Die besten Kriminalromane des Jahres 38. Deutscher Krimipreis 2021 - International
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Gestern hat WELTEXPRESSO die besten deutschsprachigen Kriminalromane gebracht, die diesjährige Auswahl, verbunden mit der Erinnerung an die Jahre davor. So wollen wir es auch hier halten, aber hinzufügen, daß es anders als bei den monatlichen Krimibestenlisten und der Jahreskrimibestenliste mit einer anderern Jury, auch bei den Besten Kriminalromanen immer nur eine Auswahl von drei Romanen gibt, analog den Olympischen Spielen oder anderen Wettspielen mit den Treppchen.
Internationale Beste Kriminalromane 2021
1. Platz: David Peace: Tokio, neue Stadt(Liebeskind). Deutsch von Peter Torberg
Tokio im Jahr 1949, Japan unter US-amerikanischer Besatzung. Sadanori Shimoyama, der Präsident der nationalen Eisenbahngesellschaft, wird tot auf den Bahngleisen aufgefunden. Er hatte kurz davorgestanden, zehntausende Mitarbeiter entlassen zu müssen. Die Tokioer Polizei würde seinen Tod gern als Suizid aufgrund des hohen beruflichen Drucks abhaken. Den Amerikanern hingegen wäre ein Mord durch die Gewerkschaften lieber, weil ihnen das beim Zurückdrängen der Kommunisten in die Hand spielen würde.
„Die Sprache, die der Autor wählt, ist nüchtern und schlicht, er beobachtet genau und schildert Alltagshandlungen detailliert. Und doch ist diese Kargheit durchlässig: Wahn und Traum verschwimmen, öffnen sich der Geisterwelt und lassen die Toten und die Vergangenheit in die Gegenwart eindringen. (...) David Peace macht es seinen Leser:innen nicht leicht. Seine Bücher sind dunkel und verstörend, sie widersetzen sich Eindeutigkeiten und Konventionen, ‚Tokio, neue Stadt‘ macht da keine Ausnahme. Es ist voller Wut und Ekel. Und doch entfaltet es einen Sog und eine sprachliche Wucht, eine grimmige Schönheit, der man sich nicht entziehen kann.“ (Kirsten Reimers, Deutschlandfunk)
2. Platz: Colin Niel: Nur die Tiere(Lenos). Deutsch von Anne Thomas
Évelyne Ducat verschwindet eines Tages spurlos, und das Städtchen im französischen Zentralmassiv rätselt. Es kursieren Gerüchte und Beobachtungen. Doch nicht alles wird der Polizei preisgegeben, denn hier in der abgeschiedenen Bergwelt hüten die Menschen ihre Geheimnisse. (...) Mit jedem Kapitel erhält eine andere Person das Wort, und ein neues Geheimnis, ein neuer Verdacht taucht auf, bis sich das Puzzle um Évelyne Ducats Verschwinden zusammenfügt.
„Colin Niels’ Roman ‚Nur die Tiere‘ ist eine Art Plot-Wunder (...), (...) ein schönes Beispiel, wie man den guten alten Whodunnit sinnvoll wiederbeleben und gleichzeitig demontieren kann, weil es keinen Masterplan gibt, und in dieser Welt, die der Roman schildert, auch gar nicht möglich wäre. Wie Niel die fünf Perspektiven so montiert, dass am Ende kein Rashomon-Effekt entsteht, sondern Zufall und Irrtum erzählbar werden, und es tatsächlich eine Wahrheit gibt, ist große Handwerkskunst – die aber nur so brillant funktionieren kann, weil hier eine substanzielle Geschichte erzählt wird, die einen wirklichen ‚Sitz im Leben‘ hat.“ Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur)
3. Platz: Garry Disher: Moder(Pulp Master). Deutsch von Ango Laina und Angelika Müller
Wyatt stiehlt. Und das ziemlich gut, denn er ist vorsichtig wie eh und je, effizient und erfinderisch. Bei der Auswahl seiner Jobs greift er diesmal auf einen Informanten im Knast zurück, der direkt an der Quelle sitzt: Sam Kramer. Bis zu dessen Entlassung kümmert sich Wyatt im Gegenzug um Kramers Familie. Doch der Afghanistan-Veteran Nick Lazar erfährt von dieser Vereinbarung. Lazar erfährt zudem, dass Kramer zu Ohren gekommen ist, dass dem schlitzohrigen Finanzberater Jack Tremayne eine satte Anklage ins Haus steht und ein Koffer mit einer Million schon griffbereit ist: Tremayne will die Flatter machen ...
„Man muss Wyatt nicht mögen, um Dishers Wyatt-Romane (inzwischen sind es neun) hinreißend spannend, ja vergnüglich zu finden, da sie den Diebstahl und seine Vorbereitung Zug um Zug wie ein Schachspiel inszenieren. Entscheidend ist auch bei ‚Moder‘ wieder (...), wie ausnehmend fein die Zahnrädchen der Planung und Handlung ineinandergreifen. Denn Wyatt ist kein Draufgänger und Vabanque-Spieler, kühl kalkuliert er noch den unwahrscheinlichsten Zwischenfall sowie Zufall mit ein und versucht, sich auch dafür ein Hintertürchen offen zu halten. (...) Aber es wäre ein langweiliger Thriller, wenn Wyatts penible Planungen tatsächlich aufgingen.“ (Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)
Die Jury: Volker Albers (Hamburger Krimifestival) / Andreas Ammer (ARD) / Claudia Denker (Buchhandlung Chatwins, Berlin) / Jens Dirksen (WAZ Kultur) / Monika Dobler (Krimibuchhandlung Glatteis, München) / Christiane Dreiling (Buchladen Neusser Straße einzigundartig, Köln) / Joachim Feldmann (Kritiker) / Tobias Gohlis (Krimikolumnist Die ZEIT) / Günther Grosser (Kritiker) / Sonja Hartl (Kritikerin) / Cornelia Hüppe (Krimibuchhandlung Miss Marple, Berlin) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling (Kritiker) / Christian Koch (Krimibuchhandlung Hammett, Berlin) / Alf Mayer (Kritiker CrimeMag) / Torsten Meinicke (Buchladen in der Osterstraße, Hamburg), Peter Münder (Kritiker) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Kirsten Reimers (Kritikerin) / Robert Schekulin (Kritiker, Buchhändler) / Jan C. Schmidt (kaliber38.de) / Joachim Schneider-Sacotte (Kritiker) / Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Bettina Thienhaus (Kritikerin) / Jutta Wilkesmann (Krimibuchhandlung Die Wendeltreppe, Frankfurt) / Thomas Wörtche (Kritiker)
Die Kritiker:innen der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind. Thomas Wörtche stimmt zudem nicht für Titel des Suhrkamp Verlags.
Der Deutsche Krimipreis ist der älteste deutsche Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus Krimi-Kritiker*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Krimi-Buchhändler*innen die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Mit dem Deutschen Krimipreis – vergeben in den Kategorien National und International – werden jeweils drei Romane gewürdigt, die inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse verleihen.
Der Deutsche Krimipreis ist undotiert und wird – ungewöhnlich in der Szene der Literaturpreise – in der Regel nicht öffentlich verliehen, sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben. .
International 2020
1. Platz: Denise Mina: Götter und Tiere (Argument/Ariadne)
Mit einem fremden kleinen Jungen im Arm hockt Martin im Glasgower Dezemberregen auf einer Bordsteinkante. Beide sind blutbespritzt und halb taub. Doch im Gegensatz zum Großvater des Jungen leben sie noch. Ein Überfall auf eine Postfiliale endet im Blutbad. Martin, selbst noch unter Schock, muss jetzt einige Fragen beantworten. Schon seine Herkunft gibt Kriminalermittlerin Alex Morrow Rätsel auf, und auch sonst scheint der junge Mann ein besonders undurchsichtiger Typ zu sein. Was bedeuten die seltsamen Tattoos, die er trägt? Und warum steht auf seinem Hals Beasts – Tiere?
„Denise Mina nutzt diesen Fall als Aufhänger, um die Glasgower Stadtgesellschaft zu skizzieren und auch zu sezieren, dabei zieht sie einen Bogen von Kleine-Leute-Milieus über Politik und Polizei natürlich bis hin zum organisierten Verbrechen, und zwar mit jeder Menge spektakulärer Wendungen bis ganz zum Schluss. Reife, intelligente Kriminalliteratur vom Feinsten; die Schottin Denise Mina gehört zu den besten GenrekünstlerInnen Europas.“ (Ulrich Noller, WDR/Cosmo)
2. Platz: Garry Disher: Hope Hill Drive(Unionsverlag)
Die Dezemberhitze brennt auf die trockenen Felder und den flimmernden Asphalt im australischen Tiverton. Constable Paul Hirschhausen leitet die Polizeistation der Kleinstadt im staubigen Niemandsland. Bagatelldiebstähle, Trunkenheit am Steuer – Hirsch hat nicht allzu viel zu tun. Bis ein Pferdemassaker die Anwohner erschüttert und dem Constable Rätsel aufgibt. Die Medien wittern eine Story und fallen in Tiverton ein. Hirsch muss die Gemüter beruhigen, doch als auch noch eine Leiche gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. Hinter den rostigen Gattern der entlegenen Farmen stößt Hirsch auf schlummernde Leidenschaften und explosive Gewalt.
„Die Balance zwischen Realismus und moderater Action ist perfekt. Und wieder einmal zeichnet Garry Disher ein differenziertes Gesellschaftsbild aus dem abgelegenen Australien, wo sich nicht nur Kängurus und Giftschlangen Gute Nacht sagen, sondern auch Menschen aller Charakter-Schattierungen.“ (Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)
3. Platz: Young-ha Kim: Aufzeichnungen eines Serienmörders(cass verlag)
Tierarzt Byongsu Kim ist „pensionierter“ Serienmörder. Er verbringt seine Zeit damit, Klassiker zu lesen und Gedichte zu schreiben. Kurz nachdem er in seinem Viertel einem Mann begegnet, den er als seinesgleichen erkennt, wird bei ihm beginnende Demenz diagnostiziert. Um seine Tochter zu beschützen, plant der alte Mann, mit seinem schwindenden Gedächtnis kämpfend, einen letzten Mord.
„Es ist ein tiefschwarzhumoriges Nachdenken über das Leben und das Sterben, das man in ‚Aufzeichnungen eines Serienmörders‘ findet. Es geht um den Stellenwert von Kunst, es gibt Seitenhiebe auf beliebte Serienmörder-Topoi – und eine langsame Auflösung der Hauptfigur. Sehr, sehr lesenswert!“ (Sonja Hartl, Zeilenkino)
International 2019
1. Platz: Hannelore Cayre: Die Alte(Argument/Ariadne)
Madame Portefeux, die Arabischübersetzerin mit den Patience-blauen Augen, führt ein Scheißleben. Die Kohle ist knapp, die alte Mutter liegt im Sterben, die Welt biegt sich vor Ungerechtigkeit. Dann tut sich unverhofft eine Chance auf, die einfach ergriffen werden muss. Und alles wird anders.
„Cayres Prosa ist von rasanter Lakonie, biestig, boshaft, ätzend, tödlich präzise, scheuklappenfrei und dabei sensibel. Ihre Komik balanciert dabei clever zwischen Handlungs- und Sprachkomik, aber wer in ‚Die Alte‘ eine Satire sehen möchte, irrt. Satire überzeichnet. Hannelore Cayres Romans dagegen trifft die gesellschaftlichen Verhältnisse schon fast hyperrealistisch.“ (Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur)
2. Platz: Dror Mishani: Drei(Diogenes)
Eine Frau sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat. Eine zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einem Zeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann. Es gibt vieles, was sie nicht über ihn wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie.
„Dror Mishanis Roman ‚Drei‘ ist eine gefährliche Lektüre. Auf mehreren Ebenen. (...) Der Erzähler lässt [den Leser] verstört und unbefriedigt zurück: Er erhält keine Erklärung für die Bösartigkeit und Grausamkeit, die er miterleben musste. Gerade deshalb ist Dror Mishanis ‚Drei‘ ein hervorragender Kriminalroman. Denn er handelt überaus kunstvoll vom heißen Kern unserer Moral – und dem der Kriminalliteratur: der Unbegreiflichkeit des Verbrechens.“ (Tobias Gohlis, Deutschlandfunk Kultur)
3. Platz: Denise Mina: Klare Sache(Argument/Ariadne)
Anna McDonald führt in Glasgow ein unauffälliges Leben. Ihre Leidenschaft sind True-Crime-Podcasts. Eintauchen in eine Parallelwelt voller Rätsel und ungelöster Verbrechen ... Ihr neuer Podcast klingt besonders verheißungsvoll: „Der Tod und die Dana“. Ein versunkenes Schiff, ein uralter Fluch, Explosion und Mord. Was will man mehr? Aber auf Anna wartet eine böse Überraschung.
„‚Klare Sache‘ ist ein wildes, sprunghaftes Buch – allerdings gelingt es Denise Mina, die vielen disparaten Themen (Promis, die von Fans belästigt werden, hohe Investitionen in Fußballclubs, Steuerbetrug, Prekariat und Protz) lässig zu integrieren. Es hilft, dass ihre Figuren glaubwürdig sind, aber doch auch mit kräftigem Strich gezeichnete Typen. (...) Sie sind so originell wie einprägsam und sind trotzdem keine Schwarz-weiß-Charaktere.“ (Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)
Die Jury: Volker Albers (Hamburger Krimifestival) / Andreas Ammer / Claudia Denker (Buchhandlung Chatwins, Berlin) / Jens Dirksen (WAZ Kultur) / Monika Dobler (Krimibuchhandlung Glatteis, München) / Christiane Dreiling (Buchladen Neusser Straße einzigundartig, Köln) / Joachim Feldmann (Kritiker) / Tobias Gohlis (Krimikolumnist Die ZEIT) / Günther Grosser (Kritiker) / Sonja Hartl (Kritikerin) / Cornelia Hüppe (Krimibuchhandlung Miss Marple, Berlin) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling (Kritiker) / Christian Koch (Krimibuchhandlung Hammett, Berlin) / Alf Mayer (Kritiker CrimeMag) / Torsten Meinicke (Buchladen in der Osterstraße, Hamburg), Peter Münder (Kritiker) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Thomas Przybilka (BoKAS) / Kirsten Reimers (Kritikerin) / Robert Schekulin (Kritiker, Buchhändler) / Joachim Schneider-Sacotte (Kritiker) / Jan C. Schmidt (kaliber38.de) / Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Bettina Thienhaus (Kritikerin) / Jutta Wilkesmann (Krimibuchhandlung Die Wendeltreppe, Frankfurt) / Thomas Wörtche (Kritiker)
Die Kritiker*innen der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind. Thomas Wörtche stimmt zudem nicht für Titel des Suhrkamp Verlags.
Der Deutsche Krimipreis ist der älteste deutsche Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus Krimi-Kritiker*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Krimi-Buchhändler*innen die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Mit dem Deutschen Krimipreis – vergeben in den Kategorien National und International – werden jeweils drei Romane gewürdigt, die inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse verleihen.
Der Deutsche Krimipreis ist undotiert und wird – ungewöhnlich in der Szene der Literaturpreise – in der Regel nicht öffentlich verliehen, sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.
International 2018
1. Platz: Hideo Yokoyama: 64(Atrium)
Im Januar 1989 wird in Tokio ein siebenjähriges Mädchen entführt. Tagelang versuchen die Eltern alles, um die Forderungen des Entführers zu erfüllen. Doch alle Bemühungen sind vergebens. Der Entführer entkommt unerkannt mit dem Lösegeld, kurz darauf wird die Leiche des Mädchens gefunden. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere, der Fall geht unter dem Aktenzeichen 64 als ungelöstes Drama in die Kriminalgeschichte Japans ein. Vierzehn Jahre später verschwindet die Tochter von Yoshinobu Mikami, dem Pressesprecher eines kleinen Polizeireviers. Mikami, selbst Gefangener eines übermächtigen Verwaltungsapparats, stößt kurz darauf auf ein geheimes Memo zu Fall 64. Getrieben von einer dunklen Ahnung beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln.
„Auf knapp 800 Seiten (...) erzählt Hideo Yokoyama eine sich langsam, aber unerbittlich, detailliert, aber immer wieder auch rasant entwickelnde Geschichte. (...) Ein Kriminalroman als Gesellschaftspanorama, das ist nichts Neues. Aber die Tiefe der Einblicke, die Hideo Yokoyama in eine fremde Lebensweise und ihre sozialen Regeln gestattet, möchte man für beispiellos halten.“ (Sylvia Staude)
2. Platz: Tom Franklin: Krumme Type, krumme Type(Pulp Master)
Als die neunzehnjährige Tina Rutherford verschwindet, ist jedem in Chabot, Mississippi klar, wer dafür verantwortlich ist. Denn 25 Jahre zuvor war schon die junge Cindy Walker nach einem Date mit dem Nachbarssohn Larry Ott spurlos verschwunden. Für das Verbrechen konnte Larry aus Mangel an Beweisen nie verurteilt werden, wurde aber fortan gemieden und lebte in ritualisierter Einsamkeit. Erneut unter Verdacht, ist sein Haus vermehrt Ziel betrunkener Rednecks; er wird angeschossen und der junge schwarze Constable Silas Jones mit den lästigen Ermittlungen betraut – eine gemeinsame Vergangenheit und ein dunkles Geheimnis verbinden ihn mit Larry.
„Kunstvoll zwischen damals und heute springend, rollt Tom Franklin die Geschichte einer Freundschaft auf: ein trostloses Panorama von Angst, Armut und Rassismus. Schweigen liegt wie eine finstere Wolke über den Beziehungen der Menschen. Als Wahrheit zählt nur, was mit dem Vorurteil übereinstimmt. (...) Tom Franklins ‚Krumme Type, krumme Type‘ (...) ist ein trauriges, großes Buch.“ (Tobias Gohlis)
3. Platz: Denise Mina: Blut Salz Wasser(Ariadne bei Argument)
Helensburgh am River Clyde, Refugium für Reiche und Touristen: Verloren irrt ein Mörder durch die malerischen Gässchen, während Kriminalinspektorin Alex Morrow nach einer verschwundenen Geldwäscherin sucht. Und das bevorstehende Referendum bringt zusätzlich Unruhe ins Gefüge.
„(...) Denise Mina (behält) stets den Überblick über die verschiedenen Erzählstränge – und verflicht sie am Ende virtuos. Zudem zeichnet sie ein scharfer Blick für gesellschaftliche Realitäten aus. Misogynie (...) durchzieht konstant die Gesellschaft. Auch Verbrechen und Kriminalität sind nicht Abnormitäten, sondern strukturelle Elemente einer Gesellschaft, die auf Betrug und Geldwäsche beruht. (...) In ‚Blut Salz Wasser‘ dekonstruiert Denise Mina eindrucksvoll den konservativen Glauben, dass mit der Überführung des Täters alles wieder gut und die Ordnung wiederhergestellt sei.“ (Sonja Hartl)
Die Jury
Volker Albers (Hamburger Krimifestival) / Andreas Ammer (ARD) / Claudia Denker (Buchhandlung Chatwins, Berlin) / Monika Dobler (Krimibuchhandlung Glatteis, München) / Christiane Dreiling (Buchladen Neusser Straße einzigundartig, Köln) / Joachim Feldmann (Kritiker) / Tobias Gohlis (Die Zeit) / Günther Grosser (Kritiker) / Sonja Hartl (Kritikerin) / Cornelia Hüppe (Krimibuchhandlung Miss Marple, Berlin) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling (Kritiker) / Christian Koch (Krimibuchhandlung Hammett, Berlin) / Alf Mayer (Kritiker CrimeMag) / Torsten Meinicke (Buchladen in der Osterstraße, Hamburg), Peter Münder (Kritiker) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Thomas Przybilka (BoKAS) / Kirsten Reimers (Kritikerin) / Robert Schekulin (Kritiker, Buchhändler) / Jan C. Schmidt (kaliber38.de) / Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Bettina Thienhaus (Kritikerin) / Jutta Wilkesmann (Krimibuchhandlung Die Wendeltreppe, Frankfurt) / Thomas Wörtche (Kritiker)
Der Deutsche Krimipreis ist der älteste deutsche Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus Krimi-Kritiker*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Krimi-Buchhändler*innen die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Fotos:
©deutscher-krimipreis.de
Info:
Quelle: Deutscher Krimipreis
Den ersten Platz gewinnt David Peace mit TOKIO, NEUE STADTTokio, neue Stadt
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