young moneyAuf die Schnelle: Gute Informationsliteratur, gebraucht, Teil 57

Klaus Hagert

Berlin (Weltexpresso) – Zwei Leser meinten, Belletristik sei ja gut und schön, aber wir sollten doch mal richtige Bücher besprechen. Der eine meinte tatsächlich, daß nur Sachbücher ‚richtige‘ Bücher seien. Na denn. Hier geht‘s ums Geld!

YOUNG MONEY GUIDE. Richtig mit Geld umgehen und mehr vom Leben haben von Henning Jauernig

Zuerst dachte ich bei der Betrachtung des Titels, aha, da wird ein Mann abgebildet, weil die sich ums Geld kümmern. Normalerweise. Und fand das etwas Bevormundend. Aber dann beim doch stolzen Lächeln des Abgebildeten, kam ich erst auf die Idee, daß hier der Autor selbst strahlt. Und nach Kenntnis der Innenseite, wo Henning Jauernig, Jahrgang 1991, vorgestellt wird, kann man das auch verstehen. Erste Aktienkäufe mit dem Abitur, Fonds folgen. Warum er allerdings überhaupt bei der FAZ und dem Handelsblatt arbeitete und seit 2016 Redakteur im Wirtschaftsressort von SPIEGEL ONLINE ist, wo er den Blog Young Money mit Millionenpublikum betreut, der Grundlage dieses Buches wurde, versteht man dann nicht, weil man denkt, der ist doch sicher längst Multimillionär!

Nein, wir wollten uns nicht lustig machen, zudem wir auch finden, daß man solche Arbeit nicht nur wegen der Bezahlung macht, sondern Arbeit etwas tief Verwurzeltes ist, daß Befriedigung, ja Genugtuung bringt, wenn sie anderen hilft. Nur, was ist junges Geld oder ist es Geld von Jungen oder für Junge? Für wen also schreibt er? Aber das ist eigentlich nicht wichtig, denn traditionell ist das Wissen über Geld, über Geldvermehrung, über Aktienhandel, über Finanztransaktionen im deutschen Bildungswesen gering, heißt, kommt kaum vor.

Von daher ist es immer sinnvoll, auch nach der Schulzeit etwas für‘s Leben zu lernen, daß es zum großen Teil aus Geld besteht. Ich habe erst mal Folgendes gemacht und ins GLOSSAR auf Seite 267 geschaut, wo die ganzen Fachausdrücke erklärt werden. Nur Cost-Average-Effekt kannte ich nicht. Das ist ein Vorgang, wo nur dann Aktien eines Fonds erworben werden, wenn dessen Kurse falle, was dann insgesamt bei steigenden Kursen Gewinne bringt. Stimmt nicht, auch MSCI kannte ich nicht. Ein Weltmarktaktienindex, der als Vergleichsmaßstab dient und eine Breite von rund 1600 Unternehmen aus 23 Ländern hat.

Die neun Kapitel hat der Autor klar gegliedert und fängt klein an. Das ist richtig so. Denn natürlich sollte man erst einmal ein Haushaltsbuch führen. Aus vielen Gründen. Um zu wissen, wofür man sein Geld ausgibt, die fixen Kosten, die darüberhinaus, wieviel Spielraum wäre für‘s Anlegen etc. Das Gute ist, daß der Autor auch zeigt, wie man so ein Haushaltsbuch führt. Anhand des Buches leitet er den Leser dann weiter zur Überlegung, welche der Kosten nicht sein müßten, welche man einsparen kann, ohne entscheidend an Lebensqualität einzubüßen. Klar. Wenn er dann allerdings von der Kraft des Zinseszinseffekts ausgeht und von 5 Prozent Zinsen spricht, sieht man, wie schnell sich die Bedingungen ändern. Auf Zinsen kann man derzeit nicht bauen.

Doch geht der Autor beim Sparen des eigenen Geldes noch weiter und empfiehlt, alle Verträge mit finanziellen Folgen zu überprüfen, den Strom, das Gas, das Handy etc. Auf Seite 34/35 gibt er dann Spartipps für den Alltag, Jedes Jahr soll man den Strom- und Gasanbieter wechseln, weil man Hunderte von Euros spart!?! Viele Vorschläge, darunter so einige, die mir gegen den Strich gehen. Lebensmittel nur online einkaufen? Wie schrecklich. Ich bezweifle, daß das finanziell etwas bringt, aber emotional viel verloren geht, weil es etwas anderes ist, Obst oder Gemüse zu kaufen, das ich mit eigenen Augen ansehen und auswählen kann. Ja, bei solchen Vorgehen, geht das Sinnliche verloren.

Sinnvoll dagegen, den Leuten zu empfehlen, ihre Gehaltsabrechnung mal gründlich anzuschauen und die Brutto- und Nettolage zu eruieren. Daß der Soli noch dabei ist, ist dann schon historisch, aber das ist gut so, denn gerade Steuern sind als menschengemacht im Fluß – und die Pflegeversicherung für Ältere nicht immer bekannt.

Was, das alles gehörte ins Kapitel 1, aber fast 50 Seiten von gut 250!, das zweite geht auch mit Sparen weiter, nämlich, möglichst die Bank zu wechseln, falls man Gebühren zahlt. Und Tagesgeldkonten? Gibt‘s die noch? Aber, wie man günstige Kredite bekommt, paßt immer. Und vor allem, wie man vermeidet, auf versteckte Gemeinheiten, richtig faule Kredite nicht reinzufallen.

Bis jetzt ist das Buch einfach zu lesen, weil es für jeden Alltag nützt. Nun geht‘s an die Aktien. Da lohnen sich die Anlagen normalerweise nur auf lange Sicht. Sicher sind das die wichtigsten Hinweise. Wir sind aber schon schnell reich, zumindest wohlhabend und es geht weiter mit „Geld verwalten und beschützen“. ..

Das ist ein solides Buch, denn es verspricht nicht den Reichtum über Nacht, sondern das sinnvolle Wirtschaften mit eigenem Geld. Und da faß ich mich an die eigene Nase, denn jetzt geht es um Renten & Versicherungen, auch im nächsten Kapitel um Bauen & Wohnen. Und auch GELD & LIEBE ist wichtig, wie auch Steuern. Und das Schlußkapitel DER TRAUM VON FINANZIELLER UNABHÄNGIGKEIT zeigt, welche Möglichkeiten bestehen, am Beispiel mit 45 Jahren auszusteigen und dennoch vom Ersparten bis zur Rente/ Pension gut leben zu können.

Interessant. Und noch möglich. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber da geht es mir wie dem Autor, die Arbeit als Journalist ist eben so erfüllend, daß man weiterarbeiten möchte.

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Info:
Henning Jauernig, YOUNG MONEY GUIDE. Richtig mit Geld umgehen und mehr vom Leben haben, Penguin Verlag 2020
ISBN 978 3 328 10494 0