Der schwedische Krimiautor Stefan Ahnhem und das deutsche Autorenduo Gallert Reiter, Teil 1/2
Elisabeth Römer
Hamburg (Weltexpresso) – Vielleicht nicht die feine Art, zwei so unterschiedliche Krimis und so verschiedenartige Ermittler wie es Fabian Risk in Helsingborg und der Polizeiseelsorger Martin Bauer im Ruhrgebiet sind, die noch dazu extrem unterschiedliche Fälle zu bearbeiten haben, zusammenzubinden. Aber beide haben eins gemeinsam: sie fahnden nach einem Serienkiller.
Fangen wir mit dem schwedischen Kommissar Fabian Risk an, weil dies schon sein sechster Fall ist, wobei einer blutiger ist als der andere. Das schon. Aber immer sind verwickelte Verhältnisse vorhanden, wie die von ihm entlarvten Mörder in ihre eigenen Untaten verstrickt sind, was sie an psychologischem Ballast mitbringen, aus welchen Motiven heraus sie morden – wie hier beim Würfelmörder, der den Zufall Mörder spielen läßt. Echt. Er würfelt nicht nur die von ihm zu Ermordeten aus, sondern die Würfel bestimmen sein Leben in allem. Das System der Würfel, welche Additionen zu welchen Taten an welchen Menschen führen, aber auch, ob er Birnen oder Bananen kauft, ist irre. Aber durchschlagend.
Damit kommen wir Fabian Risk, der selbst ins Fadenkreuz des Mörders gerät, in diesem Krimi so nahe wie nie, wessen wir leicht überdrüssig sind, denn seine Eheprobleme mit Sonja, die immer schon in den vorherigen Kriminalromanen sogar zu Fällen führten, wiederholen sich, hier allerdings zum Extrem vom Extremsten. Und auch Tochter Matilda ist gefährdet, aber sein borstiger Sohn Theodor eher ein Gefährder. Dabei war doch die Entscheidung von Risk, aus seiner mit Morden gut bestückten Dienststelle in Stockholm ins beschaulichere Helsingborg zu wechseln, gerade mit weniger Blut unterfüttert. Dieser Krimi aber bietet ein Schlachtfeld. Darum darf man auf den siebten Fall gespannt sein, denn eine gewisse berufliche und private Linie ist überschritten, hinter die der Kommissar nicht mehr zurückkann.
Das zum Drumherum. Daß in diesem Krimi ein Geschehen abläuft, hinter das auch der Würfelmörder nicht mehr zurückkann, ergibt sich schon aus dem Obertitel auf den Anfangsseiten, die ich allerdings erst nach dem Lesen in Augenschein nahm: Das große Würfelmörderfinale. So kann man das Geschehen formal wirklich bestens zusammenfassen. Nie wieder also. Hier aber zum Abschluß der Trilogie, die vom 24. bis 27. Juni 2012 spielt, besonders deftig.
Die Ermordeten vereint gar nichts. Oder was sollte ein durch eine Plastikhülle erstickter Rentner mit dem Kind gemein haben, das in seinem Bett vergiftet wird. Ich sagte ja, es kommt heftig. Wir sind an der See und auf einem Boot wird ein Segler um einen Kopf kürzer gemacht. Mit dem Schwert. Aha, die Unterschiede im Ermorden, nicht nur die Personen, auch die Tötungsart, liegen immer an den Würfelzahlen, wobei im Vorhinein gewisse Zahlen von ihm mit den Werkzeugen zur Ermordung assoziiert werden. Wie war das, die Waschmaschine gehört auch dazu, aber welche Zahl braucht‘s bei der?
Nein, wir wollen uns nicht lustig machen, denn lustig ist hier gar nichts. Wie sehr sich Risk auch anstrengt, welche guten Ideen er auch hat, der Unhold ist immer einen Schritt voraus. Der Würfelmörder foppt das ganze Kommissariat, bis irgendwer merkt, daß hier ein Spitzel sitzen muß, der dem Würfelmörder alles weitersagt. Oder sitzt der Mörder sogar im eigenen Kommissariat?
Das war nun eine hastige Zusammenfassung von 501 Seiten, aber das Problem ist, daß man kaum mehr schreiben kann, ohne die Lösung zu verraten.
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Info:
Stefan Ahnhem, Die Rückkehr des Würfelmörders, aus dem Schwedischen von Katrin Frey, Ullstein Verlag 2020
ISBN 978-3-86493-121-5
Gallert/Reiter, Todestreue, Ullstein Verlag 2020
ISBN ISBN 978-3-548-06038-5-