literaTurm2022 Dachterrasse Allianz Global Copyright Alexander Paul EnglertliteraTurm 2022 im Zeichen der „Risse“

Katharina Klein

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  Es war eine starke Planung, mit der nach Osteuropa gewandten Veranstaltungsreihge "Risse" endlich in Tiefe und Breite die dortige literarische Situation auch bei uns bekannt zu machen und zu diskutieren. Nun endete am Sonntag, 3. Juli, die elfte Auflage des biennalen Literaturfestivals literaTurm, das in Frankfurter Hochhäusern mit spektakulären Aussichten über die Mainmetropole stattfindet. Es hatte am Montag, 27. Juni, begonnen und umfasste 34 Programmpunkte.

Das diesjährige Motto lautete „Risse“ und legte einen Schwerpunkt auf die Literatur aus Ost- und Mitteleuropa. Die Veranstaltungen waren zum überwiegenden Teil ausverkauft und zogen 2800 Zuschauerinnen und Zuschauer an. Ausrichter ist das städtische Kulturamt.

Die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig würdigt das Festival: „Ich freue mich wirklich sehr über den ausgesprochen großen Erfolg von literaTurm 2022. Das Programm reflektierte Verwerfungen in Geopolitik, Gesellschaft und im Biografischen. Dass das Publikum so zahlreich erschienen ist, zeigt, dass die Resonanz dann groß ist, wenn Themen der Zeit verhandelt werden. Ich danke dem gesamten Team unter Dr. Sonja Vandenrath für die geleistete Arbeit im Vorfeld und während des Festivals.“

Zu den renommierten Gästen zählten Karl Heinz Ott, László Krasznahorkai, Steffen Mau, Senthuran Varatharjah, Nahid Shahalimi, Natalie Amiri, Christiane Hoffmann, Oliver Nachtwey, Peter Sloterdijk, Lea Ypi, Sasha Filipenko, Katerina Poladjan, Viktor Jerofejew, Ferenc Barnás, Hendrik Bolz, Artur Klinau, Judith Hermann, Dana von Suffrin, Katja Oskamp, Lena Gorelik, Andrej Kurkow, Johanna Bator, Maria Stepanova, Karl Schlögel, Lea Ypi, Tanja Maljartschuk und andere. Insgesamt waren 45 Autorinnen und Autoren zu Gast.

Programmleiterin Sonja Vandenrath zieht Bilanz: „Die Literatur hat von je her ein besonders feines Sensorium für Erschütterungen und Brüche. Dass aus den Rissen als einem eher diffusen Zeitgefühl eine bittere Realität werden kann, wissen wir seit dem 24. Februar 2022. Ein Weckruf auch für uns: Wir haben unser Programm daraufhin um bedeutende Autorinnen und Autoren aus Mittel- und Osteuropa erweitert. Die interdisziplinären Panels spiegeln unseren Anspruch auf Aktualität und Relevanz, den das Publikum sehr honoriert. Den Eventcharakter des Festivals erzeugen die Veranstaltungsorte in den höchsten Etagen Frankfurter Hochhäuser.“

Zu den Höhepunkten des Festivals zählte die Eröffnung mit Lea Ypi, Tanja Maljartschuk, Gerd Koenen und Viktor Jerofejew, die ganz im Zeichen der Ukraine stand, das Lesungskonzert mit Judith Hermann und dem Ensemble Modern sowie die Diskussion mit Karl Schlögel zu Russland und diejenige mit Ivan Krastev zu Europa nach dem Angriff auf die Ukraine. Großen Zuspruch erhielten auch die Debatten zur deutschen Erinnerungskultur, zur Situation von Frauen in Afghanistan, zur Wut von berufstätigen Müttern, zu Ostdeutschland in den Nachwendejahren sowie zur Klassengesellschaft.

Am Sonntag fand zum ersten Mal in der historischen Villa Metzler ein Kinderprogramm statt. Erneut war in diesem Jahr der Kulturfonds FrankfurtRheinMain der Hauptförderer und der Kooperationspartner in der Region. Gastgeber der Veranstaltungen bis zum 38. Stock waren Allianz Global Investors, DLA Piper, Freshfields Bruckhaus Deringer LLP, Hengeler Mueller, ODDO BHF, Morgan, Lewis & Bockius LLP, Tishman Speyer und UBS Europe SE. Kooperationspartner und Veranstaltungsorte waren des Weiteren das Haus des Buches, Litprom, das Hessische Literaturforum im Mousonturm, die Historische Villa Metzler, das Instituto Cervantes Frankfurt und die Volksbühne im Großen Hirschgraben.

Foto:
Literatur über den Dächern Frankfurts: Literaturfestival LiteraTurm auf einer Dachterrasse mit imposanter Kulisse
©Alexander Paul Englert