Weimer im Arbeitszimmer Foto ZollerDer Schriftsteller Wolfgang Weimer

Sabine Zoller

Dobel (Weltexpresso). „Das Dorf in dem ich wohne heißt Dobel und liegt im Nordschwarzwald, hat knapp 2300 Einwohner und gehört nicht zu den Orten die man kennen muss, wenn einem mehr an Kultur als Natur liegt,“ so der Tenor  von Wolfgang Weimer, der sich als Schriftsteller mit humorvollen und nachdenklichen Themen rund das Thema Heimat beschäftigt. Im Frühling erscheint im Garamond-Verlag sein neues Buch unter dem Titel "Der Homo sapiens im Alltag" und bietet Geschichten und Beobachtungen von dieser Art.

Als promovierter Universitäts- und Gymnasiallehrer hat Wolfgang Weimer sein gesamtes Arbeitsleben am Niederrhein verbracht und lebt nun seit fünf Jahren als Schriftsteller auf dem Dobel. Hier, wo Johann Peter Hebel (1760 - 1826) - der gemeinhin als Pionier der alemannischen Mundartliteratur gilt - vor mehr als 200 Jahren einen mehrwöchigen Kuraufenthalt verbrachte und „für Freunde ländlicher Natur und Sitten“ seine  Alemannischen Gedichte verfasste, kämpft der zugereiste Rheinländer nicht nur mit der schwäbischen Mundart, sondern auch mit dem Klima.

„Zugegeben, das war eine große Umstellung für einen, der sein gesamtes Leben im flachen Land bei angenehmen Temperaturen verbracht hat“, erklärt Weimer, der mittlerweile seinen Altersruhesitz im Nordschwarzwald genießt. In der „ländlichen Abgeschiedenheit“ lebt er nicht nur mit Ehegattin und Hund, sondern zudem inmitten seiner beachtlichen Büchersammlung. „Heimat ist für mich dort, wo meine Bücher sind“, ergänzt der umtriebige Schriftsteller, der seit sieben Lebensjahrzehnten nicht nur Bücher sammelt, sondern seit seinem zwölften Lebensjahr lesenswerte Publikationen verfasst. Waren es zunächst Kurzgeschichten und Science fiction Romane, so wandelte sich sein Repertoire in den nachfolgenden Dekaden.

„Jetzt habe ich mehr Zeit und genieße die Freiheit, mich voll und ganz meinen großen Leidenschaften zu widmen.“ Der äußerst produktive Autor hat im vergangenen Jahr zwei neue Bücher veröffentlicht. Unter dem Titel „33 anstössige Bücher, die das Lesen lohnen" beschäftigt er sich mit Schriften, die einen Skandal ausgelöst haben. Akribisch ausgewählt hat sich Weimer hierbei mit Werken aus 3500 Jahren Kulturgeschichte befasst, die zum Nachdenken anregen. Eine Herausforderung, die den Autor sichtlich begeistert.

In einem zweiten Buch hat er sich eingehend mit der „Kontroverse zwischen Optimismus und Pessimismus“ beschäftigt und zieht Parallelen zu seiner aktuellen Situation. „Ich lebe nun auf dem Land und an einem Ort, den ich zuvor überhaupt nicht kannte. Während ich in meinem vorigen Leben Kunst, Kultur und Kino unbeschwert genießen konnte, habe ich hier nun ein echtes Problem.“ Der leidenschaftliche Radfahrer besitzt weder Auto noch Führerschein und bemängelt die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Mit seiner „Hügel-Bügel-Maschine“, wie er sein E-Bike liebevoll nennt, ist er nun im Höhenort mobil unterwegs und kann der ländlichen Idylle durchaus positive Seiten abgewinnen: „Ich liebe meine schöne Wohnung, weil ich hier ungestört schreiben und lesen kann.“

Foto: 
Dr. Wolfgang Weimer lebt als Schriftsteller auf dem Dobel
©Sabine Zoller