Hanswerner Kruse
Fulda / Petersberg (Weltexpresso) - Die Autoren Volker Klüpfel & Michael Kobr luden zu einem grandiosen Kabarett-Abend, den sie als Vorstellung ihres neuen Krimis „Affenhitze“ tarnten. In der Ankündigung hieß es, „Lachgarantie und beste Unterhaltung“ sei für alle Fans garantiert, Neulinge hätten endlich Gelegenheit, in den „speziellen Allgäuer Kosmos einzutauchen.“
300 fröhlich-aufgeregte Leute füllten die Halle und waren bestens vertraut mit den Schöpfern des Allgäuer Kommissars Kluftinger und ihren munteren Possen. Doch der Verfasser dieser Zeilen war Debütant, kein Reporter der Allgäuer Zeitung, hatte aber seinen Spaß beim Eintauchen ins Allgäuische. Das Spektakel begann mit einem Film, in dem zwei große Affen, offenbar Klüpfel & Kobr in haarigen Kostümen, die Entdeckung des aufrechten Ganges im Allgäu nachstellten: Sie mussten sich strecken und aufrecht gehen, um eine Schüssel Kartoffelsalat (?) aus einem Baum zu klauben. Ein Evolutionssprung!
Dann vertieften die beiden Autoren das Thema, „damit es ein wissenschaftlicher und lehrreicher Abend wird.“ Mit einem riesigen Schaubild erläuterten sie - nun ohne Affenfell - die Unterschiede zwischen dem Homo Sapiens und dem Homo Allgovians Vulgaris.
„Wir haben uns vor elfeinhalb Millionen Jahren schneller entwickelt als ihr“, erklärten sie stolz dem verblüfften Publikum - und kamen dann endlich zur Vorstellung des neuen Romans „Affenhitze".
„Wir haben uns vor elfeinhalb Millionen Jahren schneller entwickelt als ihr“, erklärten sie stolz dem verblüfften Publikum - und kamen dann endlich zur Vorstellung des neuen Romans „Affenhitze".
Darin wird Professor Brunner, der Entdecker der Knochenreste von „Udo“, dem ersten aufrecht gehenden Allgäuer, ermordet in seiner lehmigen Ausgrabungsstätte ausgebuddelt. Der Landesvater, unverkennbar von Klüpfel als Franz Josef Strauß dargestellt, besuchte die Grube, um die Entdeckung des Ur-Allgäuers zu feiern. Aber nach der Entdeckung des Toten machte er sich eilig vom Acker.
Was hier nacherzählt vielleicht noch nicht besonders komisch wirkt, wurde von Klüpfel & Kobr lebendig, übertrieben und sarkastisch aus ihrem, an Wortwechseln reichem Buch vorgetragen. Sie spielten was sie deklamierten, verließen aber häufig ihre aufgeschriebenen Dialoge und interpretierten oder stritten sich über die Handlungen der Figuren: „Das galt doch damals als demokratisch, wie bayrische Landesväter gewählt wurden...“
Im Laufe des Abends wurde die Buchvorstellung immer stärker zur Comedy-Show und vom Publikum ausgiebig bejubelt. Die kriminalistische Handlung geriet dabei etwas in den Hintergrund, aber „das können Sie ja nachlesen“, hieß es manchmal. Die Mimen lasen kreuz und quer aus der „Affenhitze“ und performten die Aktionen ihrer Figuren: Sie sprachen und stritten über den Flohmarkt, den Erika, die Frau des Kommissars zur Unterstützung von Flüchtlingen vorbereitete. Dabei lernten wir die kauzigen Eltern Kluftingers kennen, die später seine geliebten Kindersachen beim Trödelmarkt verkauften. Oder wir erlebten die Begegnung Kluftingers mit der jungen Bibliothekarin, die freizügig ihre Bluse geöffnet hatte: „Diese Hitze“, seufzte sie. Natürlich wollte sie keine „Nummer“ - oder die Telefonnummer - vom verwirrten Kommissar, sondern nur die Nummer seines Bibliotheksausweises. Der gelegentlich derbe Humor des Duos zielte jedoch nie unter die Gürtellinie, provozierte kein sexistisch-schenkelklopfendes Gewieher.
Am Schluss ging's zurück zur Story. Angefeuert von seinem Team versuchte Kluftinger sich, wie in einer Schauspielschule, von der Sekte auf dem Marktplatz anheuern zu lassen. Die war nämlich ebenfalls aus der Sicht des Kommissars verdächtig. Als Zugabe schenkten die Comedians dann dem dankbaren Publikum noch eine fiktive telefonische Pizzabestellung, mit grotesken Missverständnissen zwischen dem Italiener und den Allgäuern.
Foto:
© Hanswerner Kruse
Info:
Volker Klüpfel & Michael Kobr „Affenhitze“, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Ullstein-Verlag, 554 Seiten, 24,99 Euro