Buch und Buchhandel in Zahlen für 2012, Teil 2

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tja, da ist der Herr Kollege Opfer seiner Schnelligkeit geworden, denn er hat zwar die wichtigsten Zahlen zu den Lesereigenschaften fein säuberlich aufgeschrieben, aber hat die Gemütlichkeit und Emotion vergessen, die sich darin zeigt, wo sich unsere mit 45 Prozent weibliche und mit 30 Prozent männliche Leserschaft zum Schmökern niederläßt: Auf dem Sofa natürlich!

 

Bei dieser Frage WO WIRD GELESEN? muß es natürlich Mehrfachnennungen geben, denn kein Mensch liest nur am Schreibtisch oder auf dem Bildschirm des Rechners. Ha, diese zwei Leseorte sind überhaupt nicht erfaßt, bzw. nachgefragt. Aber fünf Möglichkeiten sind aufgeführt, die in der Tat auch unsere Repertoire abdecken. Mit 71,7 Prozent führen SOFA/SESSEL als der wichtigste Leseort. Daraus entnehmen wir eigentlich, daß 28,3 Prozent überhaupt nicht lesen, denn man kann sich gar nicht vorstellen, daß jemand auf dem Sofa oder dem Sessel nicht liest, wenn er überhaupt liest.

 

An zweiter Beliebtheitsstufe folgt mit 57,8 Prozent das BETT. Im Garten, auf dem Balkon oder im Park lesen auch über die Hälfte aller Leser und Leserinnen besonders gerne: 52,6 Prozent. Dagegen finden wir 26,2 Prozent für die Lesenden, die in Verkehrsmitteln wie Zug, S- und U-Bahn oder Flugzeug lesen eigentlich wenig, andererseits sind es immerhin noch mehr als diejenigen, die im Schwimmbad, am Badesee oder Strand lesen, wo noch 25,6 Prozent dabei sind. Dabei ist das Schmökern genau mit solchen Ferientagen verbunden.

 

Wir haben aber bei uns selber nachgefragt, wer überhaupt Leser und Leserinnen sind. Da muß man auf dem Plakat das Kleingedruckte lesen, wo die Bezugsquellen verzeichnet sind und der Leser/die Leserin auch definiert wird: „Bevölkerung Deutschland ab 14 Jahren“. Nun gut, aber dann gibt es ja auch die Kinder- und Jugendbücher. Die kaufen doch Kinder, oder nein, die werden von den Erwachsenen für Kinder gekauft und von Erwachsenen und Jugendlichen für Jugendliche. So stellen wir uns das vor, werden aber solche Fragen im Statistischen Jahrbuch des Börsenvereins überprüfen.

 

Den Buchhandel interessieren zwar auch die Anzahl der Bücher, die die Bevölkerung kauft, aber wenn alle nur Taschenbücher kauften, wäre das für den Buchhandel schlecht, den interessiert unterm Strich am meisten, wie viel Euros die Bundesbürger im Jahresschnitt insgesamt für Bücher ausgeben. Das kommt bei den Umsatzzahlen. Unser Plakat beantwortet aber in diesem Kontext eine frage, die wir gar nicht gestellt hatten, jetzt aber hochinteressant finden: Wo wird am meisten und wie viel für den Kauf von Büchern ausgegeben – und im Umkehrschluß. Wer kauft prozentual die wenigsten Bücher und wo ist das?

 

Erneut sind wie schon bei der Buchhandlungsdichte die Hessen vorne. In Bad Soden am Taunus wird mit 156 Euro pro Jahr und Person der höchste Betrag aufgeboten. Es folgen – schon wieder Hessen – Bad Homburg v.d. Höhe mit 153 Euro und - ganz dicht – Ingelheim am Rhein mit 152 Euro. Um diese Zahlen zu erhalten, hat man also die verkauften Bücher in die Relation zu den Einwohnerzahlen von Gemeinden gesetzt. Ist Statistik nicht eine wahre Fundquelle für kulturpolitische wie kulturhistorische Fragestellungen.

 

Und leider leider sind auch die Gemeinden erfaßt, die die niedrigste Buchkaufkraft besitzen. Leider liegen sie alle im Ostdeutschen, dem alten Mitteldeutschland, der Wiege unserer deutschen Kultur und aus verständlichen Gründen in dieser Frage nicht vorne! Und dennoch hätten wir ausgerechnet diese drei Gemeinden nicht am Schluß vermutet, wobei man erst einmal feststellen kann, daß grob diejenigen, die am wenigstens für Bücher ausgeben, in etwa immerhin noch die Hälfte des Betrages für Bücherkauf bezahlen wie die gutbetuchten Gemeinden aus dem Westen. Schlußlicht sind mit 77 Euro Zeitz in Sachsen-Anhalt und die Lutherstadt Eisleben, ebenfalls dort; an drittletzter Stelle rangiert Zittau in Sachsen. Auch hier wollen wir im Jahrbuch nachstudieren, wie es sich mit den anderen Bundesländern verhält. Fortsetzung folgt.

 

 

Bild: Auch dies ist ein Gemälde des 19. Jahrhunderts und stammt von Franz Eybl, der 1806 in Wien geboren wurde und 1880 dort starb. Sein lesendes Mädchen hängt ebenfalls im Belvedere in Wien – früher dem lesenden Knaben gegenüber.

 

 

Info:

 

BUCH UND BUCHHANDEL IN ZAHLEN 2013, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, August 2013, 39,50 Euro

 

Auf dem Plakat steht unten links: „Unser Plakat gefällt Ihnen so gut, daß Sie gerne mehr davon hätten. Download oder Bestellung www.boersenblatt.net/plakat

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