Serie: „Preis der Stiftung Buchkunst“ sowie „Förderpreis für junge Buchgestaltung - Das Buch von morgen“ 2013 am 5. September in Frankfurt am Main, Teil 2

 

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Da die Preisverleihung der 25 schönsten Bücher trotz der Menge der Preise anregend und rasant als Defilee über die Bühne ging, konnte man immer erst im Nachhinein über die Preise und die jeweiligen Verlage reflektieren. Zwei Besonderheiten muß man einfach erwähnen. Es sind nur zwei wirklich große Verlage unter den Preisträgern: C.H. Beck und Bastei Lübbe.

 

Kein Suhrkamp, wie letztes Jahr, kein Rowohlt, auch kein Fischer und auch nicht Hanser, deren belletristische Abteilung insgesamt dann doch dank des bisherigen Verlagsleiters die hochkarätigste ist, kein Berlin Verlag, genauso wenig Hoffmann und Campe, Piper oder Kiwi oder DuMont oder Aufbau oder oder.., wobei wir von den vielen Verlagen der Bertelsmann-Verlagsgruppe Random House oder der Bonnier-Gruppe schon gar nicht erst gesprochen haben.Bedeutet das, daß in den Großverlagen beim einzelnen Buch die Möglichkeiten der besonderen Gestaltung überhaupt nicht mehr ausprobiert werden, daß Schema F herrscht, um von 08/15 nicht zu sprechen. Schwer zu beurteilen, denn wir finden die Romane in den erwähnten Verlagen allermeistens gut gemacht, die Titelbilder sind oft sinnfrei. Was uns ärgert, ist, wenn kein Bändchen eingebunden ist, mit dem wir beim Zuklappen des Buches markieren, auf welchen Seiten wir beim Lesen sind. Das gehört zur Buchkultur, findet sich aber oft bei kleinen, ärmeren Verlagen und nicht bei großen Umsatzstarken, obwohl gerade diese öfter dicke Wälzer herausgeben, wo auch die Umschlagklappe als Lesezeichen nicht mehr funktioniert.

 

Aber zurück zu Beck und Bastei Lübbe. Bei Gruppe Eins: ALLGEMEINE LITERATUR, worunter wir erst einmal Romane zählen, ist eine graphische Arbeit wirklich nicht so dringend wie bei Gedichten – wozu gehören die eigentlich? Auch hierher und IM LICHT DER PROPHEZEIUNGEN im Kookbooks gehört zu den Prämierten - oder erst recht bei wissenschaftlichen Büchern und Schulbüchern. Da aber die Belletristik nur ein Fünftel der prämierten Bücher ausmachen, sind diese großen belletristischen Verlage über ihre fünf potentiellen Möglichkeiten von der Masse her nicht so bedeutend. Hinzu kommt, daß Beck seinen Preis für die fünfte Kategorie: KINDERBÜCHER, JUGENDBÜCHER für DER ISLAM erhielt. Die Begründung zum Preis ist wiederum so sinnreich und detailliert, daß Sie bitte unseren Abdruck in Folge Vier nutzen, wo wir die Jurybegründungen der 25er Auswahl mit den Preisträgern abdrucken.

 

Auch die beiden Preise für Bastei Lübbe resultieren aus zwei Kinderbüchern VON MEERJUNGFRAUEN KAPITÄNEN UND FLIEGENDEN FISCHEN sowie EIN ROTER SCHUH. Das wunderte viele, daß dieser populäre Verlag von Populärem auch Kinderbücher und noch dazu prämierte herausgibt. Doch solche Gedanken konnten wir uns hier nur machen, weil zwischen der Preisverleihung der 25 schönsten Bücher und dem allerschönsten Buch ein kleines organisatorissches Loch besteht. Das nun gefüllt wird. Erst kommt die Laudatio, dann die Preise. Und sieh an, Gabriele Strehle ist zwar nicht da, aber ihr Manuskript. Und dessen bedient sich die vorlesende Schauspielerin PAULA HANS, die ab dieser Saison Mitglied des Theaters Frankfurt, also der Städtischen Bühnen ist, worauf man sich nach diesem Auftritt freuen kann.

 

Ihren Reiz gewinnt ihr Verlesen des Manuskripts einfach durch die Spanne, daß die Autorin Strehle natürlich von 'ich' redet, die junge Paula Hans aber, ein Audrey Hepburn Typ übrigens, beim Vorlesen mal das 'ich' selbstverständlich benutzt, dann wiederum durch Gesten andeutet, daß nicht sie, sondern die..., also auf jeden Fall diese Situation zu weiteren kleinen Einlagen nutzt, was gefällt. Inhaltlich geht die Modefrau in ihrer Laudatio auf Verschiedenes ein. Sie spricht von den haptischen Qualitäten von Büchern und der Aufmerksamkeit für das Detail. Und auch von 'Hautigkeit' und ebenfalls davon, wie viel ihr die Beschäftigung mit diesen schönsten Büchern gegeben habe, so daß sie, wirklich keine Intellektuelle, die Liebe zum Buch gewonnen habe.

 

Die dritte Jury kam im Mai zusammen und besteht aus „bekannten Köpfen der Kreativ-, Medien- und Buchbranche.“ Und nun kommt die Überraschung. Denn wohl erstmalig wird der Preis für das schönste deutsche Buch von 10 000 Euro geteilt. Es sind zwei Bilderbücher, die sich den Preis teilen, eines für Kinder, eines für Erwachsene. Die Vorstandsvorsitzende erklärte: „Zum einen heben wir auf den Thron des PREISES STIFTUNG BUCHKUNST ein Buch, das in seiner Gestaltung und Machart eine Spitzenleistung darstellt – und dies nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Vergleich: Die SIXTINA MMXII ist Perfektion in Buchform.“ Erschienen in Edition Minerva und verfaßt von Katharina Gaenssler.

 

Die Vorsitzende fährt fort: „Zum anderen imponierte der Jury ein Pappband, der in all seiner Einfachheit beweist, daß auch das erste Buch schon ein schönes Buch sein kann. Vor dem Hintergrund der Tatsache, daß 'Pappbuchalter-Kinder' durchaus souverän mit Papas iPad umgehen, müssen wir den ersten Kontakt mit dem Buch zu einem besonderen Erlebnis machen: MEIN KLEINER WLD ist leises Glück und in seiner Einfachheit perfekt.“ Erschienen im Verlag Beltz & Gelbert von Katrin Wiehle.

 

Die Preisträger nahmen gerne ihre Schecks aus den Händen von Ministerialrat Horst Claussen entgegen, und dann wurde noch der doch auch wichtige Förderpreis verliehen, ehe die lange währenden Preisverleihungen dann bei Wein und Häppchen und vielen vielen Gesprächen noch viel länger andauerten. Fortsetzung folgt.

 

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