Erinnerung an das Transportieren von Vernichtung und Tod
Klaus Jürgen Schmidt
Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Dieser Tage erhielt ich von einem Verwandten dieses Buch zum Durchblättern. Er erhielt es als Geschenk von einem Kollegen, pensionierter Lokführer wie er. Der Bremer Rangierbahnhof war beider Arbeitsschwerpunkt als ihre Loks noch mit Dampf fuhren. Heute hat diese Rangierstelle keine Bedeutung mehr. Die Deutsche Bahn – das war gestern an dieser Stelle zu lesen – fährt gerade ins geschäftliche Abseits. Dabei darf nicht vergessen werden, womit dieses Unternehmen – als es noch Reichsbahn hieß – ihr Geld verdiente.
Klaus Jürgen Schmidt
Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Dieser Tage erhielt ich von einem Verwandten dieses Buch zum Durchblättern. Er erhielt es als Geschenk von einem Kollegen, pensionierter Lokführer wie er. Der Bremer Rangierbahnhof war beider Arbeitsschwerpunkt als ihre Loks noch mit Dampf fuhren. Heute hat diese Rangierstelle keine Bedeutung mehr. Die Deutsche Bahn – das war gestern an dieser Stelle zu lesen – fährt gerade ins geschäftliche Abseits. Dabei darf nicht vergessen werden, womit dieses Unternehmen – als es noch Reichsbahn hieß – ihr Geld verdiente.
> In beiden Weltkriegen spielte die Eisenbahn eine zentrale Rolle; zivile Verkehrsbedürfnisse hatten in Kriegszeiten zurückzustehen. So sollte die taktisch-operative Bedeutung der Eisenbahn nicht nur ein schnelles Zuschlagen garantieren, sondern auch den Nachschub sicherstellen. Für die Versorgung einer kompletten Armee waren im Zweiten Weltkrieg etwa 6.000 Tonnen an Nachschub erforderlich, den die Reichsbahn mit bis zu zehn Zügen täglich an ihren Bestimmungsort brachte. Die Militärs nahmen den Eisenbahnaufmarsch als strategisches Element der Kriegführung in ihre Überlegungen mit auf; die Logistik der Reichsbahn bekam eine entscheidende Bedeutung für zukünftige Angriffskriege. Auf Initiative des Militärs setzte deshalb schon vor dem ersten weltkrieg eine beispiellose Bautätigkeit ein. Bahnhofsgleise mussten auf 'Kriegslänge' (bis zu 1.000 Meter) ausgebaut werden. Der im Kriegsfalle einsetzende Truppen- und Materialtransport machte den Bau zusätzlicher Bahnsteige und Verladerampen nötig. ...
... War der Krieg erst einmal ausgebrochen, hatte die Eisenbahn nicht mehr nur Truppentransporte und Nachschub abzuwickeln, hinzu kamen noch nicht enden wollende Ströme an Toten und Verletzten. Der Völkermord an den jüdischen Menschen war während des Zweiten Weltkrieges ohne die perfekt funktionierende Logistik der Reichsbahn gar nicht denkbar. ... <
Quelle: "Der Rangierbahnhof Bremen-Gröpelingen - Spuren einer über 100-jährigen Geschichte"
Und in Bremen gab es dafür eine hanseatische Lösung:
> Der Lloyd-Bahnhof wurde 1913 vom Norddeutschen Lloyd erbaut. Er war für die Passagier- und Gepäckabfertigung der Auswanderer erschaffen worden, die in Bremerhaven die Überseeschiffe besteigen wollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich der Hauptsitz der Reederei im Gebäude, die 1970 mit der HAPAG zur Hapag-Lloyd fusionierte. Der Konzernsitz wurde 1982 nach Hamburg verlegt. Während des NS-Regimes wurde der Lloyd-Bahnhof zur Abwicklung von Deportationen der jüdischen Bevölkerung sowie der Sinti und Roma genutzt. ...
Die größte Judendeportation aus Bremen fand am 18. November 1941 statt. 443 jüdische Bremer Bürger*innen wurden in das Ghetto Minsk deportiert, hinzu kamen 130 Personen aus dem Regierungsbezirk Stade. Am Tag zuvor mussten sie sich in der Lettow Vorbeck Schule (heute Hermann Böse Gymnasium) oder in der Carl Peters Schule (heute Oberschule am Barkhof) einfinden oder wurden dorthin verbracht. Am nächsten Morgen wurden sie in kleinen Gruppen zum Lloyd Bahnhof geführt. Der Zug fuhr, von Wachpersonal begleitet, mit ca. 570 Personen um 8:40 Uhr aus Bremen ab und traf gegen 11:30 Uhr im Hannöverschen Bahnhof in Hamburg ein. Dort wartete ein Zug mit ca. 408 Hamburger Juden auf die Weiterfahrt. Die zusammengekoppelten Züge trafen am 22. November 1941 in Minsk ein. Von den Bremer Deportierten überlebten nur sechs Männer.
Die zweite größere Judendeportation, die am 23.7.1942 mit 196 Personen in das Ghetto Theresienstadt führte, wurde über den Güterbahnhof abgewickelt.
Ab 9. März 1943 fuhren drei Transportzüge mit über 300 Sinti und Roma, darunter ganze Familien, vom Lloyd Bahnhof ab. Zuvor hatte man sie in einer Halle des Schlachthof auf der Bürgerweide gesammelt. Der erste Deportationszug wurde vom Leiter der Kripoleitstelle Nordwest, Wilhelm Mündtrath, geleitet, der zweite vom Kriminalsekretär Ließann und der dritte vom Kriminalangestellten Knaack. <
Quelle: spurensuche-bremen.de
Sie waren alle deutsche Beamte!
Die Eisenbahner und die Kriminalisten!
Foto:
© Kellner-Verlag, Bremen / spurensuche-bremen.de
Info:
"Der Rangierbahnhof Bremen-Gröpelingen - Spuren einer über 100-jährigen Geschichte"
Peter Köster / Heiko Bargmann / 2015 / Kellner-Verlag, Bremen, Boston / 225 Seiten, gebunden & illustriert
ISBN 978-3-939928-96-6
https://www.kellnerverlag.de/der-rangierbahnhof-bremen-gropelingen.html
www.spurensuche-bremen.de/spur/lloyd-bahnhof-das-deportationsgleis-fuer-juden-und-sinti/
www.radiobridge.net/KJS%20Stories.html
... War der Krieg erst einmal ausgebrochen, hatte die Eisenbahn nicht mehr nur Truppentransporte und Nachschub abzuwickeln, hinzu kamen noch nicht enden wollende Ströme an Toten und Verletzten. Der Völkermord an den jüdischen Menschen war während des Zweiten Weltkrieges ohne die perfekt funktionierende Logistik der Reichsbahn gar nicht denkbar. ... <
Quelle: "Der Rangierbahnhof Bremen-Gröpelingen - Spuren einer über 100-jährigen Geschichte"
Und in Bremen gab es dafür eine hanseatische Lösung:
> Der Lloyd-Bahnhof wurde 1913 vom Norddeutschen Lloyd erbaut. Er war für die Passagier- und Gepäckabfertigung der Auswanderer erschaffen worden, die in Bremerhaven die Überseeschiffe besteigen wollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich der Hauptsitz der Reederei im Gebäude, die 1970 mit der HAPAG zur Hapag-Lloyd fusionierte. Der Konzernsitz wurde 1982 nach Hamburg verlegt. Während des NS-Regimes wurde der Lloyd-Bahnhof zur Abwicklung von Deportationen der jüdischen Bevölkerung sowie der Sinti und Roma genutzt. ...
Die größte Judendeportation aus Bremen fand am 18. November 1941 statt. 443 jüdische Bremer Bürger*innen wurden in das Ghetto Minsk deportiert, hinzu kamen 130 Personen aus dem Regierungsbezirk Stade. Am Tag zuvor mussten sie sich in der Lettow Vorbeck Schule (heute Hermann Böse Gymnasium) oder in der Carl Peters Schule (heute Oberschule am Barkhof) einfinden oder wurden dorthin verbracht. Am nächsten Morgen wurden sie in kleinen Gruppen zum Lloyd Bahnhof geführt. Der Zug fuhr, von Wachpersonal begleitet, mit ca. 570 Personen um 8:40 Uhr aus Bremen ab und traf gegen 11:30 Uhr im Hannöverschen Bahnhof in Hamburg ein. Dort wartete ein Zug mit ca. 408 Hamburger Juden auf die Weiterfahrt. Die zusammengekoppelten Züge trafen am 22. November 1941 in Minsk ein. Von den Bremer Deportierten überlebten nur sechs Männer.
Die zweite größere Judendeportation, die am 23.7.1942 mit 196 Personen in das Ghetto Theresienstadt führte, wurde über den Güterbahnhof abgewickelt.
Ab 9. März 1943 fuhren drei Transportzüge mit über 300 Sinti und Roma, darunter ganze Familien, vom Lloyd Bahnhof ab. Zuvor hatte man sie in einer Halle des Schlachthof auf der Bürgerweide gesammelt. Der erste Deportationszug wurde vom Leiter der Kripoleitstelle Nordwest, Wilhelm Mündtrath, geleitet, der zweite vom Kriminalsekretär Ließann und der dritte vom Kriminalangestellten Knaack. <
Quelle: spurensuche-bremen.de
Sie waren alle deutsche Beamte!
Die Eisenbahner und die Kriminalisten!
Foto:
© Kellner-Verlag, Bremen / spurensuche-bremen.de
Info:
"Der Rangierbahnhof Bremen-Gröpelingen - Spuren einer über 100-jährigen Geschichte"
Peter Köster / Heiko Bargmann / 2015 / Kellner-Verlag, Bremen, Boston / 225 Seiten, gebunden & illustriert
ISBN 978-3-939928-96-6
https://www.kellnerverlag.de/der-rangierbahnhof-bremen-gropelingen.html
www.spurensuche-bremen.de/spur/lloyd-bahnhof-das-deportationsgleis-fuer-juden-und-sinti/
www.radiobridge.net/KJS%20Stories.html