deutscher buchpreis 2020adlerwebimage 1920x825Deutscher Buchpreis 2020, Teil 5

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –   Doppelnennungen gibt es auch für den Verlag Kiepenheuer & Witsch – als ob Bindestrichverlage einen Vorsprung hätten. Thomas Hettche legt dort im September „Herzfaden“ vor und Leif Randt ist schon in vielen Besprechungen und einzelnen Auftritten mit „Allegro Pastell“ vom März 2020 ganz schön bekannt worden.

Auch S. Fischer ist zweimal vertreten: Roman Ehrlich wird im September mit „Malé“ erscheinen und Olivia Wenzels „1000 Serpentinen Angst“ kam im März heraus. Ihr Roman ist nur insofern ein Debüt, als sie das erste Mal einen Roman vorlegt, sie ist als Theaterautorin und für Prosa bekannt.

Und es würde gewissermaßen etwas fehlen, wenn nicht auch Suhrkamp dabei und auch doppelt dabei wäre. „Herzklappen von Johnson & Johnson“ von Valerie Fritsch erschien im Februar 20 und Deniz Ohdes „Streulicht“ im August. Die Autorin mit Migrationshintergrund – furchtbares Wort, aber wie soll man zum Ausdruck bringen, daß der Roman auch inhaltlich davon handelt – legt mit

„Streulicht“ das einzige wirkliche Debüt vor, also ihren Roman als erste Veröffentlichung. Das ist immer der Erwähnung wert!

Vier Doppelbenennungen bedeutet aber unter dem Strich, daß insgesamt 16 Verlage an der Zwanzigerliste beteiligt sind. Und das ist eine gute Aussage.

Ach ja, diskutiert wurde sonst auch das Erscheinungsdatum der Romane, weil die letzten Male die Auswahl der Zwanziger-, der Sechserliste und der Endauswahl, der Buchpreisträger, immer aus dem letzten, dem dritten Quartal des Jahres kamen, während das vierte des Vorjahres, das ja zum diesjährigen Buchpreis dazugehört, regelmäßig unter den Tisch fiel. Das ist dieses Mal genauso, wollten wir schon schreiben, bis wir als Vorletzten Jens Wonneberger mit „Mission Pflaumenbaum“, im Oktober 2019 bei Müry Salzmann erschienen, entdeckten. Einer von zwanzig aus dem Vorjahr. Immerhin. Schaut man sich das Jahr 2020 an, ist das auch bemerkenswert ungleichgewichtig. Denn neun Autoren und Autorinnen legten im ersten Quartal 2020 einen Roman vor, ein einziger Roman aus dem 2. Quartal erscheint auf der Liste: Arno Camenisch, „Goldene Jahre“ im Mai im Verlag Engeler herausgekommen und wiederum neun Romane aus dem dritten Quartal, aus dem auch in den letzten Jahren bevorzugt ausgewählt wurde. Wir drücken das so vorsichtig aus, kann ja sein, daß Verlage inzwischen sowohl das vierte des Vorjahres wie auch das zweite des Buchpreisjahres meiden und vor allem das erste Quartal für den Leipziger Buchpreis und das dritte für den Deutschen Buchpreis bevorzugen.

Und als Letztes etwas zur Deutschsprachigkeit. Anders als der Schweizer und der Österreichische Buchpreis, die inzwischen unter verschiedenen Anforderungen für die Autoren, die von den Verlagen genannt werden dürfen, z.B. Nationalangehörigkeit oder einheimischer Verlag, auf die Listen der jeweiligen Buchpreise gelangen, zeichnet den Deutschen Buchpreis aus, daß er wirklich für jeden, der erstmals einen Roman auf Deutsch auf der ganzen Welt in der Zeit von Oktober des Vorjahres bis zum September des Buchpreisjahres veröffentlicht, offen steht, wenn der jeweilige Verlag ihn benennt.

So ist in diesem Jahr interessant, daß die Österreicher mit fünf Autoren glänzen: drei Frauen, zwei Männer: Helena Adler mit „Die Infantin trägt den Scheitel links“ bei Jung und Jung, Birgit Birnbachers „Ich an meiner Seite“, bei Paul Zsolnay, Valerie Fritsch mit „Herzklappen von Johnson & Johnson“ bei Suhrkamp; Stephan Roiss „Triceratops“ im Verlag Kremayr& Scheriau und der sehr bekannte Robert Seethaler mit „Der letzte Satz“, erschienen bei Hanser Berlin.

Drei der ausgewählten Romane stammen von Schweizern, zwei Autoren, eine Autorin. Arno Camenischs „Goldene Jahre“, erschienen bei Engeler, Charles Lewinsky mit „Der Halbbart“, Diogenes Verlag und Dorothee Elmiger mit „Aus der Zuckerfabrik“ bei Carl Hanser. Über die 12 deutschen Schriftsteller und Schriftstellerinnen ist auch viel zu sagen. Das folgt bei den Besprechungen der Romane.

Das waren einige Überlegungen zu den nominierten Romanen auf der Auswahlliste der Jury zum Deutschen Buchpreis. 

Die Liste ist im vorvergangenen Artikel veröffentlicht. Link unten

P.S. Da hätten wir doch fast die Anteile von Schriftstellerinnen und Schriftstellern aufzuzeigen vergessen. Mit 10:10 ist das so paritätisch, mehr geht nicht. 

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Info:
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Bisherige Berichterstattung zum Deutschen Buchpreis 2020
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/18931-187-romane-eingereicht-120-verlage-beteiligt
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/18930-die-jury-steht-schon-laenger-fest
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/19753-jury-nominiert-20-romane-2
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/19810-ueberlegungen-zur-auswahl-zu-den-nominierten-romanen-auf-der-zwanzigerliste-i