maxvonmexAuf die Schnelle: Gute Unterhaltungsliteratur, gebraucht, Teil 45

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die liegen noch aufeinander, diese drei Bücher, die wir in anderem Zusammenhang, nämlich als Ausstellungskataloge schon einmal vorgestellt hatten, nein, da hatten wir stärker über die Ausstellung geschrieben und wollten im Zusammenhang die drei kaiserlichen Gestalten noch einmal zusammenführen. Das österreichische Kaiserhaus ist in der Geschichte das, was heute für die Welt das britische ist. Schon mangels Masse. Es gibt nicht mehr so viele, die noch herrscherliche Ansprüche haben. Österreich ist gerne eine Demokratie und hatte die Habsburger sogar des Landes verwiesen und jegliches 'von' im Namen per Gesetz verboten!

Maximilian von Mexiko: Der Traum vom Herrschen

Die Wiener halten zwar den Federschmuck von Moctezuma II. aus Tenochtitlan im Kulturhistorischen Museum in hohen Ehren, aber wieso er gerade dort ruht, ist im Zusammenhang mit Kaiser Maximilian von Mexiko sehr interessant. Deshalb nämlich, weil es nichts miteinander zu tun hat. Österreich hatte mit Mexiko zweimal sehr viel zu tun. Einmal mit dem Einfall der Spanier unter  Hernán Cortés und der Unterwerfung der damals im heutigen Mexico Ciudad siedelnden Azteken im August 1521, wo auch die Federkrone des aztekischen Herrschers mit nach Europa genommen wurde und nach Wien kam, weil mit Karl V. der Herrscher auf dem spanischen Thron saß, der auch als Deutscher Kaiser das Reich beherrschte, in dem die Sonne nicht unterging. Tatsächlich die einzigen Jahrzehnte, für die dies galt, und da Karl ein weiser und gottesfürchtiger Herrscher war, trat er 1556 von seinen Ämtern zurück. Seit damals ist die spanische Königskrone an seinen Sohn Philipp übergegangen und die deutsche Kaiserkrone an seinen Bruder Ferdinand.

Und den armen Maximilian hat, das weiß alle Welt, der herrschsüchtige Napoleon III. auf dem Gewissen. Das sagt uns nicht nur die Geschichte, sondern ausnahmsweise auch die Kunst. In Mannheim können Sie noch eins der Werke von Edouard Manet bewundern, der 1868/69 fünfmal die Ermordung Kaiser Maximilians malte, wobei er am Anfang – so wie es war – den Kaiser mit seinen Generälen Miramón und Mejia durch mexikanische Soldaten erschießen ließ, aber im letzten Werk waren es französische Soldaten! Damit brachte er die politische Verantwortung des damaligen französischen Kaisers zum Ausdruck, der den Habsburger als Schießbudenfigur in Mexiko installierte, wo die Franzosen Krieg führten und dann plötzlich ihre Truppen zurückzogen.

Die Ausstellung in Wien hatte mit dem Titel DER TRAUM VOM HERRSCHEN das Sehnsüchtige, aber auch Wirklichkeitsferne dieser Unternehmung zum Inhalt. Das Feine daran war, daß man den Bruder des 68 Jahre herrschenden Franz Joseph II. auch mit seinen philantropischen Facetten kennenlernen konnte, mit seiner Kunstbegeisterung und Bautätigkeit – und mit seiner unglücklichen Ehe mit der belgischen Königstochter Charlotte.

Da es über den Habsburger Maximilian wenig Material gibt, war der kleine, feine Katalog wichtig, den wir hier noch einmal anpreisen wollen.


SOLFERINI. Kleine Geschichte eines großen Schauplatzes von Ulrich Ladurner

Bildschirmfoto 2021 01 29 um 01.27.52Ganz anders geht es Kaiser Franz Joseph I., der nicht nur aufgrund seiner unvorstellbar langen Regierungszeit so bekannt wurde, sondern eben auch weil unter seine Ägide durch die industrielle Revolution die Staatsrepräsentation neue Maßstäbe setzte, die die neuen Reichen und das gehobene Bürgertum durch Bauten feierten, wie es die Ringstraße mit Staatsoper und Burgtheater, Parlament und Universität tut.

Hier in diesem kleinen Büchlein geht es aber um die Schlacht von Solferino, wo am 24. Juni 1859 die Österreicher gegen die Franzosen, ja genau unter Napoleon III., unterlagen und die Schlacht zwei besondere Merkmale hat: Leutnant Trotta rettet dem Kaiser das Leben, was Joseph Roth im Radetzkymarsch literarisch verewigt hat. Aber für Italien war die Schlacht etwas völlig anderes, nämlich die Befreiung von österreichischer Besatzung, also Freiheit und die Einigung des Landes als ITALIEN.





SISI AUF KORFU. Die Kaiserin und das Achilleion von Olivia Lichtscheidl


sisiaufkorfuWenigstens noch ein paar Worte zur unglücklichen Ehefrau des Habsburgers Franz Joseph I., der sie übrigens von Herzen liebte, denn er ließ sie Zeit ihres Lebens von 1837 bis 1898 – sie wurde am mit einer Feile ins Herz ermordet – in Ruhe das tun, was ihr gefiel. Dazu gehörten die Aufenthalte in Korfu und ihre Leidenschaft für Ausgrabungen und die Antike, der sie dort frönen konnte. Ihre Leidenschaft für Ausgrabungen waren Thema der Zeit, Beispiel: Schliemann, und diese kleine Broschüre bindet das sehr gut ein, bringt darüberhinaus auch noch das archäologische Interesse dieses Jahrhunderts ein, das ja deshalb so interessant ist, weil nie in der Geschichte der Menschheit sich das Leben so änderte wie durch die Industrialisierung und gleichzeitig die Vergangenheit höchstes Interesse erzielte. Das ist ein spannender Vorgang, den wir wenig im Blick haben.

Fotos:
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Info:
Maximilian von Mexiko: Der Traum vom Herrschen, Ausstellung im Hofmobiliendepot 6. 3. bis 18.8. 2013
ISBN 3 9015668 91 3

Ulrich Ladurner, Solferino. Kleine Geschichte eines großen Schauplatzes, Residenz Verlag 2009
ISBN 978 3 7017 3151 0

Olivia Lichtscheidl, Sisi auf Korfu. Die Kaiserin und das Achilleion, ALPINA Druck 2012
ISBN 3 901568 89 1