Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gerne, liebe Leserin, bringen wir noch weitere Bücher über Katzen, die entweder richtige Informationen über den Versuch ihrer ‘Erziehung‘, über ihre die Pflege, aber eben auch über die Freude, die man mit ihnen hat, berichten. Wir danken für die anteilnehmenden Rückmeldungen zu den ersten Katzenbüchern.
...UND WAS MIR NOCH AM HERZEN LIEGT von Gabriella Hilbinger
In dem schmalen, liebevoll gestalteten Buch, sieht man schon auf dem Titel die drei Figuren, um die es dann gehen wird: eine schwarze Katze, einen kleinen Nadelbaum und das schwermütige Gesicht eines Tigers. Obwohl letzterer für mich natürlich auch eine Katze ist, wollen wir doch nur vom schwarzen Tippchen reden, bzw. schreiben.
Gut, wenn sie abgehärtet sind, ich nicht, denn diese kleine, wiederum sehr liebevolle Geschichte von der kleinen schwarzen Katze in Bayern geht auch deshalb ans Herz, weil man die Gefühle der kleinen Katze gespiegelt sieht in den Gedanken und Gefühlen der Autorin.
Die lebt nicht in Bayern, sondern in Hessen, ist aber regelmäßig an diesem Ort, einem abgelegenen und schönen Bauernhof in Bayern zu Besuch. Eines Tages sah sie von ferne eine kleine, schmale, verunstaltete Katze, mit nur einem Auge und vielen Verletzungen. Die hatte sich die kleine Katze, über deren Herkommen keiner etwas wußte, durch die Falle eines Bauern zugezogen. Aber kleine Katzen sind zäh und diese überlebte die Strapazen.
Gabriella Hilbinger beschreibt nun den anrührenden Prozeß der Annäherung der Katze an die Fremde – und das über Jahre. Ich weiß, worüber sie schreibt, wie wilde Katzen jeden Menschen als Gefahr ansehen und gleichzeitig von ihm aber Futter und Fürsorge erwarten. Und genau so ist es auch hier geschehen. Der Spruch, die Zeit heilt Wunden, ist zwiespältig, aber die Ableitung, die Zeit heilt Ängste von kleinen und großen Katzen vor Menschen, natürlich nur vor bestimmten Menschen, solchen wie Gabriella Hilbinger, ist auf jeden Fall richtig. Das habe ich genauso mit unserem Burli erlebt, der Jahre lang auf der Treppe vor der Glastür zum Garten stand und lautstark sein Futter verlangte. Aber wehe, man wollte ihn streicheln, dann war er verschwunden.
Diesen Moment, wo man spürt, daß die scheue Katze die Angst vor mir verliert und etwas mit mir selbst zu tun haben möchte, das ist reines Glück. Wahrscheinlich können das nur Menschen wie der Verfasserin und die Rezensentin empfinden, von denen es aber hoffentlich viele gibt. Denn Katzen haben einfach etwas Besonderes, wobei das Glücksgefühl natürlich auch für andere Tiere gilt, die zuvor Angst vor einem hatten und sich nach langer Zeit annähern.
MIAU, KATZENSPRACHE RICHTIG DEUTEN von Gabriele Müller
Tja, wenn man wüßte, was das Miauen bedeutet? Klar, wenn die Katze vor einem steht, lange draußen war und nun laut miaut, ach was, geradezu schreit, dann will sie Futter. Das merkt jeder. Aber es gibt so viele Töne, die Katzen von sich geben, daß man eigentlich einen Akustikratgeber bräuchte, um erst mal die unterschiedlichen Miaus aufzunehmen und dann zu deuten. Gabriele Müller verspricht aber, dies auch auf knapp 100 Seiten zu tun. Auf dem Titel hebt gerade ein schöner Grauer mit weißer Brust zu einem durchdringenden Geheul an, ganz schön aggressiv, aber auch wunderschön.
Und auf der Umschlagrückseite sind dann die ersten Laute mit ihren Erklärungen, besser: Übersetzungen abgedruckt und da erkennt man, ja, diese Katzengefühle hätte man auch aus dem jeweiligen Miauen herausgehört. Aber dann geht es erst los. Und da merke ich, daß allein die Bilder dieses Buch wert sind. In neun Kapiteln geht die Autorin dann die Katzenlaute an.
Das fängt mit dem Schnurren an, das übrigens schon die gerade geborenen Kätzchen von sich geben, wenn sie bei der Mutter saugen. Und wenn die Milch nicht finden, fiepsen sie aufgeregt. Und auch das kenne ich aus Erfahrung. Daß Katzen anfangen zu schnurren, wenn sie Angst bekommen, beispielsweise beim Tierarzt. Das ist eindeutig Selbstsuggestion, die ich oft mitbekam. Aber dann gibt es das therapeutische Schnurren, von dem die Verfasserin aber nicht berichtet, weil sie die Therapie auf den Menschen bezieht, dessen Herzschlag sich beruhigt, wenn die Katze auf der Brust liegend schnurrt, und worüber die Wissenschaft weiterforscht. Bis heute weiß man nämlich nicht, wie das Schnurren bei Katzen überhaupt zustandekommt. Weder weiß man genau, wo es entsteht, noch ist geklärt, ob „ein schnelles Zucken der Kehlkopfmuskeln und des Zwerchfells“ die Ursache sind.
Grundsätzlich muß der Lautinteressierte die stimmhaften von den stimmlosen Lauten unterscheiden. Das Erste ist das Miauen, aber auch abenteuerliche Laute, bei denen einem die eigene Katze fremd vorkommt: ein intensives Jaulen und ein langgezogenes Heulen, das über mehrere Oktaven geht. Die stimmlosen sind das Schnurren, Gurren, Knurren und vor allem das sensationelle Fauchen.
Wenn man glaubt, daß die Sprache der Katzen hauptsächlich das Miauen ist, liegt man falsch. Das setzen kleine Katzen vorwiegend für die Mutter ein und alle Katzen für den Menschen. Untereinander kommunizieren sie über andere Laute und extrem über die Körperhaltung, die eine eigene Sprache ist, von der wir Menschen nur die Extreme mitbekommen.
Stimmt, nicht alle Menschen sind Katzenfreunde und nicht nur im Mittelalter wurde die Katze für ein unheimliches Wesen gehalten. Bei gewissen Szenen in Filmen, wenn die Dunkelheit Gefahren andeutet, gibt es klagender Katzenlaut den Rest: hier geschieht ein Verbrechen.
Ein richtig gutes Buch, das das Miau eigentlich nur als Aufhänger für so viel Wissen über Katzen nutzt, das es eine Freude ist.
Fotos:
Cover
Info:
Gabriella Hilbinger, ...und was mir noch am Herzen liegt, AIG I. Hilbinger Verlag, 2016
Gabriele Müller, Miau, Katzensprache richtig deuten, Müller-Rüschlikon Verlag 2011
ISBN 978 3 27501782 9