Leser erlaube, die Schmach von Vichy zu verdrängen. (...) Camus mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, er enthebe, indem er den Roman nur als ein weiteres Kapitel im ewigen moralischen Kampf gegen das Böse inszeniere, seine Geschichte vollends der Historie. Sehe man den Faschismus als Plage der Natur, sei niemand verantwortlich. „Nur zeigt das Böse manchmal ein menschliches Antlitz“, schrieb Roland Barthes in seiner zweiten Besprechung des Romans 1955, „aber dieses sagt Die Pest nicht.“ (...) Camus fühlte sich falsch gelesen. Der Roman, schlug er vor, könne auf drei verschiedene Weisen verstanden werden: als Bericht einer Epidemie, als symbolische Darstellung der Nazi-Besetzung (beziehungsweise jeder totalitären Machtübernahme „gleich wo“) oder als Erkundung der metaphysischen Frage nach dem Bösen, wie sie Melville in seinem Moby-Dick („mit Genie“) unternommen habe. (....) Die Pest, so die Autorin, wird immer wieder aus ihren Löchern kriechen – aus Zimmern, Kellern, Koffern, Taschentüchern und Papieren –, solange Menschen die Grausamkeit und das Unrecht ihrer gesellschaftlichen Übereinkünfte nicht in Frage stellen. Wir alle sind für das Übel der Welt verantwortlich. (...) Es geht weiter ums Ganze.

Der Autor ist eingeschlossen in seiner Wohnung, wie einst sieben Frauen und drei junge Männer im Landhaus während der Pest in Florenz 1348. Ihn trifft das Schicksal, das schon Boccaccios florentinische Opfer des Schwarzen Todes in seinem Decamerone getroffen hat. Hier zählt jeder Schritt so viel wie tausend Schritte draußen, alles ist beengt, und doch öffnen sich Momente einer köstlichen Freiheit, sich vollkommen auf das konzentrieren zu können, was man ist, Schriftsteller, der mit Phantasie, Erinnerung, Denken und Sprache arbeitet. Bora Ćosić zieht uns in den Bewußtseinsstrom seines Dekameron: „Wie ist die Lücke im allgemeinen Optimismus des menschlichen Geschöpfs zustande gekommen: Begonnen damit haben in gewisser Weise bereits die alten griechischen Stoiker, doch zur Vollendung gebracht wurde sie in unserer Zeit durch die edle Bande der literarischen Dekadenz. Gustav von Aschenbach ist das legitime Pseudonym seines Autors, weil Thomas Mann genau das war, ein markantes Subjekt der europäischen Intelligenz, gespalten zwischen moralischer Festigkeit im Sinne Kants und seiner eigenen zerbrechlichen, zittrigen, unsicheren und ambivalenten somatischen Erscheinung. Und dann führt dieser Dichter seinen Helden auf eine Reise ohne Wiederkehr, in die laue und gefährliche Schönheit Venedigs, damit er dort alle Dilemmata bekennt, die moralischen, intellektuellen und künstlerischen, des Menschen, vor allem des europäischen.“

PHOTOPORTFOLIO

Antoine D’Agata verlebt Tage der Isolation in Paris, einer nahezu verlassenen Stadt. Seine nächtlichen Streifzüge zeigen einsame Menschen, erstarrt, wartend, deren Leben für einen Moment angehalten wurde: Paris Lockdown

EXPLORATIONEN

Claus Leggewie widmet sich der neuen Solarexpedition, die am 10. Februar 2020 mit der Raumsonde Solar Orbiter begann und konstatiert eine Renaissance der Raumfahrt. Die Raumfahrt, ein Traum der Menschheit seit unvordenklichen Zeiten, reichhaltiger Stoff für Utopien und ein populärer Luxus im space race des Kalten Krieges, war zuletzt in Mißkredit geraten: Katastrophen und überbordende Kosten bremsten die Vereinigten Staaten, die aus der Raumfahrt einmal nationales Prestige abgeleitet hatten, in weitere raumgreifende Projekte zu investieren. Auch der militärstrategische Kontext der NASA störte, die Alltagsrentabilität technologischer Nebenerrungenschaften (Stichwort: Teflonpfanne) war dürftig, und Astronauten taugten kaum noch als Identifikationsfiguren. Seit einigen Jahren ist nun eine Trendwende erkennbar: Staatlich finanzierte und private Weltraumpläne stehen auch in Europa wieder auf der Agenda, selbst in Deutschland wird ein Astronaut wie Alexander Gerst nach seinen ISS-Missionen 2014 und 2018 wie ein Popstar gefeiert. (...) Am 10. Februar 2020 wurde nach mehrfach verschobenem Termin in Cape Canaveral eine Atlas-V-Rakete gezündet. Sie brachte Solar Orbiter, eine Raumsonde der Europäischen Weltraumorganisation ESA, auf eine elliptische, bis 2030 immer stärker polwärts geneigte Umlaufbahn um die Sonne. Lohnt sich der Aufwand, dessen Kosten auf anderthalb Milliarden Euro geschätzt werden? Was gibt es denn überhaupt noch zu erfahren über die Physik der Heliosphäre? Brüder, zur Sonne ...

Heinz-Norbert Jocks diskutiert mit dem Journalisten und Architekturexperten Niklas Maak in einem ideensprühenden Dialog über die urbane Grammatik und das Unbehagen an der Stadt. Das Ideal des 21. Jahrhunderts scheint die datengerechte Stadt zu sein, in der man sich in emissionsfreien Roboterautos fortbewegt, inmitten von kariösen Einkaufszentren und Parkhäusern. War das planerische Ideal des 20. Jahrhunderts die autogerechte Stadt, ist das im 21. Jahrhundert die datengerechte Stadt. Mit dem home office scheint eine Vertreibung der Arbeit aus der Stadt einherzugehen, auch die innenstädtischen Kaufhäuser und Einkaufszentren leeren sich. Die urbanen Zentren verwandeln sich in begehbare Anlagedepots im Urbano-Dekor, das Wohnen kehrt als luxuriöse Zombie-Funktion zurück. Folge ist eine ästhetische und soziale Verarmung, ein architektonischer Niedersturz in die Gleichförmigkeit. Die Konzipierung der Zentren als scheinidyllische Museumslandschaft für Touristen und Eliten treibt der Stadt ihr buntes Leben aus. Die heutige Stadt erscheint als Mischung aus Entertainment und Überwachung. Die Gestaltung von Freiräumen durch heiteres City Improvement bringt unerbittliche cartesianische Ordnungsvisionen zum Ausdruck. Die Smart City ist eine geniale Geschäftsidee des maroden Spätkapitalismus. Die elektronische Vernetzung der Smart City soll Stadt zur Geldgrube machen, mit jener Freiheit der Anonymität, welche die Großstadt einst so attraktiv machte, wäre es dann allerdings vorbei. Wohin entwickelt sich die Stadt, wenn alles, was einst mit ihrer Vitalität und ihrem Versprechen verbunden war, aus ihr verdrängt wird? Die Axiomatik der Stadt muß neu gedacht werden.

Postulate der antiken Rhetorik in der ästhetischen Moderne dechiffriert Detlev Schöttker. Die Idee der Beschränkung auf das Wesentliche prägte bereits die antike Rhetorik und in der römischen Antike wurde sie auf das Bauen und die Poesie übertragen. Sie wirkte über Jahrhunderte hinweg vor allem in jenen Künsten weiter, die auf Erkenntnis und Gebrauch ausgerichtet sind, Rede und Sachprosa, Produktgestaltung und Architektur. Wie sehr diese Idee der Architektur die Baumeister der Moderne wie Walter Gropius, Mies van der Rohe und Le Corbusier prägte und wie sehr die verfemte Rhetorik als eigentliche Grundlage der modernen Kunst- und Architekturtheorie verstanden werden muß, zeigt Das Klarheitsgebot.

Martin Burckhardt ist einem Kriminalfall aus dem Darknet auf der Spur: Logfiles der Unterwelt. Seine Reportage über Aufstieg und Fall des „Dread Pirate Roberts“ ist ein Lehrstück darüber, in welch kompliziertes Fahrwasser die postidentitäre Gesellschaft hineingleitet und wie sehr man in einer Zeit volldigitaler, gesichtsloser Akteursprofile Identität als eine Form der Verschlüsselung verstehen muß. Über die glänzende und fatale Karriere eines idealen Schwiegersohns – von raffinierten Komplotten, lukrativen Drogengeschäften, Internetlabyrinthen, polizeilicher Korruption und der Verquickung des tiefgestaffelten Darknets mit den unbarmherzigen Gesetzen der realen Welt. Erkundungen auf einer anderen Silk Road.

KONSTRUKTIONEN

Geschichte und Aktualität von Dürers Datenwolke spürt Ulysses Belz nach. Wie der vormals totgesagte Holzschnitt im deutschen Expressionismus zu neuem Ruhm kam, so könnte der Kupferstich mit seiner prästabilisierten Linie in unserer Wissenschaftswelt wieder in den Blick geraten. Seine diagnostische Perspektive rückt ihn ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Verschwenderisch allein mit der Ressource Geist, arbeitet der Kupferstich mit knappsten Mitteln: Qualität durch Entschleunigung. Der Grabstichel hat sich seit 600 Jahren nicht verändert. So sieht ein Medium mit Zukunft aus.

Der französische Schriftsteller Pierre Michon macht uns bekannt mit den Protagonisten der Comédie Humaine und eröffnet ein ganzes romaneskes Universum, in dem zahlreiche Stimmen zu Wort kommen: „Der Verleger Werdet erzählt, daß Balzac einen Tiger hatte, den kleinen Groom Grain-de-mil, ein Waisenkind, das er 1835 in seinen Dienst nahm. Er erkrankte und starb, so Werdet, Ende 1837 im Alter von zwölf Jahren. Balzac besuchte ihn während seiner Krankheit täglich und pflegte ihn wie ein Vater. Grain-de-mil erinnert mich an diesen anderen tragischen kleinen Diener, der wie eine Erfindung von Dostojewski wirkt und Manet diente, das Modell von L’Enfant aux cerises [Kind mit Kirschen] war und sich in einem Schrank erhängte, weil sein Herr ihn getadelt hatte – wie Baudelaire in einem seiner Prosagedichte erzählt. Er erinnert mich auch an den kleinen Djami, dieses schwarze Kind, das man in den schwarzen Jahren neben Rimbaud sieht. Ist das ein romantischer Topos? Oder der notwendige Anteil des Mitleids, der bedrückenden Kindheit, der gestohlenen Freude, der Opfer, die die großen Werke auf ihrem Weg zermalmen? ‘Schönheit plus Mitleid’, sagte Nabokov, ‘mehr kann man von einem Kunstwerk nicht verlangen.’“ Der große Magere. Honoré de Balzacs menschliche Komödie – Über die Zeit und den Tod

Die argentinische Reporterin Leila Guerriero porträtiert María Kodama, Witwe des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges. Kurz vor seinem Tode heiratete er sie und machte sie zur Universalerbin eines ungeheuren Werkes. Sie erzählt von Familie, Kindheit, japanischen Wurzeln und ihrem Leben mit dem erblindeten Genie. „Ich kann Dir meine Einsamkeit geben, meine Dunkelheit, den Hunger meines Herzens“, zitiert sie ihn. Und erinnert sich an die Worte der Andromache zu Hektor, bevor dieser sich dem Kampf mit Achilles stellt: „Hektor, Du bist für mich mein Vater, meine Mutter und meine Brüder, aber vor allem anderen bist Du die Liebe, die erblüht.“ Die Geschichte einer geheimnisumwitterten, angefeindeten, unter Verdacht gestellten, diskreditierten Liebesbeziehung im Kontext der konfliktdurchzogenen literarischen Welt Lateinamerikas: Notizen zu María Kodama

Der französische Romancier Maël Renouard rekonstruiert Die Reform der Peking-Oper anhand biographischer Enthüllungen. Er schildert Episoden aus der Geschichte des Musiktheaters während der Kulturrevolution. Die Truppe Nr. 1 wird einer strikten Reform unterworfen, die revolutionäre Weltanschauung bestimmt nun Inszenierung, Libretto, Dramaturgie, Choreographie und Darstellungskunst. Die Mission der „ideologischen Ausrichtung“ der Truppe wird einem ideologisch zuverlässigen Studenten anvertraut, um sie gegenüber Regisseuren und Darstellern auf der berühmten Bühne durchzusetzen. Er überlebte die blutigen Höhen und Tiefen der chinesischen Geschichte. Nun – im Alter – erzählt er in der Rückschau, was wirklich geschah.

Der chinesische Dichter Yang Lian widmet der demokratischen Bewegung Hongkongs sein Gedicht: Rückwendung der Geschichte.

„Die Wildheit des Ozeans auf allen Seiten
Erwürgt eine einsame Insel mit Menschen    Kehlen blau und schwarz
Die alte Wunde    gibt vor, in stiller Nacht zu versickern
Terror braucht diesen Winkel    Dunkelheit
Je finsterer, um so besser    Salzwassergetränkt kippte es die Fragen

Was für Zeiten? Wessen Schande?“


BRIEFE & KOMMENTARE & KORRESPONDENZEN

Jacques Rupnik stellt Die ungarische Frage: Wir wissen nicht, ob Viktor Orbán Machiavelli gelesen hat, eine wichtige Lektion hat er jedenfalls vom Autor des Traktats Der Fürst gelernt: Eine Krise kann die Gelegenheit bieten, den eigenen Zugriff auf die Macht, auf sämtliche Vollmachten zu erweitern. Genau das hat der ungarische Premier getan, als er am 30. März vom Parlament, in dem seine Fidesz-Partei über eine Zweidrittelmehrheit verfügt, ein „Gesetz zum Schutz vor dem Coronavirus“ verabschieden ließ, das es ihm erlaubt, auf unbegrenzte Zeit per Dekret zu regieren, bestehende Gesetze abzuschaffen oder außer Kraft zu setzen. Orbán, wie auch die anderen nationalpopulistischen Regierungschefs Europas setzen auf eine Schwächung der liberalen Demokratien und der Europäischen Union, um nach der Krise voll durchstarten zu können.

Dieter Bachmann erlebt den Corona-Lockdown in der Schweiz: „Eine christliche Metapher beschreibt das Jüngste Gericht, den Weltendtag, an dem gerichtet wird über die Menschheit. Wir befinden uns – unbemerkt, jedoch seit längerem – in dieser Zeit. Man spricht von Apokalypse – ich ziehe die Vorstellung eines Jüngsten Gerichts der Apokalypse vor. (...) Es ist übrigens anzunehmen, daß immer ein paar davonkommen bei so einer Sintflut, nicht nur der Kapitän der Arche. Sie entgehen dem scharfen Blick Gottes, versteckt hinter einem Felsüberhang, in einer Hütte des Alpen-Clubs. Fällt der Wasserstand, rotten sie sich gleich wieder zusammen, gierig auf neue Untaten. Die Natur muß, um selbst davonzukommen, radikaler sein, sie kann keine Überlebenden dulden. Gegenwärtig (und seit längerem) arbeitet sie hart daran, diesen Fehler zu korrigieren; sie läßt eine Spezies von Primaten wieder verschwinden, deren Entwicklung sich als Katastrophe erwies.“ Was man sagen kann.

Der Nahost-Experte Wolfram Lacher analysiert in Lügen im libyschen Kriegstheater am Beispiel Libyens, wie neue Muster der Kriegsführung das Ende der „regelbasierten Weltordnung“ kennzeichnen und heute Grundzüge der irregulären Kriegsführung ausmachen. „Verdecktes Handeln und Desinformation sind so alt wie der Krieg selbst und Kampfdrohnen seit zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der Kriegsführung. Doch in Libyen bedient sich heute eine viel größere Bandbreite von Akteuren gleichzeitig dieser Instrumente als je zuvor. Drohnen, deniability und Desinformation sind nicht bloße Symptome globaler Unordnung, sondern auch deren Mittel. Bezeichnenderweise war die Libyenintervention von 2011 ein entscheidender Schritt hin zum Niedergang der liberalen Weltordnung ...“

„George Steiner hat von der „ganz persönlichen Gastfreundschaft“ gesprochen, „die wir unserem Tod schulden“ und diese mysteriöse Äußerung nimmt Georges Nivat in Der Meisterleser zum Anlaß, den jüngst verstorbenen Autor in „reale Gegenwart“ zu rufen: „Man hat den Eindruck, daß Steiner ein neuer Rattenfänger von Hameln sein will, der mit seinem Flötenspiel alle akademischen Ratten aus ihrer Stadt der Glosse zur Stadt des Ursprünglichen führen möchte. Dann wird jeder Diskurs über die Kunst verbannt sein. Nur Schöpfer werden über Schöpfer reden können; Velázquez wird in Picasso weiterleben können, Piero della Francesca in Cézanne, Goya in Manet, Ingres in Dalí. Vergil in Dante; Dante und Vergil in Milton; Homer, Vergil, Dante und Milton in Pound. Dabei geht es nicht um Zitate, und noch weniger handelt es sich um Intertextualität, diesen akademischen Kleister. Nein! Es bedeutet, alle Schöpfer auf dieselbe absolute Existenzebene zu versetzen, ohne Chronologie, ohne Kommentar und ohne Kontext.“

Stephen Eric Bronner aus New York berichtet über Todesfälle, Straßenkämpfe im Gefolge der US-amerikanischen Proteste gegen die Ermordung, erinnert an den gewaltsamen Aufruhr der Black Panther und ihre Niederschlagung. Er warnt vor dem Déjà-Vu eines „Burn, baby, burn!“ und den Versuchungen der Entfesselung von Gewalt: „Je entfesselter die ziellose Wut, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß die Rebellion eine Gegenrevolte hervorbringt.“

Liza Alexandrova-Zorina aus Moskau schildert eine Konjunktur des Mißtrauens um die COVID-19-Pandemie. In Rußland mißtraut die Macht dem Volk, das Volk mißtraut der Macht, Verschwörungstheorien verbreiten sich, potemkinsche Patienten bescheinigen sich im Fernsehen Wohlbefinden, in Moskau wurden mittlerweile 178 000 Videoüberwachungskameras installiert. Wenn die Epidemie eines Tages vorbei sein wird, so die Schriftstellerin, werden Zensur und totale Kontrolle für immer und ewig bleiben.

Andrzej Stasiuk aus Warschau reist am linken Ufer der Wolga entlang, kommt durch die Städte Engels und Marx, dann nach Samara und ihm eröffnet sich das gigantische Panorama einer Industrielandschaft aus Tausenden von Schornsteinen und einer monströsen Maschinerie zum Aussaugen des Inneren der Erde, einstmals installiert für den Sieg einer planetarischen Utopie, heute weiterbetrieben eher aus Gier und Verlangen nach individuellem Besitz. Die Verdammten dieser Erde wurden zum Narren gehalten, so Stasiuk, und haben – statt der Gleichheit einer klassenlosen Gesellschaft – Kartoffelfelder und graues Eternit bekommen, von der Finnischen Bucht bis zum Stillen Ozean.

Von einer Revolution zur nächsten fährt Herbert Maurer in Wien und zwar mit der „Grünen Linie“ zum Juwel des roten Wiens, dem Karl-Marx-Hof, einem Bollwerk gegen den Absolutismus, wo Ludwig van Beethoven sein „Heiligenstädter Testament“ geschrieben hat. Eine Suche nach Spuren des Komponisten heute zwischen Mountainbikes und Jogginghosen, Kinderspielplatz, alten Eichen und Friedhof: Beethovenruhe.

Der haitianische Künstler Didier William zeigt uns seine Gebrochene Himmel. Er malt mit Öl und Acryl, er druckt, zeichnet, schnitzt und collagiert, die Materialfusionen erzeugen Oberflächen mit komplexen Botschaften. Die Werke des aus Haiti stammenden Künstlers schöpfen aus Erinnerung, Kultur und Mythologie, oralen und historischen Archiven, um Geschichten und Imaginationen der afroamerikanisch-karibischen Immigranten in den USA neu zu inszenieren. „Ich verschmelze und komprimiere verschiedenste Informationsschichten in meiner Malerei, dem Betrachter bleibt es überlassen, etwas davon zu entdecken und zu entziffern.“

Weiter begleiten die Photographin Jessica Wohl und der Zeichner Tomer Hanuka die Ausgabe unerwartet und bildstark.

Wir hoffen, daß die Zeiten wieder besser werden und wünschen Ihnen alles Gute und mit diesem Sommerheft anregende und spannende Lektüre! Gerade jetzt!

Bleiben Sie uns gewogen!

Mit den besten Grüßen,

Lettre International

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