Buch und Buchhandel in Zahlen für 2012, Teil 3
Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Hier kommt es jetzt ganz doll: die Statistik zeigt uns die Orte mit den meisten Verlagen, was die Bücher im Schnitt kosten, wie das Verhältnis von Neuerscheinungen zu den alten Büchern ist, aber eben auch, aus welchen Bereichen diese neuen Bücher kommen, wobei unsere größte Überraschung die war, in welche Sprachen deutsche Bücher vorwiegend übersetzt werden.
Deshalb fangen wir damit an. Jedes Jahr ist auf der Frankfurter Buchmesse die Linzenzvergabe noch wichtiger geworden und braucht mehr Raum. Bis zum Oktober haben geheime Gespräche zwischen Rechteinhaber und deutschem Verlag, falls es um ausländische Bücher und Bestseller geht, aber lmeist schon stattgefunden und nicht selten sind gut verkaufte Autoren dann auf einmal bei einem anderen Verlag, der einen größeren Batzen für die Übersetzung ins Deutsche hinlegen kann. Wir erinnern uns, daß die schwedische Krimiautorin Liza Marklund dabei einen besonders häufige Verlagswechsel hatte. Aber sie ist nur ein Beispiel unter vielen. Dan Brown dagegen hat sein Arrangement mit dem Lübbeverlag bestehen lassen, was immer dafür spricht, daß sowohl Autor wie auch Verlag mit der gegenseitigen Vorteilsnahme zufrieden sind.
Jetzt geht es aber erst einmal um die Bücher, die aus dem Deutschen in fremden Sprachen erscheinen, also per Vertrag zum Übersetzen frei gegeben wurden. Von den insgesamt 6 855 Lizenzverträgen – die dramatische 14,3 Prozent weniger sind als im Vorjahr! - hat China mit 15,3 Prozent den höchsten Anteil, was man dann relativieren kann, wenn man bedenkt, wie ungeheuer menschenreich dieses Land ist. Daß aber Spanien mit 7, 0 Prozent die zweitmeisten deutschen Lizenzen von Verlagen erwirbt, das erstaunt uns. Zwar ist die deutsche Kultur für Spanien wichtig und wir wissen auch nicht, ob es richtig ist, Spanien zu sagen, so wie es das Plakat angibt, oder ob es heißen müßte, Lizenzen in spanischsprechende Länder - dann wäre zum Beispiel ein Großteil der USA auch dabei! Wir kommen gleich noch einmal darauf zurück.
Die Tschechische Republik hat mit 6 Prozent die drittmeisten Lizenzen erworben. Zwar gehört das Deutsche traditionell in der Tschechoslowakei zum Bildungskanon und trotzdem überrascht, daß diese eher kleine Land so viele Bücher übersetzen läßt. Wenn nun mit Italien und 5, 7 Prozent und Polen mit 5,4 Prozent weitere Nachbarn folgen, so erscheint uns das für Polen erklärlich und eigentlich auch für Italien, wo das Deutsche und deutsche Literatur noch immer einen sehr guten Namen haben. In Polen ist deutsche Literatur durchaus so etwas wie eine Leitkultur. Es sind also die wichtigsten Länder für Lizenzen aus dem Deutschen nicht die Überraschung, wohl aber die Länder, die fehlen.
Was ist mit dem gesamten englischen/amerikanischen(Kanada,USA)/neuseeländischen/ südafrikanischen und australischen Markt, die alle englischsprachige Übersetzungen kaufen könnten, wozu auch der indische Markt gehört. Was ist mit den Franzosen, den Skandinaviern? Das müssen wir im Statistischen Jahrbuch genauer untersuchen, denn hier gibt das schöne Plakat keine weiteren Antworten.
Dafür erleben wir jetzt die Überraschung, welche Lizenzen von deutschen Verlagen – wir wollten erst deutschsprachig schreiben, weil ja die schweizerischen und österreichischen sowie liechtensteinischen Verlage auch übersetzte Bücher auf Deutsch herausbringen, es geht aber bei allen Zahlen wirklich nur um Deutschland, den der Deutsche Börsenverein repräsentiert - , welche Lizenzen also aus welchen Ländern Favorit in Deutschland sind. Es sind diese Übersetzungen übrigens um 1,4 Prozent gestiegen, während die aus dem Deutschen – Vergleich oben – merh als zehn Prozent gefallen sind, was hellhörig macht. Die Übersetzungsanzahl an Fremdsprachen beträgt 10 862 in der Erstauflage!
Daß dabei mit 67,6 Prozent das Englische abräumt, mußte man erwarten, wobei höchstens die Höhe der Prozentzahl einen schwindelig macht, bedeutet dies doch, daß Zweidrittel des übersetzen Buchmarktes aus dem Englischen kommt, was überwiegend das Amerikanische ist, was wir gerne differenziert hätten. Daß Amerika die Leitkultur der Welt ist, ist nicht nur deren Anspruch des american way of life, sondern auch deutsche Realität. Vielleicht sollten sich Verlage doch überlegen, ob das so weitergeht und alles übersetzt werden muß. Da die Leute die Bücher aber wohl kaufen, ist für Verlage wohl allein das finanzielle Moment ausschlaggebend. Dennoch finden wir allerhand, daß es den Deutschen nicht gelingt, über Lizenzverträge mehr Bücher ins weltweite Englische übersetzen zu lassen, als es beispielsweise die Tschechische Republik tut.
Wie wenig das Geben und Nehmen bei Büchern in eins geht, sieht man auch bei den Franzosen. Immerhin werden 10,2 Prozent aller fremdsprachigen Bücher aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt, was keine Korrespondenz im Umkehrschluß findet. Auch hier wollen wir in der Gesamtstatistik nachschauen, wo die Franzosen bei den Übersetzungen aus dem Deutschen stehen. Erstaunlich auch die 5,8 Prozent von Übersetzungen aus dem Japanischen ins Deutsche. Das ist verhältnismäßig viel, finden wir und werden nachschauen, wie es hier mit dem Umkehrschluß aussieht, da wir noch immer rein am Plakat kleben, aber gut finden, daß bei aller Transparenz dieser tollen Veröffentlichung die Detailfragen im Buch geklärt werden müssen.
Allein Italien ist kongruent, was Übersetzen in und aus dem Italienischen/Deutschen angeht. In beiden Fällen hat Italien die vierte Position, was hier 2,7 Prozent entspricht. Und nun kommt der Kriminalroman zum Tragen. Denn anders wäre es nicht erklärlich, daß das Schwedische an fünfter Position der Übersetzungen aus den wichtigsten Sprachen steht. Zwar sind die 2,3 Prozent nicht die Welt, bedeuten aber immerhin die fünftwichtigste Übersetzungssprache, die das Zweidrittelenglisch übrig lassen.
Haben Sie es gemerkt? Unsere Eingangsfragen sind nur in einem Punkt abgearbeitet worden: den Übersetzungen hüben wie drüben. Fortsetzung muß also folgen.
Info:
BUCH UND BUCHHANDEL IN ZAHLEN 2013, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, August 2013, 39,50 Euro
Auf dem Plakat steht unten links: „Unser Plakat gefällt Ihnen so gut, daß Sie gerne mehr davon hätten. Download oder Bestellung www.boersenblatt.net/plakat
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