deutshclandfunk.dekrachtSchweizer Buchpreis 2021 und Lesetermine, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Erst durch die gestrige Meldung des Schweizer Buchpreises von der Rücknahme seines Romans durch Christian Kracht von der Nominierungsliste des Schweizer Buchpreises, ist der Redaktion von WELTEXPRESSO aufgefallen, daß wir in der letzten Woche den entsprechenden Beitrag unserer Kollegin Felicitas Schubert, der vom 15. September datierte, nicht veröffentlicht hatten. Er war zwar eingegeben, aber nicht freigeschaltet worden, was heute erfolgt ist. Der Zeitpunkt paßt aber, weil dieser Artikel durch diesen korrigiert werden muß: Christian Kracht hat EUROTRASH zurückgezogen.


So lautet die Meldung:

Christian Kracht hat die Trägerschaft des Schweizer Buchpreises darüber informiert, dass er sein Buch «Eurotrash» von der Nominationsliste zurückzieht.

In seinem Brief an die Trägerschaft und die Jury begründet er seinen Schritt damit, dass er den Schweizer Buchpreis bereits 2016 gewonnen habe und mit seinem Rückzug «den anderen nominierten Schriftstellerinnen eine bessere Chance auf den Preis geben» möchte. Ferner möchte er «der Diskussion über die Förderung meines Werkes, wie sie bisweilen in einigen Schweizer Medien betrieben wird, nicht weiteren Stoff liefern.»

Die Trägerschaft des Schweizer Buchpreises bedauert Krachts Entscheidung, besonders, da sie zu diesem späten Zeitpunkt kommt.

Die Jury wird den Gewinnertitel des Schweizer Buchpreises 2021 unter den vier verbleibenden nominierten Werken von Martina Clavadetscher, Thomas Duarte, Michael Hugentobler und Veronika Sutter auswählen.


Kommentar zur Entscheidung von Kracht

Das ist ein völlig ungewöhnlicher Vorgang, daß ein Autor ein Buch, das einen sehr gut dotierten Titel erringen könnte, zurückzieht. Das Ungewöhnlichste daran ist der Zeitpunkt. Er fällt nämlich direkt zusammen mit der Nominierung desselben Romans von Kracht auf die kurze Liste zum Deutschen Buchpreis. Hat sich der Autor dadurch stärker abgesichert gefühlt? Es muß auf jeden Fall Hintergründe geben, die uns noch nicht bekannt sind und die im Bereich der publizistischen Würdigung von Christian Kracht liegen. Wird ihm in der Schweiz eine zu große Förderung vorgeworfen oder wie soll man seine Worte verstehen. Daß er 2016 schon einmal den SCHWEIZER BUCHPREIS gewonnen hat und ihn deshalb nicht ein zweites Mal gewinnen und ihn anderen wegnehmen will, ist zwar ehrenwert, aber dann seltsam, wenn er das nicht im Vorfeld geklärt hat, in dem er z.B. vor der Nominierung sein Buch zurückzieht oder unmittelbar am Tage der Bekanntgabe der nominierten Fünf.

Das Ungute an dieser späten Entscheidung ist, daß er einem anderen potentiellen Fünften den nun aufgegebenen Platz weggenommen hat, nicht durch eigene Entscheidung, sondern die der Jury, die er aber vor ihrer Entscheidung hätte informieren müssen, ABER da war vielleicht die uns nicht bekannte Diskussion in der Schweiz noch gar nicht entbrannt? Seinem Verlag Kiepenheuer & Wisch kann das nicht gefallen. Der Jury auch nicht, denn ein solcher Rückzug desavouiert immer auch den Preis.

Sein Rückzug hat auch Auswirkungen auf die unteren Veranstaltungen zum Schweizer Buchpreis, die ja mit dem in Deutschland sehr bekannten Kracht terminiert wurden und nun einen 'Star' und damit Anziehungskraft verlieren . 

Kracht war zudem der einzige Schweizer, der sowohl beim Deutschen wie dem Schweizer Buchpreis nominiert wurde, wie auch Monika Helfer die einzige ist, die auf der Zehnerliste des Österreichischen und der Zwanzigerliste des Deutschen Buchpreises, geführt wurde und es jetzt auf die Liste der letzten Sechs geschafft hat. 


Zur Erinnerung: die Modalitäten

Gemäß Reglement können Verlage maximal zwei Titel aus dem jeweiligen aktuellen oder geplanten Programm im Einverständnis mit den Autorinnen und Autoren einreichen. www.schweizerbuchpreis.ch/charta/

Die Auszeichnung ist mit insgesamt 42‘000 Franken dotiert. Der oder die Preisträger*in erhält 30‘000 Franken; die vier anderen Finalist*innen erhalten jeweils 3‘000 Franken. Die öffentliche Preisverleihung findet am Sonntag, 7. November 2021 um 11 Uhr im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.



Die nominierten Autor:innen werden ihre Bücher zuvor auf einer Lesetour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz präsentieren.

Die Daten

16. September DIGITALE BUCHTAGE SCHWEIZ.
Die Schweizer Buchbranche trifft sich im Netz mit den Nominierten.
Livestream

23. Oktober FRANKFURT
Lesefest Open Books

24. Oktober FRANKFURTER BUCHMESSE
Blaues Sofa,  ZDF/3Sa

26. Oktober MÜNCHEN
Literaturhaus München

28. Oktober SANKT GALLEN
Literaturhaus Wyborada

29. Oktober ZÜRICH
Literaturhaus Zürich

31. Oktober HAMBURG
Literaturhaus Hamburg im Hotel Wedina

4. November BERN
B-LESEN, Aula im PROGR

5./6. November BASEL
Internationales Literaturfestival BuchBasel

7. November BASEL
Preisverleihung, Foyer Theater Basel

11. November WIEN
Residenz der Schweizer Botschaft, Anlaß auf Einladung

12. November WIEN
Buch Wien, Messe Wien

Wer wann wo auftritt, entnehmen Sie bitte der Website www.schweizerbuchpreis.ch/lesetour

Foto:
©deutschlandfunkkultur.de

Info:
LiteraturBasel betreibt das Literaturhaus Basel, das Internationale Literaturfestival BuchBasel und
richtet in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV den
Schweizer Buchpreis aus. Informationen über die einzelnen Aktivitäten finden Sie unter:

www.literaturhausbasel.ch  |  www.buchbasel.ch  |  www.schweizerbuchpreis.ch