Bildschirmfoto 2021 01 23 um 00.54.00Serie: Auf die Schnelle: Gute Unterhaltungsliteratur, gebraucht, Teil 38

Werner Thala

Berlin  (Weltexpresso) – Irgendwie klingen unsere beiden Romanautoren doch wie Pseudonyme. Was ist das für ein Name: Foenkinos? Auf jeden Fall ein 1974 in Paris geborener französischer Romanautor, der durch Zweierlei bekannt wurde. Durch seine Frauentitel, sei es CHARLOTTE (2015) und NATHALIE KÜSST (2011, auch mit Audrey Toutou verfilmt. Aber ein Fan bin ich erst seit der Verfilmung von DAS GEHEIME LEBEN DES MONSIEUR PICK, was im Filmtitel umgedichtet wurde in ‚Der geheime Roman des Monsieur Pick‘ und dringend zu empfehlen ist.

DIE FRAU IM MUSÉE D‘ORSAY von David Foenkinos

Gar nicht so einfach, den Stil Foenkinos zu beschreiben. Denn ihn zeichnet aus, daß man wie von alleine liest, er bringt so eine Leichtigkeit mit, die überhaupt nichts mit seicht zu tun hat, oder mit einfacher Sprache. Ja, sicher lockern die vielen Dialoge die Geschichte auf und sicher gelingt es Foenkinos auch, ganz besondere Geschichten zu finden oder zu erfinden. Diese auf jeden Fall hat es wieder in sich. Aber diesmal wirkt nicht leicht, der Stil schon gar nicht, wo die Dialoge hölzern klingen und auch nicht individuell, sondern wie schon tausendmal gehört. Wie im Folgebuch geht es um einen Mann, der aus einer Welt ausbricht und in eine andere kommt.

Völlig abrupt hört der Kunstprofessor Antoine Duris an der Hochschule der Schönen Künste in Lyon auf. Nicht aus Altersgründen, denn er ist, wie es so heißt, in den besten Jahren. Und es ist auch nicht die Kunst, die er über hätte, denn das Gegenteil stimmt, er liebt Bilder und wenn man erst mal, ohne zu wissen, warum er nach Paris ins Musée d‘Orsay geht, würde man an einen Kunsthistorikerstelle , also einen Kurator oder Wissenschaftler denken. Doch nein, er läßt sich als Wärter einstellen und sagt auch noch, jetzt könne er endlich in Ruhe die ganzen Bilder betrachten.

In vier Teilen werden wir nach und nach schlau, was es mit diesem Mann auf sich hat. Natürlich die Frauen, natürlich die Liebe, aber auch das Leben. Zwar gewinnt man im Laufe des Lesens ein Verhältnis zu Antoine, der gute Gründe hatte, seine Professur sausen zu lassen, weil er über den Selbstmord einer jungen Frau nicht hinwegkommt, deren ersten Versuch er verhindern konnte.

Was einen wundert, das ist, daß die Kunst und all die schönen Bilder im Musée d‘Orsay, das ja das Museum des Impressionismus ist, das auch Manets besitzt – der eben kein Impressionist ist, im Gegensatz zu Monet, der dort noch häufiger hängt – , daß also die Bilder dann überhaupt keine Rolle im Roman spielen.

Und daß er dann bei Mathilde hängenbleibt, der Personalchefin im Museum, das ahnten wir schon. Also durchwachsen, das Ganze.


Bildschirmfoto 2021 01 23 um 00.54.55RIVENPORTS FREUND von Damiano Femfert

Auch hier wechselt ein Mann plötzlich seinen Standort und liegt nahe der Kleinstadt S. an der argentinischen Grenze verletzt im Koma. Der junge blonde und blauäugige Mann wird in das Krankenhaus von S. gebracht, wohin der ärztliche Direktor Rodrigo Rivenport gerufen wird, was ihm lästig ist, denn er sitzt wieder an seiner Schmetterlingssammlung, die sein Lebensinhalt ist. Wir sind nun dabei, wie diese Sammlung zwar wichtig bleibt und der Autor uns eine Menge darüber lehrt, ob wir es wissen wollen oder nicht, wo aber der ihm erst einmal unangenehme Patient, den er Kurt nennt, zu seinem Forschungsgegenstand wird.

Eigentlich ist es eine Entwicklungsgeschichte, also eher ein Oben und Unten, die Rivenport und Kurt auszeichnen, Freundschaft auf jeden Fall nicht. Wenn ein deutscher Leser von einem blonden, blauäugigen, inzwischen als Deutscher identifizierten Mann hört, der 1952 in Argentinien aufgefunden wird, hat er auf jeden Fall die Frage, geht es um einen Nazi, die Täter oder einen Flüchtling, die Opfer. Warum auch immer, aber der Debütant Damiano Femfert hat an dieser Geschichte wenig Interesse. Das wundert einen, denn der 1985 in Frankfurt am Main geborene Deutsch-Italiener, der heute in Rom lebt, hat diese Ausgangssituation doch mit Absicht gewählt.

Also zwei Männer machen den Kohl auch nicht fett, den wir schon mit Antoine Duris und seinen vielen Lieben etwas ungewürzt empfanden.

Fotos:
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Info:
David Foenkinos, Die Frau im Musée d‘Orsay, Penguin Verlag 2018
ISBN 978 3 328 60086 2

Damiano Femfert, Rivenports Freund, Schöffling & Co.Verlag 2020
ISBN 978 3 89561 077 6