Weshalb die Deutsche Bahn im Untergrund versinkt

Klaus Jürgen Schmidt

Nienburg/Weser (Weltexpresso) - Es gibt sie noch in Deutschland, den investigativen Journalismus, den mutigen Buchverlag, die mutige Wochenzeitung.

Alle drei fand ich letzten Freitag versammelt auf den Papier-Seiten der ersten Lieferung von „der Freitag“, bestellt zum Probelesen. Was ich las, war mir neu, hat mich aufgeregt und dazu angeregt, hier über ein Buch zu schreiben, das zwar schon auf der „Spiegel-Bestsellerliste“ stand, über dessen Autor ich aber erst aus einem Verlagstext Näheres erfuhr:



> „Die Privatisierung der Bahn haben Sie mit Ihren Artikeln mitverhindert, aber S21 werden Sie nicht verhindern. Wetten wir?“ Der Pressesprecher der Deutschen Bahn zu Arno Luik. „Ich würde Sie ja gerne hauen. Aber Schläge bringen nichts, Sie bleiben ja doch bei Ihrer Meinung.“ Bahnchef Hartmut Mehdorn zu Arno Luik, 2007. <


www.westendverlag.de/buch/schaden-in-der-oberleitung/#book-about


Weiter im Verlagstext zu Arno Luiks Buch:

> ... Das Desaster der Deutschen Bahn ist kein Versehen. Es gibt Täter. Sie sitzen in Berlin. In der Bundesregierung, im Bundestag. Und seit Jahren im Tower der Deutschen Bahn. Kritik an der Deutschen Bahn bleibt oft stehen bei lustigen Englischfehlern, falschen Wagenreihungen oder ausfallenden Klimaanlagen. Doch die Malaise liegt im System: Seit der Bahnreform im Jahr 1994, nach der die Bahn an die Börse sollte, handeln die Bahn-Verantwortlichen, als wollten sie die Menschen zum Autofahrer erziehen. Arno Luik, einer der profiliertesten Bahn-Kritiker, öffnet uns mit seinem Buch die Augen. Konkret geht es um Lobbyismus, Stuttgart 21, um Hochgeschwindigkeitszüge, um falsche Weichenstellungen, kurz: um einen Staatskonzern, der außer Kontrolle geraten ist. 10 Milliarden jährlich pumpen wir Steuerzahler in die Deutsche Bahn – dafür ist sie dann in 140 Ländern der Welt im Big Business tätig. ... <


Arno Luik

"Schaden in der Oberleitung –
Das geplante Desaster der Deutschen Bahn"

Aktualisierte Taschenbuchausgabe der 5. Auflage von 2020
Erscheinungsjahr: März 2021
Ladenpreis 12,00 Euro
ISBN 9783864892677
Westend Verlag, Frankfurt am Main

Arno Luik erhielt im „Freitag“ auf Seite 4 Gelegenheit, Ergebnisse seiner Recherchen für die aktualisierte Fassung seines Buches vorzustellen, unter der Überschrift "Unterirdische Orgien" – und beim Lesen fragte ich mich, wie „bescheuert“ ist das denn?





Was ich bisher nie im Fernsehen erklärt bekam:

Auszüge aus Arno Luiks Artikel in: "der Freitag", Nr. 16, 22.04.2021:

> ... Seit Jahrzehnten schrumpft das Gleisnetz in Deutschland, in 20 Jahren um über 20 Prozent auf derzeit 33.000 Kilometer. Dafür wächst die Zahl der Tunnel: Allein zwischen 2008 und 2018 von 657 auf 793, bemessen in Tunnellänge von 490.375 auf 762.634 Meter - eine Steigerung um 55,5 Prozent. Der Grund? Geld. Richtig viel Geld. Ein Kilometer Eisenbahntunnel kostet mindestens 50 Millionen Euro - wenn die geologischen Bedingungen optimal sind. Doch wenn es durch Karst geht, wie derzeit beim Bau der Tunnel durch die Schwäbische Alb, kommt man rasch auf 150, 300, manchmal sogar auf 400 Millionen Euro. Zum Vergleich: ein Kilometer oberirdisch verlaufende zweigleisige Strecke kostet zwischen zwölf und 15 Millionen Euro. ... Beispielhaft für die Lust auf den Untergrund steht das absurdeste Projekt der deutschen Industriegeschichte: Stuttgart 21. ... Im Herbst 2020 wurde ein langer unter Verschluss gehaltenes Rechnungshof-Guitachten bekannt, wonach S21 die Bahn in ihrer Existenz als Ganzes bedroht. ... " <



> "Und kurz vor Weihnachten 2020 wurde dann bekannt, dass (Tunnelbohrer) Herrenknecht Günther Öttinger zum Aufsichtsrat bestellt hat - jenen Öttinger, der als baden-württembergischer Ministerpräsident das Tunnelprojekt S21 und die Tunnelstrecke durch die Schwäbische Alb von Wendlingen nach Ulm durchgesetzt hat.
Bei Tunnelprofiteur Herrenknecht folgt Tunnelbohrförderer Öttinger auf S21-Tunnel-Frontkämpfer Rüdiger Grube, den Ex-Bahn-Chef, und trifft in dem Gremium auf jenen Mann, der als Kanzler Hartmut Mehdorn zum Bahnchef gemacht hatte: Gerhard Schröder. ..." <


Für den Fall, dass es mit „North Stream 2“ doch nicht klappen sollte, hat mein „Hauptdarsteller“ aus einem früheren WPO-Artikel offenbar vorgesorgt: „UNTERIRDISCH“!
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/21883-ein-lupenreiner-sozialdemokrat




Fotos:
© westendverlag / ARD / planet-wissen.de

Info:
www.westendverlag.de/buch/schaden-in-der-oberleitung/#book-about
www.freitag.de/

www.radiobridge.net/KJS%20Stories.html
weltexpresso.de/index.php/kulturbetrieb/21800-worueber-ard-und-zdf-nicht-berichten-i