hessen demokratieBegleitband zur Ausstellung im Vonderau Museum Fulda, Teil 1//2

Klaus Hagert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ja, ja, stimmt, die Ausstellung selbst ist am 24.Oktober 2021 zu Ende gegangen, aber dafür sind Kataloge und Begleitbände ja da, daß man auch danach noch nachlesen kann, um was es ging. Um nichts weniger nämlich als unsere heutige gesellschaftliche Grundlage: um die Gründung des neuen Bundeslandes Hessen, um freie Wahlen, um Parlamente, um freie Bürger, um Demokratie und demokratische Rechte.

Nein, nicht ‚Rechte‘ im Sinne von politisch rechts und auch wenn es schwerfällt, daß es wohl auch demokratische politische Rechte gibt, doch die meisten von ihnen, die sich lauthals als ‚rechts‘ bezeichnen, Antidemokraten und auch noch stolz darauf. Wie muß das gewesen sein, als die verlorenen Krieger, also die gewesenen Nationalsozialisten, die nicht nur den deutschen Namen international in den Dreck gezogen haben, sondern das deutsche Volk auf nicht absehbare Zeit mit der Verantwortung von beispiellosen Verbrechen zurückgelassen hatten,auf einmal Demokraten sein sollten mehr, als wollten. Daß die meisten dann auch noch sagten, sie hätten von nichts gewußt, setzte der Verlogenheit noch einmal ein Hütchen auf. Stellt man sich das Ganze heute vor, dann erkennt man sehr viel klarer die Schwierigkeiten, die eine Entnazifizierung mit sich brachten. Denn dieses Codewort ENTNAZIFIZIERUNG wurde von den Alliierten – wer noch ganz jung ist und in Geschichte nicht aufgepaßt hat, muß man denen sagen, daß es sich bei den Alliierten um die Kriegsparteien handelt, die gegen das Nazireich Krieg führten und gewannen: Vorneweg erst die später in den Krieg eingetretenen USA, England, Frankreich, die sogenannten Westmächte, die über die französische Küste Hitlers Verteidigung brachen und die Rote Armee der Sowjetunion, die vom Osten kommend nicht nur am 27.Januar 1945 Auschwitz befreiten, sondern vom 16. April bis zum 2. Mai  in der Schlacht von Berlin Oberhand gewannen, so daß am 8. Mai - es jährt sich bald zum 77. Mal, normalerweise ein Menschenleben - die Kapitulation der Nazideutschen erfolgte, andere wie ich sagen: Befreiung dazu.

Und genau wie eben aus der gedanklichen Rückschau geschlossen, folgt dieser Band ebenfalls den geschichtlichen Ereignissen, allerdings auf Hessen bezogen, das es ja zuvor als eigenes Land nicht gab, sondern von den Alliierten und den Bürgern des Gebietes neu gegründet wurde. Im Vorwort wird Adolf Arndt(SPD) zitiert: „Die Institutionen einer Verfassung mögen nun noch so musterhaft sein, sie bleiben doch ein totes Skelett, wenn nicht der Mensch sie mit Fleisch und Blut erfüllt.“

Am 1. Dezember 1946 wurde also im neugeschaffenen Hessen nach den Jahren der NS-Diktatur in einer Volksabstimmung die Hessische Verfassung in Kraft gesetzt – wie ich lese -, zeitgleich mit Bayern und Baden-Württemberg, letzteres auch ein neu geschaffenes Bundesland.

Der vorliegende Band ist nun nicht als Vorbereitung der Ausstellung zu anzusehen,sondern ist aus den Recherchen zu dieser Ausstellung an Material angewachsen, das sich über die Ausstellung hinaus zu publizieren und zu lesen lohnt.

Fortsetzung folgt

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Info:
Als die Demokratie zurückkam, 75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda, Begleitband zur Ausstellung im Vonderau Museum Fulda, Michael Imhof Verlag 2021
ISBN 978 3 7319 1152 4