Jürgen Neffe analysiert die USA und den Präsidenten im Roman: Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl, Teil 2/2
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wir haben Jürgen Neffe verlassen, als er in die USA einreisen wollte, um sich mit Donald Trump zu treffen, aber noch im Kennedy-Flughafen festgehalten und befragt wird. Die Fragen gelten vor allem seinem Aufenthaltszweck, weil die drei Befrager vermuten, daß seine berufliche Tätigkeit als Journalist nur vorgeschoben ist.
Die unaufhörlichen Fragen nach seiner Verbindung zu Trump, geben ihm nun Gelegenheit, alle Begegnungen noch einmal zu rekapitulieren und für uns Leser aufzuschreiben. Wir waren mit ihm schon beim Geburtstagfest von Trump in den 90ern, als er sich als der König von New York im Trump Tower feiern ließ und Neffe uns wirklich ein apokalyptisches Bild bietet, wo oben im Haus die Hautevolee von New York dünn gehungert beim Champagner beieinandersteht und unten die bucklige und bunte Verwandtschaft aus den Südstaaten ausgelassen auf der Straße tanzt und feiert.
In seiner mehrjährigen Tätigkeit in New York für den Spiegel hatte Neffe immer wieder mit mit dem Immobilienhai Trump zu tun. Vor dem Treffen nun als Präsident, hat er sich noch zu Hause dessen Fernsehshows angesehen , die er als ideale Vorbereitung ansieht für die Art und Weise, wie Trump das Amt führt, nämlich in Gutsherrenart. Seine Maxime war dabei bei jeder Gelegenheit: „You are fired.“ Das war auch seine Antwort, wenn im Oval Office Leute ihre eigene Meinung äußerten.
Was das wirklich Gute und Interessante an dem Buch ist, sind die Einblicke in das Seelenleben eines Egomanen, der hier nicht dämonisiert, sondern gewissermaßen auf Menschenmaß zurückgestutzt wird, wenn er auf das Lob von Michael Douglas, er sei der beste Schauspieler im Fernsehen antwortet: „Ich schauspielere nicht. Ich bin so.“
Genauso ist es mit dem ‚tiefen Staat‘, den er als geheime Macht, der in den USA alles regele, bezeichnet. Trump ist einer, der an seine eigenen Verschwörungsphantasien glaubt. Was dann manche dazu bringt, sich und andere zu fragen, ob jemand, der den Unsinn wirklich glaubt, überhaup tein Lügner sei, wenn er das weitererzählt. Objektiv ja und subjektiv ist das uninteressant bei einem, der die Funktion des mächtigsten Mannes der westlichen Welt innrhat(te). So taucht man beim Lesen auch wieder in viele Zitate dieser Jahre ein, wenn z.B. Trump geäußert hatte: „Ich könnte mich mitten auf die Fifth Avenue stellen, jemanden erschießen, und es würde mich nicht eine Stimme kosten“, was man ihm leider glauben muß.
Das rekapituliert der Autor, der immer noch, jetzt aber ohne Befragung in seinem Hotelzimmer sitzt, das abgesperrt wurde, weshalb er viel Zeit hat, in der er sich seine Begegnungen mit Trump vor Augen führt, die uns deutlich machen: Wir wollen von dem Kerl nichts mehr hören. Der Autor hat ja recht. Trump ist eigentlich eine Schießbodenfigur. Es sind die Wähler, die ihn zu dem machen, was er darstellt. Es sind seine Parteikollegen, die Kadavergehorsam zeigen, voller Angst vor ihm, was man einfach nicht verstehen kann. Es sind auch die Medien, auch unsere deutschen Zeitungen und erst recht das Fernsehen, die auf seine Show täglich reingefallen sind und reinfallen. Kein Mensch war so oft auf den Titelblättern, sein Bild ist verbreitet wir das von keinem sonst. Auf der ganzen Welt. Und dann liest man Sätze, die weit vor der Wahl im November schon seit August gedruckt vorliegen: „Sein Leben wäre verpfuscht, stünde eine Niederlage an dessen Ende. Er würde vermutlich alles tun, sie zu leugnen oder ungeschehen zu machen.“
Bis jetzt hatten wir Charlie DeLeo unterschlagen, der die Gegenfigur zu Donald Trump wird. um ihn ranken sich nicht so viele Geschichten. Er ist bettelarm. Ihn interessiert nicht, wer ihn liebt, sondern, wen er liebt. Und das ist die kupfergrüne Dame, die aller Welt bei der Einfahrt nach New York und auch dem Anflug als Freiheitssymbol empfängt. Daß ihre Flamme immer brennt, dafür ist Charlie zuständig, weshalb in den Neunzigern, nach den ersten Treffen mit Donald Trump, dieser Neffe drängte und umwarb, ihn beim Spiegel als König von New York auf dem Titel zu bringen. Neffe tat das eine ohne das andere:
Es gab das Titelbild mit dem König von New York, nur hieß der Charlie DeLeo.
Foto:
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Info:
Jürgen Neffe, Das Ding. Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl, Europa Verlag 2020
ISBN 978b3 95890 340 1