bkolzwergSerie: KINDERBÜCHER für kleine und große Menschen, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Haben Sie auch so ein Bilderbuch aus der Kindheit gerettet, zwar etwas ramponiert, aber noch mit dem Glücksgefühl von Schönheit und etwas Besonderem verbunden? Lange habe ich geglaubt, diese schönen Bilderbücher seien mit dem Schwinden der Kindheit auch aus den Buchläden entschwunden und durch Paperbacks ersetzt.

Ich bin eines Besseren belehrt worden. Vor zwanzig Jahren hatte ich die neuen, sehr aufwendigen von Künstlern und Schriftstellern gestaltete Bilderbücher aus dem Aufbau Verlag entdeckt, die der damalige Verleger Bernd Lunkewitz als Reihe auf den Markt gebracht hatte und die so schön sind, daß eine Auswahl schwer fiel und man alle haben wollte, was ins Geld ging. Aber der Bilderbuchschatz in der Bibliothek gefällt immer wieder den Erwachsenen , aber vor allem den kindlichen Besuchern, die mit den Büchern auf dem warmen Teppich für die nächste Zeit quasi unsichtbar werden.

Als ich auf der diesjährigen Buchmesse im Forum die Pressekonferenz der BUCHKINDER besuchte, hat sich dieses Glücksgefühl erneut eingestellt, das darin gipfelt, daß man auf Anhieb gerne Kind wäre. Korrekt müßte man sagen DIE BUCHKINDER LEIPZIG, auch wenn es für diesmal um eine Reise der BUCHKINDER nach Köln ging, wo die Leipziger Kinder im KOLUMBA, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, ihre eigenen Bilder in einer Ausstellung bewundern konnten.

Aber von vorne: Das Glücksgefühl hat diesmal nämlich einen weiteren Hintergrund. Man möchte Kind sein, weil die Leipziger BUCHKINDER sich nämlich ihre Kinderbücher selber machen! Wie das? Ganz einfach. Heute können dort schon Dreijährige in der Kindergartengruppe mit dem Malen und dem Zeichnen anfangen und haben von Anfang an zu ihren Werken ein besonderes Verhältnis, weil sie es an den Wänden aufhängen können. Nun gut, das macht eigentlich heute jeder bessere Kindergarten und auch in den Kinderzimmern werden die von den Kindern gemalten Exponate aufgehängt und die besonders schönen auch im Flur oder im Wohnzimmer den Besuchern gezeigt. Kinder und das, was sie produzieren ist en vogue.

Aber das, was die BUCHKINDER in Leipzig fertigbringen, spielt in einer anderen Liga. In einer, die sie selbst kreiert haben. Aus den Bildern werden Geschichten oder erst sind die Geschichten da und dann die Bilder, auf jeden Fall werden daraus ganze Bücher. Doch die schauen wir uns später auf dem Verlagsstand in Halle 3.0 D92 an. Jetzt geht es nur um die Bilder und die Ausstellung in Köln.

Die Ausstellung paßte gut ins Konzept, denn Corona hatte auch in Leipzig zugeschlagen und der Kindergarten ruhte. Aber die Bilder der Kinder waren ja da und nahmen ihren Weg nach Köln, wo sie im Museum KOLUMNA ausgestellt sind, natürlich auf kindlicher Augenhöhe. Ja, das ist eine Wertschätzung, wenn Kinder ihre Malereien und Zeichnungen zum einen in Büchern wiederfinden, aber auch an den Wänden hängen sehen. In Leipzig, wo es seit 2013 den eigenen Buchkindergarten gibt, ist das für die Buchkinder normal, aber mit dem Bus nach Köln zu fahren und die eigenen Bilder in einer richtigen Ausstellung zu sehen, daran werden sich die einzelnen auch noch dann erinnern, wenn sie längst erwachsen geworden sind. Das ist eine Wertschätzung, die Kindern widerfährt, die ihr Bild von der Welt prägt, nämlich auch, daß das eigene Tun etwas Wichtiges ist, daß über den Tag hinaus wirkt und ein Ausdruck von ihnen selber ist. Man kann sich gut vorstellen, daß solche Kinder auch die Bilder von anderen mit anderen Augen anschauen, als Kinder, deren Bilder nicht im Museum hängen. Die Gemälde und Zeichnungen in den Kunstmuseen sind sozusagen von Kollegen. Das kommt uns in den Kopf, wir wissen es ja nicht, aber wir stellen uns vor, daß dies Auswirkungen haben muß auf die Kinder, die ihre Bilder an einer Museumswand in Köln sehen, wohin sie aus Leipzig ja immerhin ganz schön lang angereist sind.

Bleibt die Frage, wie es die Leipziger geschafft haben, aus der kindlichen Lust am Malen und Zeichnen eine so intensive und auch qualitative künstlerische zu machen. Davon mehr.

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Info:
Ein Forschungsprojekt des Kunstmuseums Kolumba in Köln und des Buchkinder Leipzig e. V.
Telefon: 0341-2253742
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Kunstmuseum des Erzbistums Köln (KdöR).
KOLUMBA – Buchkinder Leipzig e.V.
Projektleitung, Kurator und stellv. Leiter von Kolumba

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